Cobra
eine?«
Roi sah sie verständnislos an. »Das weiß ich aus dem Stegreif nicht. Achtzig Prozent, würde ich schätzen.«
»Ich habe die Zahlen nachgeschlagen«, sagte Telek. »Wenn wir von einer pro Person ausgehen, liegt die Zahl unter sechzig Prozent. Wenn Sie alle anderen Haustiere hinzuzählen, haben etwa achtundsiebzig Prozent unserer Bevölkerung eine.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Stiggur.
Telek richtete den Blick auf ihn. »Dreizehn Prozent eines anerkanntermaßen tierverrückten Volkes besitzt kein Haustier. Aber jeder gottverdammte Qasamaner hat einen Mojo. «
Jonny blickte stirnrunzelnd in die nachdenklich schweigende Runde und versuchte, sich die Szenen ins Gedächtnis zu rufen, die er aus den Aufzeichnungen kannte. Denkbar war es, entschied er ein wenig überrascht. »Ohne Ausnahme?«, fragte er Telek.
»Der Computerscan hat nur drei ans Licht gefördert, und zwei davon zählen eigentlich nicht: Kinder unter zehn sowie Tänzer und Duellanten. Die Duellanten bekommen ihre Vögel allerdings
nach ihrem verdammten Ballspiel zurück, und die Tänzer lassen sie vermutlich hinter der Bühne. Und damit wären wir wieder bei einhundert Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Bühne frei für Spekulationen.«
»Sie leben in einer gefährlichen Umgebung«, meinte Vartanson mit einem Achselzucken.
»Eigentlich nicht.« Telek schüttelte den Kopf. »Die Siedlungen sind dank der Mauern und der Seltenheit der Kriszahn-Raubtiere, von denen die Rede war, recht sicher. Und selbst gegen die Bololins sind Sollas und die anderen Städte gerüstet. Dieses Argument der ›großen Gefahr‹ kommt mir vor wie eine sich anbietende, aber fadenscheinige Rechtfertigung.«
»Dennoch laufen alle Qasamaner bewaffnet herum«, schnaubte Roi.
»Ja, was ist mit ihnen?«, warf Jonny ein. Hemner auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches murmelte etwas in sich hinein und fummelte an seinem Display herum. Jonny wartete eine Sekunde, als er aber nichts sagte, wandte sich Jonny an Vartanson. »Howie, lassen Sie zu, dass die Bevölkerung bei Ihnen innerhalb der befestigten Lager Waffen trägt?«
Vartanson schüttelte langsam den Kopf. »Die Cobras sind natürlich bewaffnet, aber sämtliche Handfeuerwaffen werden an den Innentoren registriert.«
»Die Qasamaner sind in einer Tradition des Waffentragens aufgewachsen«, argumentierte Fairleigh. »Sie lassen sich nicht zwingen, diese über Nacht aufzugeben.«
»Wieso nicht?«, wollte Telek wissen. »Sie haben auch eine Tradition, die es ihnen verbietet, sich gegenseitig anzugreifen, haben Sie das vergessen?«
»Abgesehen davon«, fügte Hemner hinzu, ohne den Kopf zu heben, »ist das Verbot, innerhalb von Städten Waffen zu tragen, an Dutzenden von Orten im Imperium erfolgreich durchgesetzt worden.«
»Meiner Ansicht nach würden die Qasamaner sich das nicht gefallen lassen«, meinte Roi kopfschüttelnd.
»Kommen wir wieder zum Thema, ja?«, ermahnte Telek die Runde. »Die Frage ist, wieso die Qasamaner sich noch immer die Mühe machen, diese Vögel mit sich herumzuschleppen, wenn es längst nicht mehr nötig ist.«
»Aber wir haben die Frage doch bereits beantwortet«, meinte Stiggur mit einem Seufzer. »Solange jeder eine Waffe und einen Mojo trägt, müssen es alle tun. Sonst würden sie sich nicht sicher fühlen.«
»Kulturelle Konditionierung …«
»… dürfte auf die meisten von ihnen zutreffen«, sagte Stiggur. »Aber nicht auf alle. Und wäre ich Qasamaner, würde ich auch einen Schutz vor dieser kleinen Gruppe gefährlicher Leute wollen.«
Telek verzog das Gesicht und versuchte es anders. »Brom? …«
»Na schön, wir haben lange genug geredet«, platzte Hemner entschieden dazwischen. »Wir werden über Lizabets Vorschlag abstimmen. Und zwar jetzt.«
Alle Augen richteten sich auf den gebrechlichen alten Mann. »Jor, Ihr Antrag ist unzulässig«, entgegnete Stiggur ruhig. »Ich weiß, die Emotionen kochen bei diesem Thema …«
»Ach, tun sie das wirklich?« Hemner lächelte dünn. Seine Hände hatten, wie Jonny mit einem Anflug von Beklommenheit bemerkte, ihren gewohnten Platz auf der Tischplatte verlassen und lagen jetzt, vor den Blicken verborgen, in seinem Schoß. »Und Sie ziehen Taten Worten vor, nehme ich an. Es ist so viel einfacher, die Gefühle von Menschen zu manipulieren. Nun, jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Wir werden abstimmen, und wir werden Lizabets Mojostudie verabschieden. Wenn nicht …«
»Was, wenn nicht?«, fuhr Stiggur ihn
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