Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
Sperrfeuer von unten seinen Höhepunkt erreichte, schwenkte er sein Bein herum, und der darin enthaltene Laser zeichnete ein verbogenes Oval auf die Doppeltür. Diese eine herzzerreißende Sekunde lang spielte es keine Rolle, dass die Qasamaner vielleicht jede Aufzugstür mit einem Dutzend Bewaffneter umstellt hatten, es spielte nicht mal eine Rolle, dass ein kurzer Blick vielleicht einen Notmechanismus ans Licht gebracht hätte, der sie erheblich weniger vor ihm gewarnt hätte. Was zählte, war allein die Tatsache, dass die Gewehre unten jeden Augenblick nach oben gerichtet werden konnten und dass er augenblicklich aus dieser tödlichen Falle herauswollte. Er brachte seine Beine in die Horizontale und stieß sich fest mit den Händen vom Kabel ab. Das verschmorte Oval gab beim Aufprall nach wie Alufolie, und er segelte hilflos in den dahinterliegenden Gang, schlug krachend an die gegenüberliegende Wand, von der er geduckt und kaum im Gleichgewicht abprallte.
    Der Gang war menschenleer.
    Eine ganze Weile hockte Justin zitternd da, während sein Verstand sich abmühte, die Unwirklichkeit der Situation zu durchdringen und zu begreifen, was geschehen war. Sie wussten , dass er sich im Schacht befand – das Donnern von Gewehrfeuer, das nach wie vor von unten heraufhallte, war dafür mehr als Beweis genug. Wieso wurden dann nicht sämtliche Ausgänge des Schachtes bewacht?
    Weil sie glaubten, er befinde sich noch immer auf dem Kabinendach?

    Wahrscheinlich. Eine versteckte Waffe wäre wohl kaum stark genug gewesen, die beiden Männer aus einer größeren Entfernung als vom Kabinendach aus zu töten. Außerdem hatten sie bestimmt nicht die geringste Vorstellung, welch große Sprünge ihm seine Servos erlaubten.
    Er rappelte sich auf, holte stockend Atem und sondierte die Lage. Der Gang erstreckte sich etwa dreißig Meter in beide Richtungen, die Wände waren mit unverständlich beschrifteten Türen gesäumt. An den beiden fernen Enden warfen kleine Fenster sein Spiegelbild zurück.
    Sie waren klein, aber wahrscheinlich groß genug, um hindurchzugelangen. Justin entschied sich für das näher liegende der beiden Enden des Gangs und rannte in vollem Sprint darauf zu.
    Und fast hätte er es geschafft. Doch selbst wenn die Bewachung aller Fahrstuhltüren bei den Qasamanern nicht oberstes Gebot war, völlig vergessen hatten sie dies nicht. Wegen seiner eigenen Schritte konnte Justin sie nicht kommen hören, daher wurde er erst durch das blutgefrierende Kreischen eines Mojos direkt hinter ihm gewarnt. Er schraubte sich herum und einen winzigen Augenblick lang bekam er die Krallen zu sehen, die auf sein Gesicht zuschossen, bevor sein Nanocomputer übernahm.
    Die Servos in seinen Beinen rissen ihn zur Seite, aus der Flugbahn des Mojos. Der streifte sein Gesicht mit den Flügelspitzen, als er über ihn hinausschoss und erneut kreischte – unheimlicherweise klang es, als sei er wütend. Am Ende des Ganges waren fünf Qasamaner aus dem Nichts aufgetaucht, die Waffen ausgerichtet und bereit – und vier weitere Mojos starteten ihren Angriff.
    Und zum zweiten Mal in dieser Nacht raubte ihm der Anblick dieser Vögel alle Vernunft und Selbstbeherrschung. Er ließ sich nach hinten fallen, schlug krachend gegen die Wand, riss die verbrannten Hände hoch … und während sich ein Nebel des Grauens über seinen Verstand legte, schickte sein Nanocomputer Fontänen aus Laserfeuer los.

    Ein paar Sekunden später kam er wieder zu sich und stellte fest, dass alle fünf Mojos tot waren. Am Ende des Ganges sah er außerdem mindestens drei qasamanische Leichen. Die Überlebenden – wenn es überhaupt welche gab – waren verschwunden.
    Zeugen seiner Cobra-Feuerkraft – doch dieser Gedanke kam Justin erst lange Zeit später. Er war wieder auf den Beinen und hielt auf sein Ziel, das Fenster, zu, den Zertrümmerer seiner Schallwaffe darauf gerichtet. Die Waffe erreichte die Primärresonanz, erhöhte die Amplitude, und als Justin zwei Schritte entfernt war, zersplitterte das Glas und riss bei seinem heftigen Abgang einen großen Teil des Schieberahmens mit. Justin beschleunigte, senkte den Kopf und warf sich ausgestreckt durch die Öffnung.
    Drei Stockwerke unter ihm war das Gelände rings um den Turm in gleißendes Licht getaucht, durchsetzt vom wirren Schattenmuster rennender Soldaten. Justin konnte gerade so viel erkennen, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach außerhalb des ausgeleuchteten Bereichs landen würde, bevor sein Nanocomputer seine

Weitere Kostenlose Bücher