Cobra
Purma als auch in Kimmerons Büro in Sollas hätten die Mojos in der Lage sein müssen, mich zu beeinflussen. Vorausgesetzt, sie sind wirklich dazu fähig.«
»Vielleicht müssen sie erst länger mit einem Menschen in Kontakt stehen«, warf Corwin ein. »Oder es gibt einen Entfernungs-oder Stressfaktor, der sie daran hindert.«
»Jetzt sprichst du von graduellen Unterschieden«, meldete sich Chrys mit leiser Stimme zu Wort. »Soll das heißen, wir sind alle einer Meinung, dass die Mojos irgendwie, auf irgendeiner Ebene, die Geschehnisse auf Qasama beeinflussen?«
Kurz herrschte Schweigen – dann, einer nach dem anderen, nickten sie. »Die Städte«, meinte Joshua, »sind der Schlüssel. Diese Leute haben sich enorme Mühe gegeben, das natürliche Paarungsverhalten der Mojos beizubehalten, sogar dort, wo einfachere Möglichkeiten bestehen. Komisch, dass niemand von uns vorher darauf gekommen ist.«
»Vielleicht aber auch nicht«, meinte Pyre erbittert zu ihm. »Wir sollten diesen Vögeln nicht allzu viele übermenschliche Fähigkeiten zuschreiben, einverstanden? Sie sind nicht einmal intelligent, vergesst das nicht. Ich glaube, wir Menschen sind auch ohne Hilfe durchaus imstande, das Offensichtliche zu übersehen.«
Die Diskussion ging noch eine Weile hin und her, bevor sie sich anderen Themen zuwandten … und schließlich waren alle so in sie vertieft, dass nur Pyre bemerkte, wie Justin still von dannen schlich.
Der Schreibtisch in seinem provisorischen Büro in der Cobra-Akademie war kleiner, als ihm lieb war, aber er besaß ein Computerterminal, und das war alles, was Justin wirklich interessierte. Er hatte gerade einen neuen Suchbefehl eingegeben und wartete auf die Ergebnisse, als es an der Tür klopfte. »Herein«, sagte er abwesend. Wahrscheinlich wieder jemand, der gekommen war, um sich über seine lange Arbeitszeit zu beschweren …
»Hat dir noch nie jemand gesagt, dass es unhöflich ist, zu gehen, ohne sich zu verabschieden?«
Justin wirbelte auf seinem Stuhl herum, während ihm vor Überraschung und Ärger heiß wurde. »Oh, hallo, Tante Gwen«, brachte er hervor, ohne ins Stammeln zu geraten. »Äh … tja, ihr wart alle so beschäftigt, über die Mojos zu diskutieren, und ich hatte hier noch zu tun …«
Er verstummte bei ihrem festen, keinen Unsinn duldenden Blick, jenem Blick, der bei ihm seit seiner Kindheit mehr bewirkt hatte als alle Drohungen oder Vorhaltungen. »Aha«, meinte sie. »Nun, trotzdem schade, dass du gegangen bist. Du hast nämlich meinen Bericht versäumt.«
»Den über die Situation strategisch wichtiger Rohstoffe auf Qasama?«
»Genau den. Und die überraschende Zugabe: die Langstrecken-Kommunikationsmethode der Qasamaner.«
Justin kniff die Augen zusammen, sein Herz begann schneller zu schlagen. »Du bist dahintergekommen? Erzähl schon – wie machen sie das?«
»Ich schlage dir ein Tauschgeschäft vor«, sagte sie und deutete mit einer Handbewegung auf den Schreibtisch und die darüber verstreuten Papiere und Landkarten. »Zuerst verrätst du mir dein Geheimnis.«
Er spürte, wie sich sein Mund zu einer Grimasse verzog … aber er hätte ohnehin bald jemandem davon erzählen müssen. »Also gut«, seufzte er. »Ich versuche einen taktischen Plan für den nächsten Spionageeinsatz auf Qasama auszuarbeiten.«
Gwen sah ihm fest in die Augen. »Wie kommst du darauf, dass es noch eine Mission geben wird?«
»Weil es nicht anders geht«, sagte er. »Am Ende der ersten Mission sind zu viele heikle Fragen offen geblieben. Zumindest, was diese unterirdischen Produktionszentren betrifft, und wenn Dad Recht hat, auch die Mojos.«
»Aha. Ich nehme an, du hast vor, diese Mission zu leiten?«
Justins Lippe zuckte. »Natürlich nicht. Aber ich werde zum Team gehören.«
»Hm.« Gwen sah sich im Zimmer um, schnappte sich einen Stuhl, der neben der Tür stand, zog ihn heran und stellte ihn vor ihren Neffen. »Weißt du, Justin«, sagte sie und setzte sich hin, »wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du wolltest vor etwas davonlaufen.«
Er schnaubte. »Nach Qasama zu fliegen kann meiner Ansicht nach wohl kaum als Flucht ausgelegt werden.«
»Kommt ganz darauf an, was du hier zu erwarten hast. Es ist nicht einfach, dort zu bleiben, wo man ist, wenn man glaubt, echte oder eingebildete Ablehnung zu spüren. Aber manchmal ist es feige, wenn man sich für irgendeine andere Möglichkeit entscheidet.«
Justin holte ein weiteres Mal tief Luft. »Tante Gwen, du
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