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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Sweta hatte fest versprochen, sie mitzubringen. Wo können wir sie finden?« Pawel zog das zusammengeknüllte Seidenpapier aus dem Schuh und blickte von unten zu dem Mädchen hoch. »Sind Sie ihre Kollegin?«
    »Ja, ihre Kollegin«, bestätigte das Mädchen. »Drückt er auch nicht?«
    »Doch, ein bißchen«, log Pawel, »geben Sie mir ein anderes Paar. Und nicht so weiße. Wissen Sie, wir haben immer Probleme mit Schuhen. Sweta wollte nicht nur Pumps mitbringen, sondern auch Stiefel für den Herbst und noch einiges mehr. Sie hat gesagt, sie hätte auch kleine Größen, aber sie nähme sie nicht immer mit. Zu wenig Bedarf.«
    »Sie haben also bei ihr zu Hause angerufen? Und ihreMutter hat gesagt, Sweta sei hier auf dem Markt?« Die Aussicht, gleichzeitig Pumps, Stiefel und noch etliches mehr zu verkaufen, interessierte das Mädchen sichtlich.
    »Ja. Vor genau einer Stunde haben wir telefoniert«, sagte Katja. »Ihre Mutter macht sich Sorgen, weil Sweta nicht zu Hause übernachtet hat.«
    »Ich verstehe nicht ganz, sind Sie denn Bekannte von Sweta?«
    »Ja, von früher«, lächelte Katja. »Neulich haben wir uns zufällig wiedergetroffen, und Sweta hat mir erzählt, daß sie auf dem Markt arbeitet. Da habe ich sie gebeten, mir beim Schuhkauf zu helfen.«
    »Haben Sie schon bei Wowka angerufen?« fragte das Mädchen sachlich.
    »Sie hat mir Wowkas Telefonnummer gegeben, aber ich hab sie verloren«, schwindelte Katja.
    »Gut, gehen wir.« Das Mädchen schlüpfte hinter dem Stand hervor und schrie: »Walja, ich bin für eine Minute weg. Paßt du mit auf?«
    »Geh nur!« erwiderte eine ältere Frau, die am Nachbarstand saß, mit tiefer Baßstimme.
    »Übrigens, ich heiße Christina«, sagte das Mädchen, während es sich geschickt durch die Menge schob und sie auf die Straße führte. Am Eingang zum Markt war nicht weniger Trubel als mittendrin. Es roch nach Schaschlik, angebranntem Teig und Puffmais. An einem fettbespritzten Grillwagen blieb Christina stehen. Ein kleines, schmächtiges und völlig kahles Männchen schnitt mit einem Messer gewandt Streifen von einem Dönerspieß ab und legte sie in kleine runde Teigtaschen.
    »Hallo, Wowka«, sprach Christina ihn an, »weißt du, wo Sweta steckt?«
    »Was gibt’s denn?« fragte das Männchen in heiserem Falsett zurück, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Sie hätte heute auf dem Markt sein sollen, aber sie hatnicht mal angerufen. Die Jungs haben mir Bescheid gesagt, sie haben auch die Ware gebracht, aber zum Verkaufen hatte keiner Zeit. Wo ist sie abgeblieben?«
    »Was, sie hat nicht mal angerufen?« fragte Wowka gleichmütig.
    »Nein. Sie ist spurlos verschwunden. Hat sie bei dir übernachtet?«
    »Das hatte sie versprochen«, sagte Wowka, »aber sie ist nicht gekommen.«
    »Entschuldigung, wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?« mischte sich Katja vorsichtig in das Gespräch.
    Wowka erstarrte für einen Moment mit dem Messer in der Hand, musterte Katja und Pawel mit einem unangenehmen Blick, sagte kein Wort und fixierte Christina. Die begann zu lachen und schüttelte ihren kurzgeschorenen Kopf.
    »Das sind Bekannte von Sweta. Die Frau hat Probleme mit ihren Schuhen, eine sehr kleine Größe, und Sweta hatte versprochen, heute Schuhe für sie mitzubringen.«
    Wowka entspannte sich etwas und begann wieder mit dem Messer zu arbeiten.
    »Sie hat mich gestern angerufen und gesagt, sie käme am Abend, so gegen zwölf. Mehr nicht. Ist sie denn nicht zu Hause? Vielleicht ist sie krank?«
    »Nein.« Katja schüttelte den Kopf. »Ich habe bei ihr zu Hause angerufen.«
    »Dann weiß ich auch nicht, wo sie sich rumtreibt.«
    Wowka begann, seine Fleischtaschen an die Kunden auszuteilen, und zählte mit fettigen Fingern geschickt das Kleingeld ab. Das Gespräch war beendet.
    »Sei nicht traurig«, zwinkerte Christina Katja zu, »gleich finden wir Schuhe für dich. Was für welche brauchst du? Elegante oder schlichte für jeden Tag? Helle? Dunkle?«
    »Nein, danke. Ein andermal.«
    »Und die Turnschuhe? Ich würde euch Rabatt geben, na?«
    »Danke«, Pawel lächelte, »auch ein andermal.«
    Im Auto zündeten sich beide eine Zigarette an.
    »Warte ab«, sagte Pawel leise, »keine Panik. Erstens, wir wissen ja noch gar nicht, ob sie es war. Zweitens – vielleicht hat sie ja noch andere Kavaliere außer Wowka?«
    »Verstehst du, jemand war bei mir zu Hause. Nach dem Tod von Gleb.« Katja zog nervös die Schultern hoch. »In der Tasche des Bademantels habe ich einen fremden BH

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