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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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bot.«
    »Vielleicht haben die Städter aber auch erkannt, dass der Hauptkonflikt zwischen den Städten und den Siedlungen bestand«, murmelte Daulo.
    »Das wäre möglich.« Kruin sah Jin streng an. »Doch was immer die Gründe oder Motive sein mögen, letztendlich zählt, dass die Menschen von Aventine sich an unserer Gesellschaft vergangen und dadurch Elend und Tod über uns gebracht haben.«
    Jin blickte ihm direkt in die Augen und versuchte das Gefühl loszuwerden, dass sie hier persönlich unter Anklage stand. »Was zählt«, korrigierte sie ruhig, »ist, dass Sie Sklaven waren. Wäre es Ihnen lieber gewesen, wir hätten Sie in diesem Zustand belassen, der dem eines Menschen nicht würdig war?«
    »Man kann immer behaupten, man hätte irgendetwas aus Liebe getan«, sagte Kruin mit einem verbitterten Lächeln. »Verraten Sie mir eins, Jasmine Moreau: Angenommen, die Situation wäre andersherum, würden Sie uns dann aufrichtig dafür danken, wenn wir Ihnen das Gleiche angetan hätten?«
    Jin nagte an ihrer Unterlippe. Es wäre so einfach, zu lügen … und so sinnlos. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt Ihrer Geschichte … nein. Ich kann nur hoffen, dass zukünftige Generationen unseren Eingriff als notwendig erkennen. Und die Aufrichtigkeit unserer Motive akzeptieren, selbst wenn sie uns nicht wirklich dankbar sein können.«

    Kruin seufzte und schwieg. Sein Blick ging zurück zum Tisch. Jin sah zu Daulo hinüber, dann drehte sie sich um und schaute aus dem Fenster. Mit fortschreitendem Nachmittag wurden die Schatten länger, und bald war es Zeit für das Abendessen. Die perfekte Gelegenheit, ihr Drogen oder Gift zu verabreichen, sollten sie entscheiden, dass es zu gefährlich sei, mit ihr zu verhandeln …
    »Was wollen Sie von uns?«, drängte Kruin sich unvermittelt in ihre Gedanken. Die Frage war unvermeidlich, und sie hatte lange gegrübelt, wie viel sie ihnen denn nun erzählen sollte. Aber jedes Mal, wenn sie sich das Problem vornahm, kam sie zu demselben Ergebnis: Völlige Offenheit war die einzige Chance. Was immer sie ihr jetzt an Vertrauen entgegenbrachten – sie versuchte sich erst gar nicht selbst zu schmeicheln, dass es sehr viel war -, würde sich augenblicklich in Luft auflösen, wenn man sie auch nur bei einer einzigen weiteren Lüge ertappte. Und ohne dieses Vertrauen besäße sie nicht die geringste Chance, ihre Mission erfolgreich zu beenden. Oder auch nur zu überleben. »Zuallererst«, begann sie, »muss ich Ihnen sagen, dass wir Sie während der letzten dreißig Jahre mit Hilfe von Spionagesatelliten von einer Umlaufbahn um den Planeten aus genauestens beobachtet haben.«
    Sie machte sich auf einen Wutausbruch gefasst, doch Kruin nickte bloß. »Das ist wohl kaum ein Geheimnis. Jeder auf Qasama hat sie gesehen – schwach erkennbare Punkte, die über den Nachthimmel ziehen. Es heißt, wenn Shahni zusammenkommen, sei es eines ihrer Lieblingsthemen, wie wir es anstellen wollen, sie zu zerstören.«
    »Das kann ich ihnen nicht verdenken«, räumte Jin ein. »Wie auch immer, alles deutet darauf hin, dass irgendjemand einen Weg gefunden hat, genau das zu tun.«
    Kruin zog die Brauen hoch. »Interessant. Ich nehme an, Sie sind hergekommen, um diesen Jemand daran zu hindern?«
    Jin schüttelte den Kopf. »Genau genommen nein. Unsere Gruppe kam hierher, um Informationen zu sammeln, weiter nichts. Es ist nicht ganz so einfach, wie es sich anhört, müssen Sie wissen: Die Satelliten werden nicht physisch zerstört, sondern nur vorübergehend
außer Gefecht gesetzt … und bislang sind wir nicht in der Lage, festzustellen, wie das vor sich geht.«
    Sie beschrieb die Lücken, die es in den Aufzeichnungen der Satelliten gegeben hatte. »Letztendlich wissen wir, dass den Ausfällen ein bestimmtes Muster zugrunde liegt. Die meisten betreffen diesen überdachten Komplex im Nordosten von Azras.«
    »Sie sprechen bestimmt von Mangus«, sagte Daulo.
    »So wird der Ort genannt?« Jin runzelte die Stirn. Das Wort kam ihr irgendwie bekannt vor … »Mangus … ist das ein Name?«
    Daulo schüttelte den Kopf. »Der Wortstamm geht auf das Wort Mungo zurück. Ich weiß nicht, warum sie diesen Ort so nennen.«
    Jin spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Ein legendäres Tier des Alten Imperiums … dessen Ruf sich darauf gründete, dass es Cobras töten konnte. Möglicherweise könnte ich ihnen erklären, dachte sie verdrießlich, warum sie ihn so genannt haben. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was genau dort gemacht

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