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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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sähe sie nie wieder.
    Und er fragte sich, wieso dieser Gedanke seine gute Laune derartig dämpfte.
    »Sind damit die Feierlichkeiten für heute vorbei?«, fragte sie, als sie die Wohnung erreichten. »Ich würde mich gern umziehen.«
    »Sie sind vorbei – zumindest bis Sonnenuntergang«, erklärte Daulo ihr, tippte den Zahlencode ein und öffnete die Tür. »Doch der Gottesdienst ist freiwillig.«
    »Gut«, meinte sie und trat zur Seite. »In einer Sache hat die Menschheit grundsätzlich versagt: Sie hat nie eine Kleidung entwickelt, die ebenso bequem wie Alltagskleidung ist – was ist das für ein Licht?«

    »Eine Fon-Nachricht«, erklärte Daulo stirnrunzelnd. Wer wusste, dass er sie hier anrufen konnte? Er ging zu dem Apparat und drückte einige Tasten.
    Das Fon piepte, und ein dünner Papierstreifen glitt aus dem Nachrichtenschlitz heraus. »Was ist?«, fragte Jin.
    »Von Bürgermeister Capparis«, erklärte Daulo, nachdem er die Nachricht überflogen hatte. »Er sagt, Mangus habe darum gebeten, am Sonntagmorgen beim Citycenter einen Arbeitstrupp zusammenzustellen.«
    »Wie werden die Arbeiter ausgewählt?«
    Daulo überflog das Papier. »Offenbar nach Bedürftigkeit. Die Arbeitslosen und die Armen laut Melderegister zuers…«
    »Sekunde mal«, unterbrach sie ihn. »Wollen sie etwa nicht einmal versuchen, Verbindung zu den Arbeitern aufzunehmen, die sie bereits eingearbeitet haben?«
    »Haben sie vielleicht schon.«
    »Oh. Ja, richtig.«
    »Äh … Bürgermeister Capparis rät, wir sollten uns gebrauchte Kleidung besorgen, wie die Städter sie tragen.«
    Jin nickte. »Gute Idee. Aber was ist mit diesem Melderegister? Wie sollen wir das fälschen?«
    Daulo zuckte mit den Achseln. »Darum wird sich vermutlich Bürgermeister Capparis kümmern.«
    »Hm.« Jin trat zu ihm. »Kann ich die Nachricht sehen?«
    Er reichte ihr das Papier. Sie starrte scheinbar unnötig lange darauf. »Haben Sie Schwierigkeiten, es zu entziffern?«, fragte er endlich.
    »Nein«, sagte sie langsam. »Ich habe mich bloß gefragt … Die Nachricht ist an Sie adressiert. Namentlich.«
    »Natürlich. Na und?«
    »Finden Sie es nicht merkwürdig, dass diese Schlägertypen zufällig genau zwischen hier und dem Sajada herumhingen?«
    Er wurde nachdenklich. »Ich weiß nicht. Sie haben doch selbst gesagt, dass wir wie Siedler gekleidet sind. Sie wollten nur etwas Spaß haben.«

    »Kann sein.« Sie nagte an ihrer Unterlippe, eine nervende Angewohnheit. »Aber gehen wir noch einmal für einen Augenblick davon aus, dass mehr dahintersteckt. Angenommen, wer immer etwas gegen herumschnüffelnde Siedler in Mangus hat, ist dahintergekommen, dass wir versuchen wollen, uns in einen ihrer Arbeitstrupps einzuschmuggeln.«
    »Das ist lächerlich«, schnaubte Daulo. »Wie sollten sie dahinterkommen …« Er verstummte, und sein Blick fiel auf den Zettel, den sie noch immer in der Hand hielt. »Bürgermeister Capparis würde es ihnen nicht verraten«, stellte er entschieden fest.
    »Das wollte ich damit auch nicht sagen.« Jin schüttelte den Kopf. »Aber diese Nachricht stammt vermutlich aus seinem Büro. Könnte nicht jemand anders von der Sache Wind bekommen haben?«
    Daulo knirschte mit den Zähnen. Völlig aus der Luft gegriffen war das leider nicht. Falls einer der Feinde des Bürgermeisters von dem Plan erfahren hatte, könnte er ihn leicht und sicher durchkreuzen, wenn er sie ins Krankenhaus verfrachtete. »Das wäre natürlich möglich«, gestand er Jin laut. »Aber wenn Sie jetzt vorschlagen, dass wir zusammenpacken und davonlaufen, dann vergessen Sie’s.«
    »Wir brauchen nicht davonzulaufen«, sagte sie. »Wir müssen nur umziehen. Irgendeine andere Wohnung finden, wo niemand – auch Bürgermeister Capparis nicht – weiß, dass er uns dort finden kann.«
    »Trotzdem müssen wir noch am Citycenter erscheinen«, gab er zu bedenken.
    »Richtig. Aber daran können wir nicht viel ändern.«
    »Was hat es dann für einen Sinn, sich jetzt zu verstecken?«, hielt er dagegen. »Das verschafft uns doch bestenfalls ein paar Tage Luft.«
    »Ein paar Tage können ganz schön lang werden. Unter anderem hätten wir dann mehr Zeit, uns vorzubereiten.«
    Sie hatte Recht. Und tief in seinem Innern wusste er das auch. Allerdings warf ihm sein Ehrgefühl wieder einmal Stöcke zwischen
die Beine. »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich laufe nicht davon. Nicht, solange ich keine besseren Beweise habe.«
    Sie holte tief Luft und machte sich innerlich

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