Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Allzwecktransporter zu dienen, wurden in späteren Versionen die Sitze herausgerissen. Aber die Version, die in der Nachmittagssonne auf Boavista wartete, war etwas ganz Besonderes.
Sie war nicht für Atlantiküberquerungen gebaut. Mit ihrer maximalen Treibstoffladung von 5000 Pfund konnten die beiden Pratt-and-Whitney-Canada-Triebwerke sie 708 Seemeilen weit bringen – bei ruhiger Luft, voll beladen, unter Langstreckenreisebedingungen und zusätzlicher Berücksichtigung von Rollbetrieb, Start, Steigflug und Landung. Unter diesen Voraussetzungen die brasilianische Küste hinter sich zu lassen und Kurs auf Afrika zu nehmen, wäre eine sichere Methode für jeden, der in der Mitte des Ozeans den Tod finden wollte.
In den geheimen Werkstätten des Kartells, versteckt im Urwald neben Landebahnen irgendwo in Kolumbien, waren die Koksflugzeuge umgebaut worden. Raffinierte Ingenieure hatten zusätzliche Treibstofftanks nicht unter den Tragflächen, sondern im Rumpf untergebracht. Üblicherweise waren es zwei, einer auf jeder Seite des Laderaums, mit einem schmalen Durchgang zum Cockpit.
Technologie ist teuer, menschliche Arbeitskraft billig. Statt den zusätzlichen Treibstoff mit Elektropumpen, die ihren Strom aus den Triebwerken bezogen, von den inneren in die Haupttanks zu befördern, wurden zwei »Peons« mit an Bord genommen. Wenn die Haupttanks weit draußen im dunklen Himmel allmählich leer wurden, fingen die Peons an, mit Muskelkraft zu pumpen.
Die Route war unkompliziert. Die erste Etappe begann auf einem versteckten Flugplatz im kolumbianischen Dschungel, der immer wieder gewechselt wurde, damit Colonel Dos Rios nicht aufmerksam werden konnte. Die Piloten legten die 1500 Meilen bis nach Brasilien in der ersten Nacht zurück. 5000 Fuß hoch über dem Blätterdach des Mato Grosso waren sie im Dunkeln praktisch unsichtbar.
Im Morgengrauen nahm die Crew ein herzhaftes Frühstück zu sich und verschlief dann die Hitze des Tages. In der Abenddämmerung startete die King Air nochmals vollgetankt, um die 1300 Meilen zwischen der Neuen und der Alten Welt zu überfliegen – dort, wo der Abstand am kürzesten war.
Als an diesem Abend das letzte Licht aus dem Himmel über Boavista versickerte, drehte der Pilot die King Air in den leichten Wind, nahm die letzten Checks vor und fing an zu rollen. Das Bruttogewicht seiner Maschine erreichte das von Hersteller angegebene Maximalgewicht von 15 000 Pfund. Er würde 1200 Meter brauchen, um vom Boden hochzukommen, aber hier hatte er mehr als 1500 Meter flach gewalztes Grasland vor sich. Der Abendstern funkelte am Himmel, als sich die King Air von Boavista erhob, und die tropische Nacht senkte sich herab wie ein Theatervorhang.
Man sagt, es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten kühnen Piloten. Francisco Pons war fünfzig, und seit vielen Jahren startete und landete er auf Flugplätzen, die in keinem amtlichen Handbuch verzeichnet waren. Und er war immer noch am Leben, weil er vorsichtig war.
Seine Route war sorgfältig geplant, kein Detail war übersehen worden. Er lehnte es ab, bei verrücktem Wetter zu fliegen, aber der Wetterbericht für diese Nacht versprach angenehme zwanzig Knoten Rückenwind für die gesamte Strecke. Er wusste, dass ihn am anderen Ende kein moderner Flughafen erwartete, sondern wieder eine aus dem Busch gerodete Landebahn, beleuchtet mit den Scheinwerfern auf sechs Offroadern, die in einer Reihe daneben parkten.
Er hatte sich das Morsesignal eingeprägt, das ihm beim Anflug entgegengeblinkt werden würde, um ihm zu bestätigen, dass dort unten in der samtenen Wärme der afrikanischen Nacht kein Hinterhalt auf ihn wartete. Wie immer würde er je nach Wolkenobergrenze zwischen fünf- und zehntausend Fuß hoch fliegen, weit unterhalb der Höhe, in der er Sauerstoff benötigte. Natürlich könnte er auch den ganzen Weg durch die Wolken fliegen, wenn es sein müsste, aber es war angenehmer, im Mondlicht über die Wolkenschicht hinwegzugleiten.
Bei sechs Flugstunden würde er – selbst wenn man berücksichtigte, dass er nach Osten und der aufgehenden Sonne entgegenflog, und selbst wenn man drei Stunden Zeitunterschied und weitere zwei Stunden für das Auftanken an einem im Busch geparkten Tanklaster hinzugab – wieder in der Luft sein und ohne seine Ladung um eine Tonne leichter über die afrikanische Küste zurückfliegen, bevor die aufgehende Sonne mehr als einen rosaroten Schimmer über Afrika warf.
Und dann war
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