Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Hafenstraßen an die Absolution dachte, die er dem Jungen erteilt hatte. Noch in derselben Nacht rief er an.
Er glaubte nicht, dass er Señora Cortez’ Vertrauen enttäuschte. Sie war immer noch ein Mitglied seiner Gemeinde, geboren und aufgewachsen in den Slums am Hafen, auch wenn sie inzwischen einen schönen Bungalow in einer privaten Wohnsiedlung bezogen hatte, im Schatten des Cerro La Popa. Ihr Mann Juan war ein Freidenker und kam nicht zur Messe. Doch seine Frau kam und brachte ihr Kind mit, einen sympathischen Jungen, munter und mutwillig, wie Jungen es sein sollen, aber gutmütig und fromm. Was die Señora ihm anvertraut hatte, war nicht im Beichtstuhl offenbart worden, und sie hatte den Pater um Hilfe gebeten. Das Siegel des Beichtgeheimnisses brach er also nicht. Er rief an und hinterließ eine kurze Nachricht.
Vierundzwanzig Stunden später hörte Cal Dexter die Nachricht ab. Dann ging er zu Paul Devereaux.
»Da gibt es einen Mann in Cartagena, einen Schweißer. Wird als handwerkliches Genie beschrieben. Er arbeitet für das Kartell und baut Verstecke zwischen Stahlwänden, die so geschickt angelegt sind, dass man sie praktisch nicht entdecken kann. Ich glaube, ich sollte diesen Juan Cortez besuchen.«
»Das glaube ich auch«, sagte die Cobra.
SECHS
Das hübsche kleine Haus war sauber und gepflegt, ein Haus, das besagte, dass die Leute, die darin wohnten, stolz darauf waren, aus der Arbeiterklasse aufgestiegen und qualifizierte Handwerker geworden zu sein.
Aufgespürt hatte den Schweißer der ortsansässige Agent der britischen SOCA . Der Agent war ein Neuseeländer, der nach vielen Jahren in Mittel- und Südamerika Spanisch wie seine Muttersprache beherrschte. Er hatte eine gute Tarnexistenz als Dozent an der Marineakademie. Dieser Posten verschaffte ihm Zugang zu sämtlichen Behörden in Cartagena. Ein Freund im Rathaus hatte den Bungalow in den Registern des Grundsteueramtes gefunden.
Seine Antwort auf Cal Dexters Anfrage war lobenswert knapp gewesen: Juan Cortez, selbstständiger Schiffbauhandwerker, Adresse. Dazu die Versicherung, es gebe nicht noch einen solchen Juan Cortez in der Umgebung der privaten Wohnsiedlung am Hang des Cerro La Popa.
Drei Tage später war Cal Dexter in der Stadt: ein Tourist mit bescheidenen Mitteln, der in einem preiswerten Hotel abstieg. Er mietete einen Motorroller, einen von zehntausenden in der Stadt. Auf dem Stadtplan suchte er die Vorortstraße im Bezirk Las Flores heraus, prägte sich den Weg ein und fuhr dort vorbei.
Am nächsten Morgen kauerte er kurz nach Tagesanbruch vor seinem Motorroller, dessen Innereien neben ihm auf dem Gehweg ausgebreitet lagen, und arbeitete. In den Häusern ringsum gingen die Lichter an; die Leute standen auf, auch in Nummer siebzehn. Cartagena liegt am Südrand der Karibik, und das Wetter ist das ganze Jahr hindurch mild. So war es auch an diesem frühen Morgen im März, und später würde es heiß werden. Die ersten Pendler fuhren zur Arbeit. Von seinem Platz am Straßenrand sah Dexter den Ford Pinto, der auf dem asphaltierten Stellplatz vor dem Haus der Zielperson parkte. Durch die Jalousien schimmerte Licht: Die Familie saß beim Frühstück. Um zehn vor sieben kam der Schweißer aus seinem Haus.
Dexter rührte sich nicht. Er hätte auch gar nichts tun können, denn sein Motorroller war nicht einsatzbereit. An diesem Morgen ging es aber auch nicht darum, die Zielperson zu beschatten; er wollte nur wissen, wann der Mann das Haus verließ. Hoffentlich würde Juan Cortez am nächsten Tag genauso verfahren. Dexter beobachtete, wie der Ford vorbeirollte und in Richtung Hauptstraße abbog. Am nächsten Morgen um halb sieben würde Dexter dort an der Ecke warten, aber dann würde er in Helm und Jacke auf dem Roller sitzen. Der Ford verschwand um die Ecke. Dexter schraubte seinen Roller wieder zusammen und fuhr zurück zu seinem Hotel.
Er hatte den Kolumbianer aus der Nähe gesehen und würde ihn wiedererkennen. Und er kannte den Wagen und das Kennzeichen.
Am nächsten Morgen verlief alles wie beim ersten Mal. Das Licht ging an, die Familie frühstückte, sie verabschiedeten sich. Um halb sieben hielt Dexter mit laufendem Motor an der Ecke und tat, als telefonierte er, damit die vereinzelten Fußgänger eine Erklärung dafür hatten, warum er hier stand. Niemand nahm Notiz von ihm. Um Viertel vor sieben fuhr der Ford an ihm vorbei; Juan Cortez saß am Steuer. Dexter gab ihm hundert Meter Vorsprung und folgte ihm dann.
Der
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