Cobra
lassen.
Offenbar standen ihm seine Gefühle ins Gesicht geschrieben, dennoch funkelte Pyre ihn noch mehrere Sekunden lang wütend an, bis sein Blick schließlich wieder etwas freundlicher wurde. »Ich weiß, das war schmerzlich«, sagte er leise, »aber lange nicht so schmerzlich wie ein Laser. Mach dir am besten gleich hier klar, dass es sich hierbei um einen Vorstoß auf feindliches Gebiet handelt. Und wie dir dein Vater sagen kann, ist der Kampf gegen einen Stachelleoparden im Vergleich dazu ein Picknick.«
Justin leckte sich über die Lippen. »Du willst mich nicht dabeihaben, stimmt’s?«
Zum ersten Mal wandte Pyre den Blick von Justins Gesicht ab. »Was ich persönlich will, ist nicht von Bedeutung. Der Rat hat
einen Entschluss gefasst, alle alten Kriegsveteranen waren sich über den taktischen Sinn einig, und Gouverneurin Telek hat sie davon überzeugt, dass ich der richtige Mann bin, das Cobra-Kontingent anzuführen. Man hat meinen Auftrag klar umrissen, jetzt ist es an mir, ihn auszuführen. Ende.«
»Und du hast Angst, ich könnte nicht damit fertigwerden?«, wollte Justin wissen.
»Ich fürchte, keiner von uns wird damit fertig«, erwiderte Pyre bissig. »Und sollte die ganze Sache auffliegen, muss ich mich nicht nur um die Mission sorgen, sondern auch um dich, was mir ganz und gar nicht behagt.«
»Und wieso?«, erwiderte Justin. »Weil du mich kennst, seit ich Windeln getragen habe? Weil du noch länger Dads Freund bist? Ich bin zweiundzwanzig, Almo. Alt genug, um auf mich selbst aufzupassen – und wenn du logische Gründe willst, wie steht es dann damit, dass ich all die Tricks für den Kampf gegen Stachelleoparden nicht zu verlernen brauche wie ihr anderen? Wenn du irgendwelche Einwände gegen meine Jugend hast, dann heb sie dir für nach der Ausbildung auf, einverstanden? Vielleicht gibt es dann konkrete Punkte, über die wir sprechen können.«
Pyre starrte ihn inzwischen wieder an, und unbewusst machte Justin sich auf einen zweiten Wutausbruch gefasst. Doch der blieb aus. »Na schön«, sagte Pyre leise. »Ich wollte mich nur vergewissern, ob du weißt, worauf du dich einlässt. Du magst es glauben oder nicht, ich verstehe , wie du dich fühlst … wenn du auch feststellen wirst, dass andere das vielleicht nicht verstehen.« Er erhob sich, und für einen Augenblick schimmerte kurz der alte Almo Pyre durch. »Ich schicke dir jetzt Joshua rein. Ihr findet mich im Büro auf der anderen Seite des Ganges. Kommt einfach rüber, wenn ihr fertig seid. Lasst euch Zeit, aber versucht es nicht in eine dieser ausgedehnten Hungersitzungen ausarten zu lassen, für die ihr berühmt seid.« Mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht verließ er den Raum.
Justin atmete erleichtert auf. Sein Puls war auf dem besten Weg, sich wieder zu beruhigen, als einen Augenblick später sein
Zwillingsbruder hereinkam. »Almo meinte, wir sollen unsere Besprechung auf maximal sechs Monate beschränken«, meinte Joshua und setzte sich in den eben frei gewordenen Schreibtischsessel. »Reden wir wirklich so viel?«
»Nur miteinander«, sagte Justin.
»Stimmt wahrscheinlich«, räumte sein Gegenüber ein und unterzog seinen Bruder einer kritischen Betrachtung. »Gut. Wie fühlst du dich?«
»Was die Operation angeht, prima. Was Almos kleinen Vortrag angeht, ungefähr so, als hätte gerade jemand mit einem übergroßen Gantua nach mir geworfen.«
Joshua verlieh seinem Mitgefühl mit einem Nicken Ausdruck. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Also … was meinst du?«
»Im Prinzip würde ich durchaus gern mitspielen – zumindest, bevor Almo sich alle Mühe gab, mich zu entmutigen. Und du, irgendwelche Vorbehalte?«
Joshua runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht, aber sagen wir es mal so: Ich stehe nicht unbedingt darauf, mich umbringen zu lassen. Hast du geglaubt, ich hätte etwas gegen den Plan?«
»Almo deutete an, jemand hätte damit so seine Schwierigkeiten.«
Aus Joshuas Stirnrunzeln wurde eine gequälte Grimasse. »Wahrscheinlich meinte er damit Mum.«
»Mum.« Vor lauter Ärger darüber, dass er sie in der Aufregung ganz vergessen hatte, schlug sich Justin die linke Faust fest in die rechte Handfläche – und einen Augenblick später erinnerte ihn der stechende Schmerz daran, dass sein neues, kraftverstärkendes Servonetz trotz der ihm von seinem Halskrausencomputer auferlegten Beschränkungen nicht zu den Dingen gehörte, die zu ignorieren er sich leisten konnte. Glücklicherweise hatten die Knochenbeschichtungen
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