Coaching mit DreamGuidance
zum Kloster Knechtsteden, wo tenHorst in der Basilika zur Belohnung für die auch erschöpfende Anreise eine Kerze anzünden darf. So bringen wir Licht in den Dämmer dieses alten Gemäuers, sinnbildlich für unsere eigene Suche nach Klarheit.
Die Radtour selbst gerät zur spielerischen Recherche in Sachen Berufsgenogramm. En passant lasse ich mir von tenHorst berichten, woher er kommt, was es mit seinen Ahnen auf sich hat, wie diese ihr Brot verdient haben. Und erfahre, dass in der urgroßelterlichen Generation mütterlicherseits wie väterlicherseits arme Waldarbeiter darunter waren. Deren Kinder, Thobens Großeltern, schlugen erstmalig intellektuelle Laufbahnen ein, in deren Fußstapfen seine Eltern und auch er selbst getreten sind. Sein heimlicher Kindertraum allerdings sei es gewesen, Förster zu werden, lacht er belustigt. So, als ob er sich selbst auslachen wolle. Aber warum heimlich, will ich wissen. Weil doch für die Eltern Förster und Waldarbeiter ein und dasselbe war, meint er, nämlich gar nichts. Das habe ihn nachhaltig abgeschreckt.
Nach einem zünftigen Mittagstisch in einer schönen Restauration nahe der Basilika sitzen wir draußen unterm Sonnenschirm und genießen den Kaffee. Ein guter Zeitpunkt, um unsere Aufmerksamkeit seinen Erfolgsprinzipien zu schenken. An drei wichtigen biografischen Beispielen lasse ich mir von ihm erklären, wer oder was in seinem bisherigen Leben hilfreich war, wenn es um Veränderung ging.
Die Entscheidung fürs Studium habe er »im dicken Kopp« getroffen, sagt er, also betrunken. Während der Abiturfeten sei das eine Wette gewesen, die er unbedingt habe gewinnen wollen: Es auf die Henri-Nannen-Schule schaffen – oder aber einen Tausender berappen. Er brauchte die Summe nicht zu bezahlen, denn er wurde angenommen, was ihm wunderbare neue Möglichkeiten eröffnete. Für das gewonnene Geld kaufte er sich sein erstes Motorrad, eine Bullet 500, gebraucht. Seine Augen leuchten bei der Erinnerung an unbekümmerte Hamburger Touren.
Der gelungene Einstieg in die Medienwelt, der erste berufliche Erfolg erweisen sich genauer betrachtet als Folge von Spontaneität und Ehrgeiz. Die erste Beförderung verdankte er einem Mentor im Verlag, der an ihn glaubte und ihn im richtigen Moment mit den richtigen Leuten zusammenbrachte. Hier trug das Netzwerk, das er sich schnell aufbauen konnte – durch Sympathie und gute Leistungen. Schließlich im Privatleben, seine Frau, die sich »auf Anhieb« in den Clown verliebte, den er auf der Geburtstagsfeier eines Freundes gab. Die Tür zu ihrem Herzen erfolgreich geöffnet zu haben, verdankte er seinem Humor.
»Eigentlich ist alles perfekt«, sagt er da nachdenklich. »Was ist bloß los mit mir? Für die Midlife-Crisis bin ich eigentlich noch zu jung!« Da bringe ich die Frage nach seinem Kraftkern ins Spiel. Was ist es, das uns trägt, wenn nichts sonst mehr trägt? Was, wenn alle Gewissheit wegzubrechen droht, äußerlich wie innerlich? Für die Antwort reiche ich ihm einen mitgebrachten Zeichenblock mit Wachsmalkreiden. Aufzeichnen soll er, was ihm dazu einfällt, dem Gefühl, das zu dieser Frage aufkommt, Form und Farbe verleihen.
Auf dem Blatt finden sich bald ein Schmetterling und eine kleine Partitur, alles in Grün und sonnigem Gelb gehalten vor blauem Hintergrund. Sehr schön. Und er freut sich über die gelungene Darstellung, die ihm für das »innere Lied« steht, das er hört, wenn »die Sache stimmt«. Wie der satte Sound einer Bullet, der nach und nach, je weiter sie sich von ihm entfernt, zum leisen Flügelschlag eines Schmetterlings wird. Ein Sinnbild für Kraft und vollständige Wandlung. Sich sanft aus der Verpuppung heraus zum freien Flug aufmachen.
In der Nacht nach unserem Ausflug träumt sich tenHorst im Wald. Unterwegs mit einem Landrover, bei sich zwei Hunde, misst er den Forst aus. Fühlt er sich wohl, rundum, wie er plötzlich auf einer Lichtung steht und zu träumen glaubt, so glücklich ist er und so vollkommen richtig scheint ihm sein Leben.
Wenige Tage später, in der nächsten Coaching-Sitzung, erzählt er mir gleichermaßen bange wie begeistert von seinem Erlebnis. Sollte er wirklich …? Von einer Entscheidung sind wir in unserem gemeinsamen Prozess an dieser Stelle jedoch noch weit entfernt, sage ich ihm. Denn hier angelangt können wir alles gebrauchen, nur keinen Druck. Noch sind wir bei der Recherche, bei der Bestandsaufnahme, noch sammeln wir die Zutaten für einen Kuchen, der Klarheit heißt.
Ich
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