Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Anforderungen an den Coach
Angesichts all der bisher verhandelten Funktionen, Anlässe und Themen von Coaching sind an den Coach einige spezifische Anforderungen
zu stellen:
In der einschlägigen Literatur (
Neubeisser
1990;
Looss
1993 u. a.) wurden schon mehrfach personenspezifische Anforderungen an den »idealen Coach« gestellt. Sie lassen sich nach
menschlichen und nach fachlichen Gesichtspunkten differenzieren. In diesem Zusammenhang geht es um allgemein menschliche Kategorien,
wie z. B. eine breite Lebens und Berufserfahrung, um eine gute persönliche Ausstrahlung, einen angemessenen Interaktionsstil
oder um das Geschlecht des Coach. Dabei handelt es sich zu großen Teilen um Phänomene, die einer sehr subjektiven Bewertung
unterliegen müssen. Sie sind hier auch in diesem Sinne zu behandeln. Die fachlichen Qualifikationen eines Coach dagegen enthalten
bereits einen allgemein gültigeren Charakter. Hier möchte ich intellektuelle Flexibilität, breites sozialwissenschaftliches
Wissen, ein hohes Maß an ideologischer Offenheit und eine jeweils passende Feldkompetenz als relevante Forderungen diskutieren.
Eine ganz andere Kategorie von Ansprüchen, die in der Literatur bislang noch nicht verhandelt wurde, sind solche nach einer
bündigen konzeptionellen Orientierung des Coach. Das ist aus mehreren Gründen bedeutsam: Wenn Coaching zur Selbstgestaltung
im Beruf beitragen soll, wäre es wünschenswert, dass dies auf der Basis von ausformulierten Konzepten geschieht; denn nur
so erhält die gemeinsame Arbeit für Klienten die notwendige Transparenz. Auch zur Etablierung von Coaching als eigenständiger
Form der Beratung scheint die Entwicklung von entsprechenden Konzeptionen unverzichtbar. Erst auf diese Weise lässt sich nämlich
eine Plattform für die weitere Fachdiskussion schaffen und eine Basis für Aus- oder Weiterbildungen von Coaches. Die in diesem
Zusammenhang formulierten Anforderungen an das Konzept |131| des Coach sind auch maßgeblich für den zweiten Teil dieses Buches, wo wesentliche Elemente eines Coaching-Ansatzes verhandelt
werden.
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1. Personenspezifische Anforderungen an den Coach
Wenn Coaching beansprucht, ein Weg zum Selbstmanagement von Führungskräften und Freiberuflern zu sein, dürfen Fragen von Interessenten
nach der persönlichen und fachlichen Qualifikation eines Coach kein Tabu sein. Es sollte ebenso wenig ein Tabu sein, dass
sich Berater mit ihrer menschlichen und fachlichen Qualifikation so realistisch wie möglich selbst auseinander setzen.
In vielen Fällen sind Coaching-Klienten nämlich überfordert, den für sie passenden Coach nach rationalen Gesichtspunkten auszuwählen.
Meistens erfolgt die Wahl eines Coach auf Empfehlung, gewissermaßen als »Geheimtipp«, den ehedem Gecoachte guten Freunden
oder Bekannten geben: »Der oder die hat mir richtig gut getan, du wirst sehen, der/die ist prima.« Manche finden ihren Coach
auch in der Firma. Es handelt sich dann um Organisationsmitglieder, die sich in Personal- oder Personalentwicklungsabteilungen
auf Coaching spezialisiert haben. Andere finden den passenden Coach über Veröffentlichungen. Aus Aufsätzen oder Büchern lässt
sich nämlich gelegentlich die spezielle persönliche Art und Kompetenz eines Beraters erahnen. Eine ebenfalls mögliche Form,
den passenden Coach zu finden, besteht für viele in der Kontaktaufnahme mit einer »Community«, die derartige Berater ausbildet
oder die als »Coaching-Ring« vielleicht den menschlich und fachlich passenden Coach vermitteln kann. In wieder anderen Fällen
engagieren Mitarbeiter eines Personalbüros Coaches, die sich ihnen über Werbebroschüren angeboten haben.
Im Einzelfall bleibt aber eher fraglich, was ein potenzieller Klient von seinem potenziellen Coach erwarten kann und welcher
Berater sich selbst als »den idealen Coach« einstuft. Selbstverständlich lassen sich keine allgemein gültigen Maßstäbe für
den idealen Coach formulieren. Wenn aber eine gewisse Transparenz in die Coaching-Debatte kommen soll, scheint es sinnvoll,
einige wesentliche Kriterien zu benennen, die für Coaching-Konsumenten vorrangig relevant sind und an denen sich auch einschlägig |132| tätige Berater oder in Ausbildung befindliche messen können. So will ich im Folgenden eine Reihe von persönlichen und fachlichen
Anforderungen an die Person des Coach verhandeln, die einen groben Rahmen zur Beurteilung und
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