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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gab – ein Job, den anscheinend niemand haben wollte. Die Amtszeit schien jedes Mal eher kurz zu sein, und der Trick bestand darin, dass man, wenn möglich, innerhalb kürzester Zeit ein gewaltiges Vermögen zusammenraubte und sich dann mit mehreren jungen Damen an die portugiesische Algarve zurückzog. Das Problem lag in den Worten »wenn möglich«.
    Der Tankerfahrer schloss seine Schläuche an und fing an zu pumpen. Romero bot Pons einen Becher Kaffee aus seiner eigenen Thermosflasche an. Pons schnupperte daran. Kolumbianischer Kaffee, der beste. Er nickte dankend. Um zehn vor vier Ortszeit waren sie fertig. Pedro und Pablo, die kräftig nach Schweiß und schwarzem Tabak rochen, kletterten hinten ins Flugzeug. Sie konnten sich jetzt noch drei Stunden ausruhen, bis die Haupttanks leer waren. Dann müssten sie wieder pumpen, bis sie Brasilien erreichten. Pons und sein jugendlicher Kopilot, der noch lernen musste, wie der Hase lief, verabschiedeten sich von Romero und kletterten ins Cockpit.
    Die Wranglers hatten sich wieder in eine Reihe gestellt, und als ihre Suchscheinwerfer aufstrahlten, brauchte Kapitän Pons nur zu wenden, um sofort in westlicher Richtung zu starten. Um fünf vor vier hob er ab, jetzt um eine Tonne leichter, und es war noch dunkel, als er die Küste hinter sich ließ.
    Irgendwo im Busch hinter ihm würde die Tonne Kokain in ein geheimes Depot gebracht und sorgfältig in kleinere Teilmengen zerlegt werden. Die meisten davon würden nach Norden wandern, auf einem von zwanzig verschiedenen Wegen und mit einer von fünfzig Transportmethoden. Wegen dieser Aufspaltung in kleine Pakete war die Cobra davon überzeugt, dass sich der Schmuggel nicht mehr unterbinden ließ, wenn das Rauschgift erst an Land angekommen war.
    Doch überall in Westafrika wurden die einheimischen Helfer bis hinauf zur präsidialen Ebene nicht mit Geld, sondern mit Kokain bezahlt. Das Rauschgift in Reichtum zu verwandeln, war ihr Problem. Sie richteten ein zweites, paralleles Netz von Transportwegen ein, ebenfalls in nördlicher Richtung, aber ausschließlich in den Händen und unter der Kontrolle schwarzer Afrikaner. Hier kamen die Nigerianer ins Spiel; sie dominierten den innerafrikanischen Handel und vermarkteten ihren Anteil fast ausschließlich durch die Hunderte nigerianischer Gemeinschaften in ganz Europa.
    Schon 2009 war die Entwicklung eines Problems spürbar geworden, das den Don eines Tages zur Weißglut treiben sollte. Einige der afrikanischen Verbündeten wollten nicht auf die Dauer bloße Kommissionsempfänger bleiben. Sie wollten auf die Ebene der Akteure aufsteigen, direkt an der Quelle einkaufen und statt ihrer schmalen Gewinnspannen lieber die Riesenprofite des weißen Mannes kassieren. Aber der Don hatte seine europäischen Kunden zu bedienen. Er hatte sich geweigert, die afrikanischen Dienstboten zu gleichrangigen Partnern zu befördern. Diese unterschwellige Fehde gedachte die Cobra auszunutzen.
    Pater Isidro hatte stundenlang mit seinem Gewissen gerungen und gebetet. Er hätte sich an den Pater Provinzial gewandt, aber dieser hochwürdige Herr hatte seinen Rat bereits erteilt. Jetzt war es eine persönliche Entscheidung, und jeder Gemeindepriester konnte nach seinem freien Willen handeln. Doch Pater Isidro spürte nichts von einem freien Willen. Er sah sich in der Falle. Er hatte ein kleines, verschlüsseltes Mobiltelefon, das nur mit einer einzigen Nummer verbunden werden konnte. Unter dieser Nummer erreichte man eine aufgezeichnete Stimme, die zwar mit amerikanischem Akzent, aber fließend Spanisch sprach. Er konnte auch eine SMS an die Nummer senden. Oder er konnte stumm bleiben. Erst der Teenager im Krankenhaus von Cartagena brachte ihn schließlich zu seiner Entscheidung.
    Er hatte den Jungen getauft und später gefirmt, wie so viele Jugendliche in der bettelarmen Arbeitergemeinde am Hafenrand. Als er gerufen wurde, um die Sterbesakramente zu spenden, blieb er weinend am Bett sitzen und ließ die Rosenkranzperlen durch die Hände gleiten.
    » Ego te absolvo ab omnibus peccatis tuis «, flüsterte er, » in nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti .« Er machte ein Kreuzzeichen in die Luft, und der ausgemergelte Junge starb. Leise zog die Schwester das weiße Laken über das tote Gesicht. Vierzehn Jahre alt, und eine Überdosis Kokain hatte ihn hinweggerafft.
    »Welche Sünden hatte er denn begangen?«, fragte der Priester seinen schweigenden Gott, als er auf dem Heimweg durch die dunklen

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