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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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gefunden. Und Shannotschka hat gesagt, sie habe den Bademantel in der Nacht gewaschen, als … Mein Gott, ist das alles widerlich.«
    Dubrowin ließ den Motor an und fuhr los.
    »Hast du diese Sweta Petrowa gut gekannt? Was war sie für ein Mensch?«
    »Wir haben uns seit acht Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Katja nachdenklich. »Das letzte Mal habe ich sie bei der Hochzeit getroffen. Meiner Hochzeit mit Gleb. Sie war mit ihrer Mutter gekommen. Damals war Ella Friseurmeisterin im Salon ›Zauberfee‹ und hat noch nicht getrunken. Friseure, Zahnärzte, Schneider – alle diese nützlichen Leute wurden früher immer zu solchen Anlässen eingeladen. Mir war der ganze Trubel zuviel, und ich bin in den Aufenthaltsraum für die Musiker geschlichen. Da war kein Mensch, nur Sweta Petrowa, sie saß in einer Ecke und rauchte. Sie war schon ziemlich betrunken. Ich erinnere mich deswegen so gut, weil ich noch nie so viele Gemeinheiten auf einmal von jemandem gehört habe. Als Kind hat sie mich auch schon ›Dörr-Giselle‹ genannt, aber in dem Moment ging es plötzlich mit ihr durch. Ich mag gar nicht mehr daran denken. Widerlich.«
    »Sie hat dich also schon als Kind gehaßt?« fragte Pawel. »Warum?«
    »Sie hat die ganze Welt gehaßt. Unsere Welt – meine, Glebs, die Welt unserer Eltern. Aber diese Welt zog sie auch magnetisch an.«
    »War sie sehr häßlich?«
    »Aber nein, sie war hübsch. Eine große Blondine, ein bißchen mollig, aber in Maßen. Sie meinte einfach, daß alle Welt sie geringschätze. Und mich hat sie nicht aus einem konkreten Grund gehaßt, sondern einfach so.«
    »Aber wahrscheinlich war sie in deinen Mann verliebt?«
    »Das ist es ja gerade, nein. Weißt du, ich erzähle dir von Sweta Petrowa und habe dabei so ein Gefühl, als sei sie schon gar nicht mehr am Leben.«
    »Übertreibst du nicht? Es gibt sicher noch andere Erklärungen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, daß niemand ihr den Auftrag gegeben hat anzurufen. Sie hat es aus eigenem Antrieb getan. Und als sie von dem Mord gehört hat, war sie entsetzt und ist in Panik geraten. Der Zweck ihres letzten Anrufs war einfach: Sie wollte sich möglichst schnell reinwaschen – das war nicht ich, man hat mich darum gebeten. Psychologisch völlig verständlich.«
    »Der Zweck war ein ganz anderer: Geld«, erinnerte ihn Katja, »sie hat dreitausend Dollar verlangt.«
    »Mir scheint, Geld ist hier nicht die Hauptsache. Durch ihre Erpressung hat sie indirekt betont, daß es nicht ihre Idee war. Aber dann ist sie zur Besinnung gekommen und war erst recht erschrocken. Hier ging es plötzlich um ein Kapitalverbrechen. Und sie stand sowieso schon mit dem Rücken zur Wand. So hat sie beschlossen, für eine Weile zu verschwinden.«
    »Dann müßte sie schon eine komplette Idiotin sein«, sagte Katja mit nervösem Lächeln. »Ist Erpressung allein nicht schon ein Verbrechen? Und außerdem, in ihrer Lage zu verschwinden, bedeutet, sich automatisch in den Kreis der Verdächtigen einzureihen.«
    »Ich gehöre ja wohl auch zu diesem Kreis, oder? Und ich versichere dir, es werden sich noch viele Leute finden, dieein Motiv und den Wunsch hatten, auf deinen Mann zu schießen. Aber höchstwahrscheinlich hat es irgendein Gangster getan, der von einem anderen Gangster dafür bezahlt wurde. Weshalb werden Geschäftsleute ermordet?«
    »Wegen Geld, oder aus politischen Gründen«, sagte Katja zerstreut.
    »Richtig. Und dein Mann war in erster Linie Geschäftsmann, zumindest in den letzten Jahren. Und er war eng mit der Mafia verbunden. Liebe, Eifersucht, Neid, die Holzspäne in deinem Kopfkissen – das ist aus einer anderen Oper.«
    Katja hörte ihm kaum noch zu. Sie sortierte im Kopf die Namen ihrer alten Bekannten. Sie wußte, sie hatte nicht eher Ruhe, als bis sie geklärt hatte, wer diese »andere Oper« inszeniert hatte und warum und wohin Sweta Petrowa verschwunden war. Plötzlich fiel ihr wieder ein, daß damals, vor acht Jahren auf ihrer Hochzeit, Sweta unter anderem auch gesagt hatte: Wäre ich nicht gewesen, dann wärst du, Dörr-Giselle, in der Silvesternacht nicht Hals über Kopf auf die Datscha gefahren und würdest jetzt nicht Gleb heiraten.
    Das war nun wirklich völliger Schwachsinn gewesen. Und trotzdem, Katja fiel es jetzt wieder ein. Und ihr fiel auch ein, daß die Masseurin, mit der Jegor Barinow sich noch eine Stunde vor dem Jahreswechsel in seinem Büro vergnügt hatte, ebenfalls Sweta hieß.

Kapitel 16
    Es waren bereits fünf Jahre vergangen,

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