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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Wagen ist, der vor der anderen Wohnung geparkt ist?«
    »Ich habe Ihnen doch schon erklärt, einer dieser Schlägertypen hat gesehen, wie wir heute Morgen abgefahren sind«, erinnerte sie ihn, nahm ihre Vollgesichtsmaske von einem Stuhl und probierte sie an. »Man muss es ihnen ein bisschen schwermachen, Daulo – jeder schöpft Verdacht, wenn man ihm seine Beute auf einem Silbertablett serviert.«
    »Es geschähe Ihnen ganz recht, wenn sie zu blöd sind, um Ihre Feinheiten mitzukriegen« schnaubte er. »Denn während sie dort drüben eine leere Wohnung beobachten, brechen die anderen stattdessen hier ein.«
    »Deswegen werden Sie das hier bei sich tragen«, erklärte sie ihm, zog ein kleines Metallröhrchen aus dem Gürtel und reichte es ihm. »Ein Nahbereich-Signalgeber – Sie klappen die Kappe oben zurück und drücken auf den Knopf, wenn Sie in Schwierigkeiten
sind. Ich bin nur zwei Blocks weit entfernt und kann hier sein, bevor Sie aufgehört haben, sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen.«
    Er seufzte und nahm das Gerät an sich. »Hoffentlich ist das alles nichts weiter als ein Gaukelbild Ihrer fieberhaften Phantasie.«
    »Das hoffe ich auch«, gab sie zu, nahm den Rucksack, den sie gezielt gepackt hatte, und setzte ihn auf. »Aber wenn nicht, dann liegt es nahe, dass sie heute Abend zuschlagen.«
    »Vermutlich. Na ja, wenigstens werden wir bis morgen so oder so Bescheid wissen.«
    Wahrscheinlich sehr viel eher, dachte Jin. »Gut. Also ich bin jetzt weg. Schließen Sie die Tür hinter mir ab und haben Sie keine Angst, mir das Signal zu geben, wenn Sie irgendetwas Verdächtiges hören. Versprochen?«
    Er brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Klar. Passen Sie auf sich auf, Jin Moreau.«
    »Werd ich.« Sie aktivierte ihre optischen Verstärker, öffnete die Tür einen Spaltweit und spähte hinaus. Niemand zu sehen. Sie schlüpfte nach draußen, schloss die Tür hinter sich und eilte die Straße hinunter.
     
    Sie hatte es sich kaum eine Stunde in ihrem erwählten Versteck bequem gemacht, als sie auftauchten: dieselben Schläger, die sie und Daulo am Vormittag auf der Straße angepöbelt hatten.
    Und schnell war klar, dass sie keine Amateure waren. Leise huschten sie, Schatten und Deckung nutzend, durch die menschenleeren Straßen und näherten sich so von beiden Seiten der leer stehenden Wohnung. Zwei blieben am Wagen stehen, vermutlich um sich zu vergewissern, dass sie niemand beobachtete, bevor sie sich zu den Übrigen an der Wohnungstür gesellten. Einer beugte sich über das Schloss, und ein paar Sekunden später öffnete er die Tür. Rasch verschwanden die Typen einer nach dem anderen in der dunklen Wohnung.
    Sie hatten wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt, dass die Wohnung leer war, als sie sie eingeholt hatte. Und ganz sicher
hatte niemand eine Chance zu schreien, bevor der Ultraschall ihres Unterbrechers sie aus nächster Nähe traf und schlagartig in Bewusstlosigkeit versetzte. Die sieben sackten auf dem Boden zusammen und rührten sich nicht mehr.
    Fast hätte Jin sich zu ihnen gesellt. Minutenlang lehnte sie benommen an der Wand, hielt sich den Magen und musste kämpfen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Layn hatte sie vor den Risiken beim Einsatz der Schallwaffe in so engen geschlossenen Räumen gewarnt, doch sie hatte keine andere Möglichkeit gehabt, die Kerle geräuschlos außer Gefecht zu setzen, ohne sie zu töten. Und von ethischen Erwägungen einmal abgesehen, jetzt, wo die Shahni wussten, dass sich eine Frau von einem fremden Planeten auf Qasama herumtrieb, konnte sie nicht auch noch laserzerfetzte Leichen herumliegen lassen. Das wäre ungefähr so klug, als würde sie im Sajada aufstehen und sich als Höllenkriegerin outen.
    Nach einer Weile ließ das Pochen in ihrem Kopf und das Rumoren in ihren Eingeweiden nach, und sie machte sich daran, die Möchtegern-Einbrecher mit einem Seil aus ihrem Rucksack zu fesseln. Als das erledigt war, trat sie noch einmal zur Tür und suchte die Straße ab. Niemand war zu sehen, und im Stillen war sie dankbar dafür, dass man in Azras so früh zu Bett ging. Mit ein wenig Glück käme sie vielleicht sogar noch rechtzeitig in die Wohnung zurück, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
    Dabei musste sie an Daulo denken, der immer noch nicht glaubte, man habe sie absichtlich unter Beschuss genommen. Sie zog ihren Signalgeber aus dem Gürtel, klappte den Deckel zurück … und hielt inne. Bestimmt hatten die Kerle es

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