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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Die Lage der nächsten Tür über ihm ließe sich an dem Lichtschimmer erkennen, dachte er, aber es waren zu viele Verstrebungen und andere Metallteile im Weg, um sie sehen zu können. Von Stockwerk zu Stockwerk zu springen kam also nicht in Frage, ebenso wenig ein Aufstieg über die Verstrebungen, deren Stabilität er nicht kannte. Eine Wartungsleiter? Eine kurze Untersuchung des Schachtes förderte jedoch nichts zutage, das einem solchen Zweck dienen mochte.
    Einen Meter entfernt wurde das Kabel plötzlich langsamer und stoppte … und von unten drang das schwache Geräusch von sich öffnenden Fahrstuhltüren herauf.
    Wieder veränderte Justin seine Stellung und schwenkte sein linkes Bein so herum, dass es genau auf das Loch zielte, welches er in die Kabinendecke geschnitten hatte, gleichzeitig erhöhte er die Vergrößerung seines optischen Verstärkers. Der Anblick der Toten auf dem Fußboden jagte ihm erneut eine Woge des Ekels durch den Körper, doch bevor er Zeit für mehr als ein kurzes Frösteln hatte, hallten von unten laute qasamanische Stimmen herauf, und jemand trat in die Aufzugkabine.
    Verdammt. Justin formte das Wort mit den Lippen, und abermals lähmte ihn seine Unentschlossenheit. Sollte er versuchen, aus dem Schacht herauszukommen, bevor die Qasamaner unten den naheliegenden Schluss über seinen Verbleib zogen, oder sollte er bleiben und ihnen die Lust an der Verfolgung vermiesen?
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Plötzlich wurde aus der Gestalt unten ein Gesicht und eine Pistole, und der Schacht hallte wider vom Donnern des Schusses.
    Der Schuss ging natürlich ins Leere. Der Mann konnte unmöglich eine Vorstellung davon haben, wo Justin sich tatsächlich befand. Die Antwort des Cobra war beträchtlich präziser, und selbst auf diese Entfernung war der Antipanzerlaser für einen solchen Zweck wie geschaffen. Der Schütze sackte über den Leichen unter ihm zusammen. Ein zweites Gesicht erschien, Justin feuerte auch auf dieses …

    Dann hörte er, wie sich unten die Kabinentüren schlossen. Eine Sekunde später bewegte sich das Halteseil neben ihm nach oben .
    Justin sperrte ein paar Herzschläge lang den Mund auf, bevor sein Verstand in Gang kam und er hinübersprang, um sich erneut an das Seil zu klammern. Jetzt wurde klar, was passiert war: Der Aufzug hatte das Stockwerk erreicht, zu dem Moff ihn hinbeordert hatte, und reagierte jetzt auf die Knöpfe, die Justin auf dem Weg nach unten gedrückt hatte.
    Zumindest im Augenblick schien Justin ihnen ein Stück voraus zu sein.
    Nach der Hektik zuvor schien sich die Fahrt zur Oberfläche endlos hinzuziehen, was ihm Gelegenheit gab, seine Verletzungen zu begutachten. Beide Hände, vor allem die kleinen Finger, waren beim Zersprengen der Handschellenkette mit winzigen Sprenkeln geschmolzenen Metalls übersät worden. Die Ringe selbst schnitten tief in seine Handgelenke, und irgendetwas, vermutlich Blut, rann langsam aus einer höllisch brennenden Platzwunde oberhalb seines linken Auges über seine Wange. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass ihm einer der Mojos so nahe gekommen war … und die Vorstellung, was hätte passieren können – oder immer noch passieren konnte …
    Die Wirklichkeit drängte sich in seine unangenehmen Spekulationen: Der Aufzug wurde langsamer. Die Kabine befand sich seiner Schätzung nach drei Stockwerke unter ihm. Sobald die Türen aufgingen, würde er sich am Kabel zu ihr hinunterlassen, den Antipanzerlaser ausgerichtet und feuerbereit. Wenn die Qasamaner noch immer nicht dahintergestiegen waren, würde er sich durch das Loch in der Decke fallen lassen, zur Tür hinaus und in wilder Hast zum Ausgang stürzen und sich darauf verlassen, dass seine Schnelligkeit und seine computergesteuerten Reflexe ihn durchbrachten.
    Unter ihm gingen die Kabinentüren auf – und während sie dies taten, flutete plötzlich Licht in den Schacht, und anhaltender Gewehrdonner dröhnte zu ihm hoch.

    Justin bewegte sich ruckartig und hätte fast seinen Halt verloren. Die Kabine verschwand bereits hinter einem Schleier aus Rauch. Durch ihn hindurch blitzte stakkatoartig das Mündungsfeuer auf und erhellte den Schacht mit einem gespenstischen Leuchten. Abgeplatzte Stahlsplitter zischten sichelgleich im Wechsel mit den unsichtbaren, harten Schlägen der Kugeln durch die Luft, die alles in Reichweite zerstörten.
    Damit war Justins kurze Erholungspause vorbei.
    Gegenüber war im flackernden Licht eine weitere Stockwerkstür zu erkennen. Als das

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