Cobra
sein Gesicht huschen zu sehen. »Danke«, meinte Omnathi zu dem anderen. »Sie sehen also, Daulo Sammon, uns ist bekannt, dass Sie nicht allein nach Azras gekommen sind. Wo ist die Frau, die Sie mitgebracht haben?«
Zwei Straßen weiter – der Gedanke ging ihm kurz durch den Kopf, und sein Magen schnürte sich zusammen, als ihm klarwurde, dass sie hier jeden Augenblick hereinspazieren konnte. »Ich weiß nicht, wo sie sich befindet.«
»Wieso nicht?«, fuhr ihn der ältere Mann an. »Nach Bürgermeister Capparis’ Angaben hat Ihr Vater ihn gebeten, Sie und eine ungenannte Begleiterin in einer Art Arbeitstrupp unterzubringen. Sollte diese Frau Sie dabei begleiten?«
»Natürlich nicht«, entgegnete Daulo und gab sich alle Mühe, gleichermaßen amüsiert wie beleidigt zu wirken. »Ich hatte vorgehabt, meinen Bruder zu bitten, mich nach Mangus zu begleiten, entschloss mich dann aber dagegen, als diese andere Geschichte dazwischenkam.«
Er beobachtete Omnathi mit angehaltenem Atem, doch die Erwähnung von Mangus löste, soweit er das erkennen konnte, keine Reaktion aus. »Sie haben Bürgermeister Capparis über die Änderung Ihrer Pläne nicht unterrichtet. Darüber hinaus waren wir recht überrascht, Sie hier anzutreffen, da Sie ihm gesagt haben, Sie wollten umziehen.«
Daulo zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, Mangus hätte vielleicht in Bürgermeister Capparis’ Büro einen Spitzel untergebracht«, sagte er und übernahm mangels einer besseren Ausrede Jins Theorie. »Ich glaubte, wenn sie zwei Leute anstelle von nur einem suchen, hätte ich eine bessere Chance, hineinzukommen.«
Omnathi runzelte leicht die Stirn. »Das hört sich an, als planten Sie einen Überfall auf ein bewaffnetes Lager. Was wollten Sie überhaupt in Mangus?«
Daulo zögerte. »Ich glaube, Mangus ist nicht das, was es zu sein scheint«, sagte er.
Omnathi warf einem seiner Gehilfen einen kurzen Blick zu.
»Mangus ist ein privates Fertigungszentrum ungefähr fünfzig Kilometer östlich von hier«, meinte der andere wie aus der Pistole geschossen. »Hochwertige Elektronik, sowohl im Forschungswie im Fertigungssektor. Unter der Leitung der Familie Obolo Nardin. Ich glaube, die letzte Überprüfung durch die Shahni wurde vor etwa zwei Jahren durchgeführt. Damals gab es keinerlei Hinweise auf irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten.«
Omnathi nickte und wandte sich wieder Daulo zu. »Sie verfügen über Hinweise neueren Datums, die dem widersprechen?«
Daulo richtete sich ein wenig auf. »Sie verweigern Siedlungsbewohnern den Zutritt«, sagte er steif. »Für mich ist das ein hinreichendes Verdachtsmoment.«
Omnathi verzog den Mund. »Wie schwer das auch für Sie zu begreifen sein mag, die Vorurteile der Städter sind oft ebenso lächerlich wie die von euch Siedlungsbewohnern«, knurrte er. »Wie auch immer, Sie sollten sich Ihren Stolz für wichtigere Dinge aufsparen – die Sicherheit und den Schutz Ihrer Welt, zum Beispiel. Erzählen Sie uns, was Sie über diese Frau wissen.«
»Sie hat mir erzählt, ihr Name sei Jasmine Alventin«, sagte Daulo und wünschte sich zum zweiten Mal, er wüsste, was sie bereits von ihrem Vater erfahren hatten. »Wir haben sie verletzt auf der Straße aufgefunden und mit zu uns genommen.«
»Und dann …«
»Und dann hat sie uns erzählt, sie sei aus Sollas und habe einen Unfall gehabt. Das ist alles.«
»Fanden Sie es nicht ratsam, darauf zu drängen, dass sie Ihnen weitere Einzelheiten verrät?«, hakte Omnathi nach. »Oder ihre Geschichte überhaupt erst mal zu überprüfen?«
»Das haben wir natürlich getan«, sagte Daulo und versuchte, beleidigt zu klingen. »Wir haben Leute losgeschickt, die die Straßen nach ihrem Wagen und ihren Begleitern absuchen sollten.«
»Haben Sie sie gefunden?«
»Nein.« Daulo sah zu den beiden anderen Männern hinüber, dann blickte er wieder auf Omnathi. »Was soll das eigentlich alles? Ist sie eine entflohene Kriminelle oder dergleichen?«
»Sie ist ein Eindringling von einem fremden Planeten«, sagte Omnathi schlicht.
Daulo hatte erwartet, sein Gegenüber werde den Punkt ignorieren oder umgehen. Jetzt erschreckte ihn die unerwartete Antwort fast so sehr, als würde er die Wahrheit zum ersten Mal hören. »Sie ist – was ?«, sagte er tonlos. »Aber … das ist unmöglich.«
»Wieso?«, fuhr Omnathi ihn an. »Sie haben selbst gesagt, die Familie Yithra habe diesen nicht-qasamanischen Gegenstand gefunden. Sind Sie nie auf die Idee gekommen, dass ein
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