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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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den Tod von Menschen nach sich ziehen, sei es durch Suizid oder Mord?
    Die moralischen Auswirkungen waren schlimm genug … aber noch schlimmer waren die möglichen politischen Verstrickungen.
Damit wäre ein Präzedenzfall geschaffen: Die Cobra-Welten hätten sich in die Angelegenheiten Qasamas eingemischt. Im Direktorat würde man die Idee, kooperative Qasamaner zu belohnen, vermutlich begrüßen, doch von Qasamas Standpunkt aus betrachtet, roch Kruins Vorschlag eher nach Hochverrat. Konnte sie es ethisch verantworten, sich daran zu beteiligen?
    Oder hatte sie überhaupt eine Wahl? »Ich mache Ihnen einen Gegenvorschlag«, sagte sie endlich. »Ich werde die Macht der Familie Yithra nicht direkt zerschlagen, doch ich werde Ihr eigenes Prestige und Ihr Ansehen derartig verbessern, dass die Yithras es nicht wagen werden, gegen Sie vorzugehen.«
    Kruin starrte sie an, schätzte sie mit den Augen ab. »Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte er.
    »Das weiß ich noch nicht«, gestand sie. »Aber ich werde einen Weg finden.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen im Raum. Dann holte Kruin tief Luft und nickte ernst. »Abgemacht. Sie, Jasmine Moreau, stehen von jetzt an unter dem Schutz meiner Familie. Unser Haus gehört Ihnen, wir schützen Sie mit unserem Leben.«
    Jin musste schlucken. »Vielen Dank, Kruin Sammon, ich werde weder gegen Ihre Gastfreundschaft noch gegen unsere Abmachung verstoßen.«
    Kruin nickte erneut und erhob sich von seinen Polstern. Daulo folgte seinem Beispiel. »Morgen werden Vertreter von Mangus in Milika eintreffen, um eine Lieferung unserer Metalle entgegenzunehmen. Vielleicht möchten Sie Ihre Ermittlungen damit beginnen, sie zu beobachten.«
    »Das werde ich tun«, sagte Jin.
    »Und jetzt …«, Kruin beugte sich noch einmal über seinen Schreibtisch und drückte eine Taste, »… ist es Zeit zum Abendessen. Kommen Sie, gesellen wir uns zu den anderen.«
    Jin setzte eine gleichgültige Miene auf. Drogen oder Gift im Abendessen … »Ja«, stimmte sie zu. »Gehen wir.«

62
    Das beharrliche Trällern des Fons neben seinem Bett ließ Corwin hellwach auffahren. Mit Sicherheit irgendetwas Unangenehmes, war sein erster Gedanke, während er Mühe hatte, den Blick auf die Uhr zu richten. Aber es war gar nicht mitten in der Nacht, es war schon ein paar Minuten nach sechs und ohnehin bald Zeit aufzustehen. Wahrscheinlich nur Thena mit einer verspäteten Terminänderung oder so, entschied er, während er nach dem Fon griff und auf die Tasten einstocherte, um es einzuschalten. »Hallo?«
    Doch es war nicht Thenas Gesicht, das auf dem Bildschirm erschien. Es war das von Generalgouverneur Chandler … und es sah so verbissen aus, wie Corwin diesen Mann noch nie gesehen hatte. »Kommen Sie sofort rüber zum Sternenfeld«, sagte er ohne Einleitung. »Die Southern Cross landet in ungefähr fünfzehn Minuten, und was sie mitbringt, dürfte Sie mit Sicherheit interessieren.«
    »Die Southern Cross ?« Corwin runzelte die Stirn, während ihm flau im Magen wurde. »Was ist schiefgegangen?«
    »Alles«, fauchte Chandler. »Machen Sie einfach, dass Sie herkommen.«
    Corwin knirschte mit den Zähnen. »Jawohl, Sir.«
    Der Bildschirm des Fons erlosch. »Verdammt«, nuschelte Corwin leise. Er schwang seine Beine aus dem Bett, schnappte sich seine Sachen und begann, sie überzustreifen. Es gab nur einen vorstellbaren Grund, weshalb die Southern Cross so schnell zurück sein konnte: Die Qasama-Mission war in einer Katastrophe geendet.
    Er hielt halb angezogen inne, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Eine Katastrophe. Vielleicht ein Notfall, der ein rasches Eingreifen erforderlich machte … seine lange Erfahrung hatte ihm allerdings gezeigt, dass Schnelligkeit nicht gerade die vorrangige Eigenschaft von Kommissionen und Räten darstellte.
    Wenn es gar nicht mehr weitergeht, fiel ihm der alte Zweizeiler an, hilft nur eine Kommission, die aus einem Einzigen besteht.

    Zähneknirschend griff er erneut nach dem Fon und bearbeitete die Tasten.
     
    Zwanzig Minuten später traf er auf dem Sternenfeld ein. Chandler hatte bereits einen der Konferenzräume im Eingangsgebäude abriegeln lassen. Zwei andere Mitglieder des Direktorats – Telek und Priesly – waren vor ihm eingetroffen … und der Ausdruck auf ihren Gesichtern deutete darauf hin, dass die Situation schlimmer war, als er befürchtet hatte.
    Das sollte sich bestätigen.
    Captain Kojas Bericht war kurz, teils, weil es nicht viel zu erklären gab, und teils,

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