Cobra
tatsächlich erneut versucht, aber in Anbetracht des Ehrgefühls, das qasamanische Männer an den Tag legten, waren sie zu diesem zweiten Angriff vielleicht aus eigenem Antrieb aufgebrochen. Sie musste einfach einen von ihnen dazu bringen, ihr zu verraten, wer sie für diese Sache angeheuert hatte.
Und bevor sie im Besitz eines solchen Geständnisses war, hatte es keinen Sinn, Daulo zu holen. Sie steckte den Signalgeber wieder
ein und kehrte zu den bewusstlosen Jugendlichen zurück. Sie suchte denjenigen, der am Morgen mit der Pöbelei begonnen hatte, vermutlich der Anführer … hievte ihn auf ihre Schulter und trug ihn über die Straße zum Wagen. Es wäre schön gewesen, einen Vorrat dieser hoch entwickelten Verhördrogen zu haben, die in den TeleVid-Serien ständig zum Einsatz kamen, aber in Ermangelung dessen musste sie eben auf eine der traditionellen Methoden zurückgreifen. Und dafür brauchte sie ein wenig mehr Ruhe. Sie ließ den Wagen an und lenkte ihn durch Azras’ menschenleere Straßen.
Das Klopfen an der Tür riss Daulo aus dem Schlaf, und einen Augenblick lang starrte er verwirrt und orientierungslos an die dunkle Zimmerdecke. Dann schaltete er. »Bin schon unterwegs«, brummte er und erhob sich steif aus dem Sessel, in dem er eingenickt war. Jasmine Moreau kehrte vom Versteckspielen zurück – und das dämliche Weib hatte es fertiggebracht, die Kombination der Tür zu vergessen. Wenn solche Leute Cobras werden, dachte er verdrießlich, während er seine Uniformjacke zurechtzog und zur Tür eilte, dann brauchen wir uns keine großen Sorgen zu machen. Es klopfte zum dritten Mal. »Ich komme «, fauchte er und riss die Tür auf.
Drei Männer standen dort: Einer war mittleren Alters, die beiden anderen wesentlich jünger. Alle drei trugen fast gleiche, für Städter typische Kleidung und hatten auch nahezu identische grimmige Mienen aufgesetzt. »Sind Sie Daulo Sammon aus der Siedlung Milika?«, fragte der Mann mittleren Alters.
Daulos Zunge löste sich. »Der bin ich«, nickte er. »Und wer sind Sie?«
»Dürfen wir reinkommen?«
Das war genaugenommen keine Frage. Daulo trat zur Seite, und die drei betraten hintereinander den Raum, wobei der Letzte das Licht einschaltete, als er am Schalter vorbeikam. »Und Sie sind …?«, wiederholte Daulo seine Frage, wobei er wegen des plötzlichen Lichts blinzelte.
Die Tür knallte dumpf zu, und als Daulo wieder klar sehen konnte, stand der mittelalte Mann vor ihm und hielt ihm einen golden eingefassten Anhänger hin, den er um den Hals trug. »Ich bin Moffren Omnathi, ich vertrete die Shahni von Qasama.«
Daulo spürte, wie ihm ein eisiges Kribbeln den Rücken hinauflief. »Ich bin geehrt«, brachte er zwischen steifen Lippen hervor und machte das Zeichen des Respekts. »Wie kann ich Ihnen dienen?«
Omnathi ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. »Ihr Vater Kruin Sammon hat den Shahni gestern durch Bürgermeister Capparis eine Nachricht übersandt. Kennen Sie den Inhalt dieser Nachricht?«
»Äh … in groben Zügen, ja«, sagte Daulo und hätte gern gewusst, was sein Vater, wenn überhaupt, diesem Mann mitgeteilt hatte. »Er wollte die Shahni davon in Kenntnis setzen, dass die Familie Yithra einen Gegenstand gefunden hat, der nicht von unserem Planeten stammt.«
»Das ist im Großen und Ganzen korrekt.« Omnathi nickte beiläufig. »Kommt es regelmäßig vor, dass Mitglieder der Familie Yithra derartige Gegenstände finden?«
Daulo runzelte die Stirn. »Nein, natürlich nicht, Sir.«
»Aha? Es handelt sich also um ein außergewöhnliches Ereignis?«
»Ganz gewiss.«
»Die meisten Leute würden in einer solchen Situation vermutlich kaum wegfahren, oder?«
Daulo hatte Mühe, seine gleichgültige Miene beizubehalten, als er das Netz erkannte, dass sein Gegenüber für ihn spann. »Die meisten täten das vermutlich, ja.«
»Und doch haben Sie sich entschieden, stattdessen nach Azras zu kommen. Wieso?«
Ein Schweißtropfen rann zwischen Daulos Schulterblättern hinab. »Ich hatte hier etwas zu erledigen.«
»Etwas, das nicht ein paar Tage warten konnte?«
Einer von Omnathis Begleitern kam aus dem Schlafzimmer und stellte sich neben den älteren Mann. »Was gibt’s?«, fragte Omnathi, ohne Daulo aus den Augen zu lassen.
»Nichts, nur ein paar Kleidungsstücke, die ihm gehören«, antwortete der andere. »Ganz sicher nichts, was eine Frau tragen oder benutzen würde.«
Omnathi nickte, und Daulo glaubte, einen leicht genervten Zug über
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