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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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ihn durchaus«, erwiderte Jonny knapp. »Er ist Politiker und kann sich daher nicht den Kopf zerbrechen, welche Folgen seine Schachzüge für die Menschen haben. Das verstehe ich sehr wohl.«
    »Du bist jetzt selbst Politiker«, erinnerte Jame ihn und lenkte ihn in einen Gang, den er übersehen hatte. »Durchaus möglich, dass du selber einmal in einer Situation festsitzt, in der du nicht gewinnen kannst. Bis dahin hast du hoffentlich genügend Siege und Niederlagen erlebt, um damit besser umgehen zu können.«
    Am Ausgang verabschiedeten sie sich voneinander mit kühlen, förmlichen Worten – Jonny hätte sich nicht träumen lassen, jemals so mit seinem Bruder zu sprechen -, und ein paar Minuten später saß der Cobra wieder in seinem Fahrzeug.
    Aber er fuhr nicht sofort los. Stattdessen saß er hinter dem Lenkrad und betrachtete den matten Glanz des Imperialen Schiffes und ging in Gedanken immer wieder durch, was Jame ihm als Letztes gesagt hatte. War es möglich, dass er so heftig reagierte, weil er einen kleinen Machtkampf verloren hatte? Schließlich war er es nicht gewohnt zu verlieren. War es möglich, dass seine so nobel klingende Sorge um die Zukunft Aventines im Grunde wirklich so kleinlich war?

    Nein. Er hatte oft Niederlagen erlitten: auf Adirondack, nach dem Krieg auf Horizon, selbst in der Eröffnungsrunde der kurzen Auseinandersetzung mit Challinor. Er wusste, wie es war, wenn man verlor, wusste, wie er darauf reagierte … und er wusste, dass eine Niederlage oft nur vorübergehend war.
    Vorübergehend.
    Mit einem letzten Blick auf D’arls Schiff ließ Jonny den Wagen an. Nein, noch war es nicht vorbei. Aventine würde überleben und wachsen, und er, nicht D’arl, würde letzten Endes in der besseren Position sein, um dieses Wachstum zu steuern. Und wenn es die Kunst der Politik war, die er jetzt lernen musste, dann würde er eben verdammt nochmal der beste Politiker diesseits von Asgard werden.
    Bis dahin hatte er eine Frau, ein Kind und einen Distrikt, die seine ganze Aufmerksamkeit verdienten. Er wendete den Wagen und fuhr nach Hause. Chrys war bestimmt noch auf und wartete auf ihn.
     
    Der Haikugarten hatte sich über die Jahre verändert, so langsam und zart, dass D’arl nicht mehr genau wusste, wie er ausgesehen hatte, als er die Nachfolge von Komitee-Mitglied H’orme angetreten hatte. Ein Teil jedoch wies deutlich D’arls Handschrift auf: eine Reihe mit Blussaschilfgewächsen, gestutzten Zyprenen und anderen Pflanzen von Aventine. Seines Wissens war er das einzige Komitee-Mitglied, das das pflanzliche Leben der äußeren Kolonien in seinen Haikugarten mit einbezogen hatte, und alles deutete darauf hin, dass nie wieder jemand Gelegenheit dazu haben würde.
    Jame Moreau neben ihm verstand seinen Blick richtig. »Diesmal meinen sie es ernst, nicht wahr?«, sagte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    D’arl zögerte, dann nickte er. »Ich wüsste nicht, wie man eine derart klar formulierte Forderung anders interpretieren sollte. Wir werden von Glück reden können, wenn das von uns geschickte Schiff nicht auf Aventine festgehalten wird.«

    »Oder auf halbem Rückweg.« Jame ging in die Hocke, um eine der Blussaschilfpflanzen aufzurichten, die umzukippen drohte.
    »Auf halbem Rückweg, das wäre in der Tat ein Problem«, gab D’arl ihm Recht. »Aber wir können die Trofts den Korridor nicht einfach dichtmachen lassen, ohne Aventine wenigstens zu warnen.«
    »Was immer das noch nutzt.« James Stimme klang beherrscht, aber D’arl wusste, was in ihm vorging. Der Bruder und die Schwester des jüngeren Mannes waren dort draußen, und auch wenn das Verhältnis vielleicht ein wenig kühler war als früher, so mochte Jame die beiden doch noch immer sehr.
    »Sie werden es überleben«, meinte D’arl zu ihm und wünschte, die Worte wären mehr als nutzlose Bewegungen der Luft. »Die Auffassung der Trofts von Geiselnahme scheint Land und Besitz zu beinhalten, nicht Menschen. Wenn sie sich ordentlich benehmen, werden die Trofts ihnen wahrscheinlich nichts tun.«
    Jame richtete sich auf, wischte sich Erdkrumen von den Fingern. »Nur werden sie sich eben nicht ordentlich benehmen«, sagte er ruhig. »Sie werden kämpfen, besonders Jonny und die anderen Cobras – schließlich ist es genau das, was das Komitee und das Vereinte Oberkommando von ihnen erwarten.«
    D’arl seufzte. »Dies war immer das Damoklesschwert, das über ihren Häuptern schwebte, Moreau. Wir wussten das, als wir sie

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