Cobra
ihn stirnrunzelnd an. »Mein erster Gedanke ist, dass sie sich anthropomorph bis zum Äußersten verhalten. Angenommen, deren Tiefenkörperdings reagiert zum Beispiel empfindlicher oder ist einfach nur schneller als unsere. Aber gehen wir einmal davon aus, Sie haben Recht. Was dann? Sollen wir ein Cobra-Operationsteam in die Dewdrop einschleusen, das das mal eben auf die Schnelle erledigt?«
»Gar nicht. Ich schlage vor, einen Cobra und einen Nicht-Cobra zu entsenden, die praktisch nicht voneinander zu unterscheiden sind. Meine Zwillingsbrüder Joshua und Justin.«
Nachdenklich stieß Telek die Luft aus. »Clever. Sehr clever. Der Cobra bleibt also an Bord des Schiffes, bis die Aliens ihre Untersuchung des Landetrupps abgeschlossen haben, und dann tauschen die beiden einfach ihre Plätze? Interessanter Vorschlag.
Aber angenommen, die Qasamaner benutzen zur Identifikation etwas anderes als das Äußere? Die Stimme oder den Geruch zum Beispiel?«
Corwin zuckte mit den Achseln und versuchte, der Geste etwas Beiläufiges zu verleihen. »Dann haben wir eben Pech gehabt. Aber die meisten uns bekannten Landraubtiere vertrauen auf das, was sie sehen. Ich denke, die Chancen stehen nicht schlecht, und wenn es nicht funktioniert, haben wir im Grunde nichts verloren.«
»Bis auf zwei Plätze bei der Mission, die andere hätten einnehmen können.« Telek lehnte sich in ihrem Sessel zurück, den Blick auf irgendeinen Punkt hinter Corwins Kopf gerichtet. Er wartete, zwang sich, ruhig zu atmen. Plötzlich sah sie ihn wieder an und nickte. »Also gut, einverstanden … unter einer Bedingung. Sie – oder besser, Ihr Vater – müssen meinen Antrag auf Teilnahme an der Mission unterstützen.«
»Ihren Antrag?«, platzte Corwin heraus. »Aber das ist …«
»Lächerlich? Ganz und gar nicht. Bei der Mission werden sowohl wissenschaftliche als auch politische Experten gebraucht, und ich bin der einzige Gouverneur, der in beiden Bereichen qualifiziert und gesund genug ist, um die Reise anzutreten.«
»Ihr Biologiestudium liegt lange zurück.«
»Ich habe mich in dem Bereich auf dem Laufenden gehalten. Außerdem brauchen wir jemanden im Gouverneursrang, falls eine größere politische Entscheidung ansteht. Es sei denn, Sie kennen jemand anderen, dem Sie diese Aufgabe anvertrauen wollen.«
Aber kann ich sie denn Ihnen anvertrauen? Er schürzte die Lippen, unschlüssig, was er tun sollte.
»Sie haben noch Zeit, es sich zu überlegen«, sagte sie ruhig, als sich sein Schweigen in die Länge zog. Sie blickte auf die Uhr und erhob sich. »Über die Zusammensetzung des Teams für die Mission wird frühestens in ein oder zwei Wochen entschieden. Besprechen Sie es mit Jonny, gehen Sie das Für und Wider durch – ich denke, Sie werden mir beipflichten, dass ich an Bord sein
sollte. Aber jetzt sollten wir wieder reingehen und dem Rat eine Empfehlung geben, über die er sich den Kopf zerbrechen kann.«
Corwin erhob sich ebenfalls. »Also gut … aber wenn ich jetzt mit Ihnen abstimme, dann möchte ich, dass Sie meinen Vorschlag unterstützen, Joshua und Justin an Bord zu holen – unabhängig davon, ob mein Vater Ihren Antrag letzten Endes unterstützt oder nicht.«
Sie lächelte sarkastisch. »Jetzt haben Sie gemerkt, dass Sie zu viel fortgegeben haben, was? Nun, auf diese Weise lernt man. Nun gut, ich werde Ihre Brüder unterstützen. Die Idee gefällt mir … und um ganz ehrlich zu sein, eigentlich gehe ich davon aus, auch ohne Jonnys Stimme an der Mission teilnehmen zu können.«
Es stand vier gegen zwei zugunsten von Teleks Vorschlag, als Corwin mit der Stimmabgabe an die Reihe kam. Er vermied es, Hemner und Roi in die Augen zu sehen, während er das Ergebnis auf sechs zu zwei erhöhte, spürte jedoch ihre erstaunten Blicke auf sich, als Stiggur das Ergebnis zu Protokoll gab.
Drei Stunden später machte die Vollversammlung es amtlich.
Jonny lag hochgestützt in seinem Krankenhausbett und hörte sich schweigend Corwins Bericht von der Gouverneurssitzung an, von der Ratssitzung und der geheimen Absprache, die er getroffen hatte. Eigentlich sollte ich wütend sein, dachte Jonny, der sich dunkel der intravenösen Schläuche bewusst war, die klare Flüssigkeiten in seine Arme speisten. Enthält diese antibiotische Voodoomixtur irgendein Beruhigungsmittel? Oder wusste ich von Anfang an, dass mein Plan keine Chance hatte, sich durchzusetzen?
Corwin beendete seinen Bericht und wartete. Die Spannung stand ihm deutlich ins Gesicht
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