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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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seiner Rechenuhr am Handgelenk sowie des sternförmigen Saphirs an seiner Hand bewusst. Zusammen mit seinem Stift bildeten sie die Teile seiner Handpfeilpistole … einer Waffe, wie sie weder die Qasamaner noch die Mojos je zu Gesicht bekommen hatten. Einen Schuss haben sie frei, gingen ihm die Worte durch den Kopf. Einen Schuss, bevor die Mojos mich stoppen können. Ich sollte, verdammt nochmal, dafür sorgen, dass dieser Schuss Wirkung zeigt.
     
    Es passierte, als sie sich am selben Abend auf der Rückfahrt nach Sollas befanden, und die erste Warnung waren unvermittelte atmosphärische Störungen, die den Summton in der Funkverbindung
mit der Dewdrop übertönten. Vorn im Wagen stand Moff auf und hielt sich mit seiner linken Hand fest. In der rechten hielt er seine Pistole.
    »Sie stehen unter Arrest«, kam donnernd eine Stimme von dem Mann neben ihm – oder besser, aus dem Fongroßen Kästchen in der Hand des Qasamaners. »Sie stehen unter dem Verdacht der Spionage gegen das qasamanische Volk. Bis wir unser Ziel erreicht haben, werden Sie keinerlei aggressive Handlungen unternehmen. Wenn Sie sich widersetzen, wird Ihr Schiff zerstört werden.«
    »Was?«, fuhr Cerenkov auf, und in seiner Stimme mischten sich Schock, Bestürzung und Empörung. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Doch sein Übersetzeranhänger blieb stumm, und die Worte trafen auf taube Ohren. »Moff …«, begann Cerenkov, sich halb erhebend.
    »Lass gut sein«, riet Rynstadt ihm ruhig. »Das ist bloß eine Bandaufnahme, kein Übersetzer. Wir werden warten müssen, bis wir wieder in Sollas sind, um die Geschichte aufzuklären.«
    Cerenkov öffnete den Mund, besann sich dann offensichtlich eines Besseren und ließ sich in seinen Sitz zurückfallen. Moffs Pistole hatte nicht mal gezuckt, wie York mit einem unguten Gefühl registrierte. Ein Mann mit Nerven, der stoische Ruhe bewahrte – was einem nicht gerade viele Möglichkeiten ließ, etwas gegen ihn zu unternehmen. Und sein Mojo …
    Sein Mojo hatte beim Anblick seines Besitzers, der gegen einen anderen Menschen eine Waffe gezogen hatte, nicht im Geringsten reagiert. Keiner der Vögel hatte das getan. Aus welchem Grund auch immer – Aussehen, Geruch, Sprache -, offenbar waren die Aventinier von dem automatischen Schutz, den die Mojos ihren Besitzern gewährten, ausgenommen. York hatte fast zu hoffen gewagt, dass die Mojos auch Gewaltakte der Qasamaner gegen das Kontaktteam verhindern würden. Aber das war ganz offensichtlich nicht der Fall.

    »Vermutlich haben sie tatsächlich sowohl unsere Worte als auch ihre Übersetzung aufgezeichnet«, gab Rynstadt zu bedenken. Er wirkte entspannt, fast unbeteiligt, und einen Augenblick lang starrte York ihn vollkommen fassungslos an. Merkte dieser Idiot eigentlich nicht, wie tief sie in der Klemme steckten? Das ist nicht irgendein Spiel! Ihm schwoll fast der Kamm. Diese Leute meinen es ernst!
    Er schluckte die Worte ungesagt wieder hinunter. Natürlich war Rynstadt nicht besorgt – befanden sich nicht vier Cobras an Bord der Dewdrop , bereit, loszuschlagen und sie in einem Gewitter aus Laserfeuer zu befreien?
    Nur dass es eben nicht so einfach werden würde – und wenn das keiner von den anderen merkte, York war es klar. Er richtete den Blick aus dem Fenster, betrachtete den dunkler werdenden Himmel und den noch dunkleren Wald, der die Straße säumte. Moff hat den Zeitpunkt gut gewählt, dachte er, und der Anflug professionellen Respekts stand im Kontrast zu seinem klopfenden Herzen. Weit entfernt von der Dewdrop , in gefährlichem und unvertrautem Gelände bei einbrechender Nacht würde nur ein Verrückter zu fliehen versuchen. Die Sonne blitzte durch eine Lücke zwischen den Bäumen auf, und plötzlich erkannte er, dass sie irgendwann während der letzten paar Minuten nach Südwesten abgebogen und von der direkten Ost-West-Route zwischen Huriseem und Sollas abgewichen waren. Nach Süden, zur nächsten Stadt im Gürtel? Wahrscheinlich. Man halte Geiseln möglichst fern von den potenziellen Rettern, während man diese … ja, was eigentlich? Was hatten die Qasamaner mit der Dewdrop vor?
    Er blickte zu Joshua hinüber und sah, wie sich seine eigenen Ängste und Ungewissheiten im angespannten Gesicht des jüngeren Mannes spiegelten. Als Sohn eines Cobras, als Bruder eines Cobras wusste er über die Grenzen der Verteidigungsmöglichkeiten der Dewdrop weit besser Bescheid als Rynstadt.
    Ein gewisses Maß an Angst wappnet den Körper innerlich, Panik lähmt

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