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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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den Rücken hinunter. Ihr Vater stand unter Hausarrest, während Onkel Corwins politische Macht auf ihren Schultern lastete und bedenklich in der Schwebe hing … »Zumindest zurzeit, ja«, sagte sie mit einem Seufzer. »Es gibt Kräfte, die das zu ändern versuchen.«
    »Wobei die Entscheidung von dem Bericht abhängt, den Sie abliefern?«, fragte Kruin.
    »Mehr noch davon, wie ich persönlich bei dieser Mission abschneide.« Jin schüttelte den Kopf. »Aber lassen wir das. Ich habe Ihnen erklärt, weshalb ich hier bin, und alle Ihre Fragen beantwortet.
Ich muss wissen – und zwar sofort -, ob Sie mir erlauben, meine Mission zu beenden.«
    Kruin schürzte die Lippen. »Das Geheimnis Ihrer Identität in unserer Familie zu bewahren, wäre höchst gefährlich – ich bin sicher, das ist Ihnen klar. Würden Sie auf irgendeine Weise entdeckt, hätte das für uns katastrophale Folgen. Was bieten Sie als Gegenleistung für das Risiko, das wir eingehen?«
    »Was schlagen Sie vor?«, fragte Jin, darum bemüht, ihre Stimme zu beherrschen. Ich habe es geschafft, dachte sie und konnte es noch nicht recht glauben. Er verhandelt tatsächlich mit mir.
    Wenn er jetzt nur etwas verlangte, das sie ihm geben konnte.
    »Wie Ihnen jetzt sicher vollkommen klar ist«, sagte Kruin, »hat Ihr Plan, unsere Gesellschaft in verfeindete Lager aufzuspalten, nur zu gut funktioniert. Als was auch immer Mangus sich herausstellen wird, Sie wissen, dass es bereits jetzt gewisse Spannungen zwischen den Städten und den Siedlungen gibt. Abgesehen von der Mojofrage werden diese Spannungen noch durch den Umstand verstärkt, dass die Schwerindustrie in den Städten konzentriert ist, während die Kontrolle der Rohstoffe im Wesentlichen in den Siedlungen liegt.«
    Jin nickte. Das war die durchaus klassische Situation, die während der gesamten Frühzeit der Menschheitsgeschichte wahrscheinlich Hunderte von Malen durchgespielt worden war. Einen Augenblick lang hätte sie gerne gewusst, wie die verschiedenen Kulturen damals damit fertiggeworden waren. »Hoffentlich verlangen Sie nicht mehr von mir, dass ich die Situation entschärf…«
    »Gestehen Sie mir ein wenig mehr Intelligenz in dieser Sache zu«, schnitt ihr Kruin kühl das Wort ab. »Das hier ist unsere Welt – unsere Politik, unsere Kultur, unser Volk, und jeder Rat, den Sie uns als Fremde geben könnten, wäre mehr als nutzlos.«
    Jin schluckte. »Entschuldigen Sie. Bitte fahren Sie fort.«
    Kruin starrte sie einen Augenblick lang wütend an, bevor er weitersprach. »Wir bereiten schon einen Zusammenschluss vor, um uns gegen Hegemoniebestrebungen der Städte zu wehren –
die Siedlungsführer in diesem Teil Qasamas kommen in regelmäßigen Abständen zusammen, besprechen die Lage und koordinieren alle erforderlichen Aktivitäten. Es gibt jedoch einige, die in Unruhen eine Chance für persönliches Fortkommen sehen … und wenn in Qasamas unmittelbarer Zukunft tatsächlich Unruhen ausbrechen sollten, dann möchte ich, dass der Familie Sammon niemand in den Rücken fallen kann.«
    Jin verzog das Gesicht. »Ablenkungen wie die Familie Yithra auf der anderen Seite des Inneren Grüns?«
    »Daulo hat Ihnen also davon erzählt«, knurrte Kruin. »Dann werden Sie verstehen, dass man gegen ihre fixe Idee, uns zu zermürben, etwas unternehmen muss. Augenblicklich erscheint mir der Zeitpunkt günstig.«
    »Wollen Sie etwa, dass ich einen oder mehrere von ihnen umbringe?«, fragte Jin ruhig. »Denn wenn es so ist, sage ich Ihnen gleich, dass ich das auf keinen Fall tun kann.«
    »Sie sind doch eine Kriegerin, oder?«, warf Daulo ein.
    »Jemanden im Krieg zu töten ist nicht dasselbe wie Mord«, konterte sie.
    »Ich habe Sie nicht gebeten, jemanden zu ermorden.« Kruin schüttelte den Kopf. »Ich bitte Sie lediglich, einen Weg zu finden, wie der Einfluss der Familie Yithra in dieser Siedlung beschnitten werden kann. Das ist das Geschäft, das ich Ihnen anbiete, Jasmine Moreau: Sie zerschlagen die Macht der Familie Yithra, und wir gewähren Ihnen dafür Unterschlupf in unserem Haus.«
    Jin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das sollte zu schaffen sein, sicher, wenn sie auch im Augenblick nicht die vageste Vorstellung hatte, wie sie ein solches Kunststück zustande bringen sollte. Aber was dann?, überlegte sie. Was bedeutete ein solcher Machtverlust in dieser Kultur – vielleicht den Verlust des Zuhauses, vielleicht wurde die gesamte Familie aus der Siedlung verbannt? Könnte es möglicherweise sogar

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