Cobra
entgegengesetzten Händen nach oben und presste ihre Hände auf ihre Arme.
Und nagelte sie so an Ort und Stelle fest.
Einer am Boden, zwei Ausfälle, hakte sie in Gedanken ab. Daulo und seine vier Gegner hatten eine geduckte Haltung eingenommen, offenbar Spielarten derselben Kampfstellung, wobei die Schlägertypen ihn weiter umkreisten, so als seien sie nicht recht sicher, ob sie es mit dem Mann aufnehmen sollten, der ihren Anführer gerade auf die Bretter geschickt hatte.
Und dann griffen sie fast gleichzeitig an.
Daulo wusste genug über Straßenkampf, um nicht zuzulassen, dass sie ihn alle zur gleichen Zeit erreichten. Er machte einen großen Ausfallschritt nach links und drosch dabei mit einem wilden Schlag auf den Kerl auf dieser Seite ein, um ihn zurückzudrängen.
Offenbar war er ebenso überrascht wie alle anderen, als der Schlag ins Schwarze traf. Umso mehr, als der Kerl zu Boden ging und liegenblieb.
Ein zweiter Schläger ging auf Daulo los. Dieser wich zu spät aus, trotzdem erwies sich sein Manöver als überflüssig. Der Tritt verfehlte ihn um mindestens zwanzig Zentimeter, und während Daulo noch zum Gegenschlag vorschoss, verlor der Bursche das Gleichgewicht und landete auf dem Trottoir.
Daulo wirbelte zu Jin und ihren Aufpassern herum. »Was ist?«, wollte er wissen.
Jin wusste, wann man ihr ein Stichwort gab. Sie löste den Klammergriff ihrer Hände, immer auf der Hut, falls die Jungs im letzten Augenblick noch eine Dummheit begehen sollten.
Sie taten es nicht. Sie ließen Jin los, stahlen sich an Daulo vorbei und ergriffen die Flucht.
Daulo sah ihnen hinterher. Dann drehte er sich zu Jin um und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Alles in Ordnung?«, fragte er schließlich.
Sie nickte. »Und bei Ihnen?«
Er hatte einen eigenartigen Ausdruck im Gesicht. »Ja, doch. Wir sollten machen, dass wir von hier verschwinden, bevor uns irgendwer unangenehme Fragen stellt.«
Jin sah sich um. Niemand kam auf sie zu, doch mehrere Passanten beäugten sie aus sicherer Entfernung. »Von mir aus.«
Sie brachten einen Block hinter sich, bevor Daulo endlich die unvermeidliche Frage stellte. »Was haben Sie mit denen angestellt?«
Sie zuckte verlegen mit den Achseln. Das konnte äußerst heikel werden … »Also, erst einmal habe ich mich an denen festgehalten, die meine Arme umklammert hielten, um sie von Ihnen fernzuhalten. Die anderen … ich habe jedem einen Ultraschallstoß an den Kopf verpasst, bevor Sie sie geschlagen haben.«
»Deswegen wollten Sie vermutlich auch, dass ich mich zurückhalte. Und das hat sie außer Gefecht gesetzt?«
»Nein. So hart wollte ich sie nicht treffen. Ich habe den Stoß so dosiert, dass sie nicht mehr klar denken konnten und ein wenig das Gleichgewicht verloren.«
Sie ging dicht neben ihm und spürte, wie sein Arm zu zittern anfing. Oha, dachte sie nervös. War das zu viel für sein qasamanisches Ego?
»Ja, sicher«, sagte er mit einem deutlichen Beben in der Stimme. »Ich frage mich bloß, was ihre Freunde sagen werden, wenn sie davon erfahren. Sie waren zu siebt und wurden von einem Siedlungsbewohner und einer Frau nach Strich und Faden fertiggemacht.«
Sie hob den Kopf und sah ihn stirnrunzelnd an … und erst jetzt erkannte sie, dass das Beben in seiner Stimme weder von Wut noch von Scham herrührte.
Es war unterdrücktes Lachen.
Danach schwieg sie, und das gab Daulo auf dem Weg zu ihrer vorübergehenden Bleibe die Gelegenheit, darüber nachzudenken, was ihm an der ganzen Geschichte eigentlich so komisch vorkam.
Einerseits hätte das überhaupt nicht passieren dürfen – das war ihm in aller Deutlichkeit bewusst. Sich von einer Frau verteidigen zu lassen, hätte ihm die Schamröte ins Gesicht treiben müssen, er aber hatte sich vor Lachen geschüttelt. Auch wenn sie eine Höllenkriegerin war, auch wenn die Alternative gewesen wäre, sich eine verdammt blutige Nase zu holen.
Nein, entschied er. So kann man das einfach nicht betrachten. Eher war es so, dass zwei Siedlungsbewohner einen Haufen dämlicher Stadt-Ghaalas aufs Kreuz gelegt haben. Oder jedenfalls ein Siedlungsbewohner und eine adoptierte Siedlungsbewohnerin.
Der Gedanke erschreckte ihn. Adoptierte Siedlungsbewohnerin. Fing er tatsächlich an, Jasmine Moreau mit so freundlichen Augen zu betrachten? Sie war vorübergehend eine Verbündete, stand vorübergehend unter seinem Schutz, was er als Ehrensache betrachtete. Mehr nicht. In ein paar Tagen kreuzten ihre Retter auf, sie verschwände, und er
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