Cobra
damals verspürt hatte. Doch jetzt war der Zorn verraucht, er hatte sein Scheitern akzeptiert, und die Frage war einfach eine Bitte um Information.
D’arl seufzte. »Das andere Warum . Weil, Senator Moreau, es die einzige Möglichkeit war, die mir einfiel, um diese Welt vor einer Katastrophe zu bewahren.« Er schwenkte die Hand in Richtung Himmel. »Seit ungefähr einem Jahr sind die Drohungen der Trofts, den Korridor zu schließen, immer lauter und beharrlicher geworden. Nur ein einziger Umstand hindert sie daran, dies gleich heute Abend noch zu tun: weil dies für sie einen Zweifrontenkrieg bedeuten würde. Und damit die Gegendrohung mit dem Zweifrontenkrieg glaubwürdig bleibt, benötigen Sie unbedingt die dauernde Präsenz der Cobras.«
Jonny schüttelte den Kopf. »Aber so geht die Rechnung doch nicht auf. Wir verfügen über keine nennenswerten Transportkapazitäten – wir können ihnen gar nicht drohen. Und selbst wenn, könnten sie jederzeit einen Präventivschlag führen und uns innerhalb weniger Stunden vom Himmel wischen.«
»Aber das werden sie nicht tun. Ich habe selbst einmal so gedacht, aber je genauer ich das über die Jahre zusammengetragene indirekte psychologische Datenmaterial betrachte, desto mehr gehe ich davon aus, dass es einfach nicht die Art der Trofts ist, mit Massenvernichtung einen Krieg zu führen. Nein, sehr viel wahrscheinlicher ist eine Invasion, so wie es auf Silvern und Adirondack geschehen ist.«
»Aber Sie brauchen doch keine Cobras, um sich dagegen zu verteidigen«, beharrte Jonny, der spürte, wie das Gefühl der Verzweiflung in seinem Innern wieder zum Leben erwachte. »Sie
haben Antipanzerlaser mitgebracht – ebenso gut hätten Sie die üblichen Lasergewehre mitbringen und eine Miliz oder sogar ein stehendes Heer aufstellen können. Wieso kann ich Sie nicht dazu bringen, das zu verstehen?«
D’arl lächelte traurig. »Weil die Trofts sich nicht vor menschlichen Milizen oder Armeen fürchten. Aber vor Cobras fürchten sie sich.«
Jonny war fassungslos. Er öffnete den Mund, um zu widersprechen … aber herauskam nur ein einziges, kaum hörbares Wort: »Verdammt.«
D’arl nickte. »Jetzt werden Sie verstehen, warum ich das alles tun musste. Vielleicht wird Aventine niemals wirklich in der Lage sein, sich gegen eine Invasion zu wehren, aber solange eine Abschreckung existiert, und sei es auch nur eine rein psychologische, nun, so lange haben Sie wenigstens eine Chance.«
»Und dem Imperium bleiben die Mühen und Kosten einer Strafexpedition erspart?«, warf Jonny ein.
Wieder lächelte D’arl. »Sie beginnen langsam, die Mechanismen der Politik zu begreifen. Das größtmögliche Wohl für die größtmögliche Zahl von Menschen, und unmittelbarer Nutzen für so viele Menschen wie möglich.«
»Oder zumindest für die, auf deren Unterstützung Sie angewiesen sind?«, fragte Jonny ruhig. »Die, deren Einwände nicht zählen, kann man getrost ignorieren?«
»Jonny, wir sprechen hier über eure Sicherheit«, mischte sich Jame ein. »Gut, ihr werdet einen Preis dafür bezahlen müssen, aber das muss man für alles im Leben.«
»Ist mir bekannt.« Jonny stand auf. »Und ich lasse sogar gelten, dass Komitee-Mitglied D’arl unsere Interessen zumindest ein wenig am Herzen gelegen haben. Trotzdem muss mir seine Lösung nicht gefallen, und ich muss auch seine Methode, sie uns aufzudrängen, nicht mögen. Sie haben uns Informationen über die Gantuas vorenthalten, Komitee-Mitglied, vielleicht über Monate – und jemand hätte deswegen getötet werden können. Wenn ich wüsste, dass dies auch nur die Spur eines Unterschieds ausmachte,
würde ich diese Tatsache heute Abend öffentlich ins Netz bringen. Nach Lage der Dinge bleibt mir aber wohl nichts anderes übrig, als Sie Ihrem Gewissen zu überlassen. Vorausgesetzt, Sie haben überhaupt noch eins.«
»Jonny …«, begann Jame verärgert.
»Nein, schon gut«, unterbrach ihn D’arl. »Ein ehrlicher Feind ist ebenso viel wert wie ein Dutzend eigennütziger Verbündeter.«
Jonny nickte und kehrte Komitee-Mitglied D’arl den Rücken zu. Die Tür glitt auf, als er sich ihr näherte. Er trat hindurch und verließ sich darauf, dass ihn sein Gedächtnis durch die Gänge zum Ausgang des Schiffes führte. Seine aufwühlenden Gedanken ließen ihn erst merken, dass Jame ihm gefolgt war, als dieser ihn ansprach. »Tut mir leid, dass es so enden musste. Mir wäre es lieber gewesen, du hättest ihn verstanden.«
»Oh, ich verstehe
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