Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
mehreren Jahren nicht gesehen worden, und seit mindestens zwei hatte man nichts mehr von ihm gehört. Wenn er ein so großer Fisch war, wie sie annahmen, würde er ständig in Bewegung sein und dauernd sein Versteck und seine Tarnung wechseln. Er würde nur über Wegwerfhandys kommunizieren, von denen er wahrscheinlich fünfzig Stück besaß, die er allesamt immer nur einmal benutzte.
Dos Rios’ Freveltat bestand darin, ins Krankenhaus zu gehen und die Tupfer zu stehlen, die bei der Behandlung des Unfallopfers benutzt worden waren. Der Mann hatte sich das Nasenbein gebrochen. Als die Technologie zur Verfügung stand, wurde die DNA identifiziert und registriert. Fünfzig Prozent davon fanden sich in der DNA -Probe, die mit dem Hilfeersuchen aus Washington gekommen war.
Dos Rios wühlte ein Foto aus einer Akte und legte es auf den Tisch. Das Gesicht war brutal, narbig, grausam. Eine gebrochene Nase, Augen wie Kieselsteine, ein grauer Bürstenhaarschnitt. Das Foto war zehn Jahre zuvor aufgenommen worden, und man hatte es künstlich »gealtert«, um zu zeigen, wie der Mann heute aussehen dürfte.
»Wir sind jetzt davon überzeugt, dass er zum inneren Zirkel des Don gehört, dessen Agenten die korrupten Beamten im Ausland bezahlen, damit sie dem Kartell helfen, seine Ware durch die See- und Flughäfen Amerikas und Europas zu schmuggeln. Die, die Sie als ›Ratten‹ bezeichnen.«
»Können wir ihn finden?«, fragte der Mann von der SOCA .
»Nein, sonst hätte ich es schon getan. Er stammt aus Cartagena, und inzwischen ist er wie ein alter Hund. Alte Hunde entfernen sich nicht gern weit von ihrem behaglichen Korb. Aber er lebt sehr versteckt und unsichtbar.«
Er wandte sich an Dexter, der die geheimnisvolle DNA -Probe einer sehr nahen Verwandten geschickt hatte.
»Sie werden ihn niemals finden, Señor. Wenn es Ihnen doch gelänge, würde er Sie wahrscheinlich umbringen. Und selbst wenn Sie ihn festnehmen könnten, würde es Ihnen nicht gelingen, ihn zu brechen. Er ist hart wie Feuerstein und doppelt so scharfkantig. Er reist niemals; er überlässt die ganze Arbeit seinen Agenten. Und nach allem, was wir wissen, vertraut der Don ihm vorbehaltlos. Leider – Ihre DNA -Probe ist interessant, aber sie bringt uns nicht weiter.«
Cal Dexter betrachtete das undurchdringliche Gesicht: Roberto Cardenas, der Mann, der die Rattenliste führte. Der liebevolle Papa eines Mädchens in Madrid.
Der äußerste Nordosten Brasiliens ist ein endloses Land voller Hügel und Täler mit ein paar hohen Bergen und sehr viel Dschungel. Aber es gibt hier auch riesige Ranchos mit bis zu zweihunderttausend Hektar Weideland, gut bewässert von den zahllosen Bächen, die aus den Sierras herunterkommen. Wegen der Größe der Ländereien und ihrer Abgelegenheit sind die Häuser der Grundbesitzer realistisch eigentlich nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Deshalb hat jedes seine eigene Landebahn, und manche haben sogar mehrere.
Während Cal Dexter mit der Linienmaschine von Bogotá zurück nach Miami und weiter nach Washington flog, wurde auf einem dieser Flugplätze ein Flugzeug betankt. Eine Beech King Air mit zwei Piloten, zwei Pumpern und einer Tonne Kokain.
Das Tankwagenteam füllte Haupt- und Zusatztank bis zum Rand, und die Crew döste im Schatten eines mit Palmwedeln gedeckten Sonnendachs. Sie hatten eine lange Nacht vor sich. Ein Attachékoffer mit Reihen von 100-Dollar-Schein-Bündeln war bereits übergeben worden: die Bezahlung für den Treibstoff und die Zwischenlandegebühr.
Wenn die brasilianischen Behörden einen Verdacht gegen den Rancho Boavista hegten, der von der Hafenstadt Fortaleza aus zweihundert Meilen weit landeinwärts gelegen war, so konnten sie doch herzlich wenig unternehmen. Das Anwesen war so abgelegen, das jeder Fremde sofort bemerkt werden würde. Es zu beobachten, wäre sinnlos; mit Hilfe des GPS -Systems könnte ein Rauschgiftflugzeug sich meilenweit entfernt mit dem Tankwagen treffen, ohne dass man es je zu Gesicht bekäme.
Die Gebühren, die von den Grundbesitzern für die Tankstopps kassiert wurden, überstiegen die Erträge aus der Landwirtschaft bei Weitem. Für das Kartell waren diese Zwischenlandungen bei den Flügen nach Afrika unerlässlich.
Die Beech C12, allgemein als »King Air« bekannt, war von Beechcraft ursprünglich als neunzehnsitzige Allzweck-Mini-Verkehrsmaschine mit zwei Turboprop-Triebwerken entworfen und gebaut worden, und sie hatte sich weltweit gut verkauft. Um als Cargoflugzeuge und
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