Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
schmuddeligen Schuhkarton mit steuerlich relevanten Belegen ab. Vielen freiberuflichen Dienstleistern,
besonders aus sozialen oder künstlerischen Bereichen, fehlt zunächst jede realistische Vorstellung von der Bedeutung steuerlicher
Einsparungen. Andere dagegen, etwa Rechtsanwälte oder Ärzte, wundern sich immer wieder über die hohen Kosten ihrer Verwaltung,
weil sie die Abwicklung ausschließlich Sekretärinnen oder Hilfskräften überlassen, ohne sich je selbst von deren Effizienz
zu überzeugen. Ein anderer, oft komplizierter Bereich stellt die Abwicklung von Korrespondenz, die Ablage usw. dar. Viele
freiberuflich Tätigen produzieren in ihren Arbeitsräumen ein Chaos, das sie selbst kaum mehr durchschauen. Freiberufler in
Anfangsstadien wollen sich beim Coach fast immer in der einen oder anderen Weise mit Prozessen der Selbstverwaltung beschäftigen.
|128| Fragen der sozialen Verankerung
Wenn sie sich wirtschaftlich einigermaßen gesichert glauben, taucht bei Freiberuflern meistens ein anderes zentrales Thema
auf: »Wie kann ich mich befriedigend sozial verankern?« Gerade in dieser Berufssituation erhalten ja Zugehörigkeiten zu Systemen
der Arbeitswelt einen relativ beliebigen Charakter, d. h. die Betreffenden können sich jederzeit aus solchen Verankerungen
lösen. Hier spielen oft folgende Überlegungen eine Rolle: »Was lasse ich mir von denen noch gefallen?« oder: »Wie viel Zeit
investiere ich in dieses oder jenes Projekt oder System?«, »Wie hoch sind die materiellen wie immateriellen Kosten, und was
erhalte ich als Gegenwert?« Angesichts solcher Beratungsthemen müssen immer vielfältige Parameter berücksichtigt werden. Sie
betreffen das persönliche Wohlbefinden, den faktischen oder menschlichen Ertrag, das Ausmaß der investierten Zeit usw.
Fragen zur Planung der weiteren beruflichen Entwicklung
Wenn Freiberufler die Organisation ihrer eigenen Arbeit und ihre sozialen Relationen schon einige Zeit lang gut im Griff haben,
stellen sich oft Fragen ein wie: »Soll das alles sein?« oder: »Soll das bis ans Ende meines Berufslebens so weitergehen?«
In diesem Stadium überlegen Freiberufler oft, wie sie das bislang Erreichte weiter präzisieren können, ob sie sich zunehmend
spezialisieren sollen, oder ob es sich lohnt, noch einmal ein nuanciert anderes fachliches Profil zu erarbeiten, oder ob sie
sich gar zur Ruhe setzen.
Mit solchen Fragestellungen sind immer viele weitere verbunden. Bei Neuorientierungen geht z. B. oft der bisherige Kunden-/Klientenstamm
verloren, die Anbindung an bestimmte Sozialsysteme, die Einbettung in Verbände und anderes. Derartige Entscheidungen müssen
immer sorgfältig auf ihre gesamten Konsequenzen untersucht und austariert werden.
Zusammenfassung
Die unendliche Themenvielfalt von Coaching lässt sich nach zwei Gesichtspunkten kategorisieren: Sie sind zunächst nach generellen
paradigmatischen Aspekten zu identifizieren als Themen auf individueller, auf |129| Beziehungs- oder auf Systemebene. Dann enthalten sie Anliegen, die den einzelnen Berufstätigen betreffen, seine beruflichen
Beziehungen oder sein berufliches Dasein in den jeweiligen organisatorischen oder sonstigen Kontexten. Sie können auf die
Bewältigung von Problemen oder den Ausbau vorhandener Ressourcen gerichtet sein. Themen lassen sich aber auch im Sinne thematischer
Akzente differenzieren, die unterschiedliche Funktions- und Feldgruppen aufwerfen. Das heißt, die Themenpräferenzen von Managern,
Sozialmanagern oder Freiberuflern unterscheiden sich erheblich. Unter Bezug auf die Organisationskulturdebatte lässt sich
behaupten, dass Führungskräfte aus der Wirtschaft häufig mit individuellen Krisen ins Coaching eintreten, die gar nicht selten
psychotherapeutischer Behandlung bedürfen. Bei längeren Prozessen bilden sie aber Themenvorlieben, die sich um ein differenziertes
Verstehen beruflicher Zusammenhänge zentrieren. Sozialmanager dagegen werfen im Coaching häufiger faktische Themen auf, die
um Managementfunktionen, organisatorische Zusammenhänge und Organisation-Umwelt-Bezüge kreisen. Themenpräferenzen von Freiberuflern
variieren mit der Dauer ihrer Tätigkeit. Interessieren sie sich anfangs oft für die Organisation ihrer eigenen Arbeit, beschäftigt
sie in mittleren Stadien ihre soziale Verankerung und im Weiteren werfen sie Fragen nach ihrer beruflichen Fortentwicklung
auf.
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|130| Kapitel 5
Die
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