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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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wenn so ihre Entscheidung lauten sollte, dann musste sie sie treffen, bevor Winward ausstieg, um sein Leben aufs Spiel zu setzen. Und das hieß: innerhalb der nächsten neunzig Sekunden.
    Eine Situation, in der nichts zu gewinnen war … Und während sie noch überlegte, was sie tun sollte, war im Wald, ein gutes Stück südlich von ihnen, eine Bewegung zu erkennen, und ein unsichtbarer Laserstrahl schoss lanzenartig hervor und traf die Dewdrop mitten auf die Schnauze.

22
    Pyre lag eine ganze Weile still in seinem Hängebeutel und überlegte, was ihn geweckt haben könnte. Dem Winkel der Sonnenstrahlen nach, die durch die Bäume fielen, musste es bald dunkel werden. Unter Gewissensbissen wurde ihm klar, dass er den ganzen Tag verschlafen hatte. Wahrscheinlich war er einfach deswegen aufgewacht, weil sein Körper alle Ruhe gehabt hatte, die er brauchte. Er musste sehr viel müder gewesen sein, als er angenommen hatte.
    Er ging gerade daran, seine Arme aus dem Beutel zu ziehen, als er das leise Hüsteln hörte.
    Er erstarrte und stellte seine akustischen Verstärker auf volle Kraft. Das gewohnte Rascheln im Wald dröhnte ihm in den Ohren … das gewohnte Rascheln sowie das schwächere Geräusch leiser, menschlicher Stimmen. Mindestens zehn, vielleicht sogar noch mehr.
    Eine Gruppe Jäger?, war sein erster hoffnungsvoller Gedanke. Doch er hörte keine Schritte zu den Stimmen, nur gelegentlich das Geräusch von jemandem, der seine Stellung leicht verändert. Selbst Jäger auf der Pirsch bewegten sich mehr … was darauf hindeutete, dass sich seine unerwarteten Besucher weniger wie Jäger, sondern eher wie Angler verhielten.
    Und hier draußen gab es nur zwei Fische, für die sich ein solches aufeinander abgestimmtes Vorgehen lohnte – zumindest, soweit er das wusste: die Dewdrop und ihn selbst.
    Verdammt.
    Langsam, mit unendlich behutsamen und leisen Bewegungen, begann er, sich aus dem Hängebeutel und dem schützenden Käfig zu befreien. Wenn sie nach ihm suchten, konnte es durchaus ein Fehler sein, sich zu rühren, aber ob es sie auf ihn aufmerksam machte oder nicht, er hatte nicht die geringste Absicht, sich eingepackt wie die Reste vom Vortag erwischen zu lassen.
Der Käfig knarzte beim Öffnen wie die Explosion einer taktischen Nukleargranate, doch niemand schien es zu bemerken, und eine Minute später stand Pyre über dem Hängebeutel, den Rücken an den Stamm gepresst.
    Und die Beute war bereit, zum Jäger zu werden. Die Stimmen waren aus dem Waldstreifen zwischen ihm und der Dewdrop gekommen. Er schob sich auf die gegenüberliegende Seite des Stammes und kletterte hinunter, blieb dabei jedoch auf jedem Ast stehen, um sich umzusehen und zu lauschen.
    Er erreichte den Boden, ohne einen der versteckten Qasamaner zu entdecken. Weitere Geräusche hatten ihm eine genauere Vorstellung von ihrer Position gegeben, und er war nicht überrascht, dass niemand auf ihn geschossen hatte. Sie schienen parallel am Waldrand gegenüber der Dewdrop zu liegen und hielten ihre Aufmerksamkeit und ihre Waffen höchstwahrscheinlich auf das Schiff gerichtet. Da sie erst jetzt eingesetzt wurden, eine volle Woche nach der Landung, musste etwas schiefgegangen sein. Ob das Kontaktteam gepatzt oder die übertriebene qasamanische Paranoia Oberhand gewonnen hatte, spielte in diesem Augenblick kaum eine Rolle. Was zäh…
    Was zählte, war, dass Joshua Moreau da draußen mittendrin war. Und wenn er getötet worden war, während Pyre verschlafen hatte …
    Der Cobra biss sich hart auf die Innenseite der Wange. Schluss jetzt!, fauchte er innerlich. Werd ruhig und denk nach, anstatt durchzudrehen. Wenn die Qasamaner die Dewdrop noch nicht offen angegriffen hatten, befinden sie sich hier noch immer im Planungsstadium … Falls dem so war, bestand noch Hoffnung, dass Joshua und die anderen noch wohlauf waren. Ein Angriff auf das Kontaktteam würde die Dewdrop warnen, und dafür waren die Qasamaner gewiss zu klug.
    Und solange weder das Schiff noch Cerenkov nicht Bescheid wussten, kam es jetzt ganz auf Pyre an.
    Viele Möglichkeiten hatte er nicht. Sein Notohrhörer funktionierte nur in einer Richtung, eine Möglichkeit, mit dem Schiff zu
sprechen, war nicht vorgesehen. Sein LaserKom war gut versteckt und vermutlich noch nicht gefunden worden, aber wenn die Postenkette der Qasamaner nicht buchstäblich darauf saß, so waren sie bestimmt nicht weit davon entfernt. Sollte er die gesamte Gruppe ausschalten? Riskant, möglicherweise selbstmörderisch,

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