Cobra
herausgefunden hatten, dass die Absturzstelle des Shuttles von MilitärKoptern bewacht wurde. Zwölf Stunden im Orbit, länger nicht, dann würden sie herunterkommen.
Und wenn sie es taten …
Jin fröstelte. Wir sind keine Feinde, hatte sie Akim erklärt. Und sie hatte es ehrlich gemeint. Ob es ihm gefiel oder nicht, sie waren Verbündete in diesem Kampf gegen Obolo Nardins Machenschaften. Es war jedoch höchst unwahrscheinlich, dass der Landungstrupp die Dinge ebenso sah.
Und das bedeutete, dass sie sich mit ihnen vor der Landung in Verbindung setzen musste. Was vermutlich im Lauf des nächsten Tages geschehen würde. Fast sicher, bevor Akim und Daulo sicher von hier verschwinden konnten.
Ihr Magen schnürte sich bei dem Gedanken zusammen. Was würden die beiden denken, wenn sie sie hier morgen Abend zurückließ und allein aus Mangus floh? Würden sie verstehen, dass dies alles kein kaltblütiger Plan gewesen war, um sie aus dem Weg zu schaffen? Würden sie ihr glauben, wenn sie ihnen immer wieder versicherte, dies sei für sie nach wie vor der sicherste Ort, um auf Verstärkung zu warten?
Und würden sie verstehen, wenn sie jemanden töten musste, um sich Zutritt zu einem der Kopter-Funkgeräte an der Absturzstelle zu verschaffen?
Wahrscheinlich nicht. Aber letzten Endes spielte das keine große Rolle. Ob sie es verstanden oder nicht – Jin musste es tun. Für die Sicherheit Qasamas und ihre eigene gleichermaßen.
Mit einem Seufzer schaltete sie ihre optischen Verstärker aus und versuchte, sich in die sie umgebende Dunkelheit sinken zu lassen. Nach einer Weile gelang es ihr.
81
Sie erwachte jäh, und einen Augenblick lang saß sie still in der Dunkelheit, während ihr das Herz bis zum Hals schlug und ihr umnebelter Verstand zu ergründen versuchte, was sie aus tiefem Schlaf gerissen hatte. Dann war es ihr mit einem Mal klar. Sie sprang auf und unterdrückte ein Stöhnen, als sich ein Schmerz wie eine Lanze durch die vom Schlaf noch steifen Gelenke und Muskeln bohrte.
»Was ist passiert?«, zischte Akim.
»Es gibt Ärger«, erklärte ihm Jin erbittert und programmierte ihre optischen Verstärker. Akim hatte sich mittlerweile aufgesetzt, fuhr sich mit einer Hand über die Augen und tastete nach seinen Schuhen. Daulo lag immer noch da und schlief. »Dieses tiefe Brummen, das Sie da hören, klingt nach einem Probelauf vor dem Start.«
Akim riss die Augen auf. »Nach einem was ?«, wollte er wissen, stülpte seine Schuhe über und rappelte sich auf.
»Nach einem Probelauf vor dem Start«, wiederholte sie, hockte sich neben Daulo und rüttelte an seiner Schulter. »Daulo Sammon? Kommen Sie schon, wachen Sie auf .«
»Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Akim. Seine tastende Hand bekam ihren Arm zu fassen und drückte schmerzhaft zu.
»Immer mit der Ruhe«, knurrte sie, schüttelte seine Hand ab und sah auf die Zeitschaltung ihres Nanocomputers. Die Zahlenangabe versetzte sie in Erstaunen: Sie waren gerade mal sieben Stunden an Bord des Schiffes. »Es ist ungefähr Vormittag«, sagte sie.
»Vormittag? Aber Sie sagten do…«
Ein plötzliches Keuchen von Daulo unterbrach ihn. »Wer ist da?«, krächzte er.
»Psst!«, warnte ihn Jin. »Ganz ruhig. Wir sind’s – Jasmine Moreau und Miron Akim. Wie fühlen Sie sich?«
Er zögerte. »Eigenartig. Gott im Himmel, waren das schlimme Träume.«
»Einiges davon war vielleicht gar kein Traum«, erklärte ihm Jin. »Können Sie aufstehen und gehen?«
Daulo biss die Zähne aufeinander, stemmte sich in eine sitzende Stellung hoch. Ein flüchtiges Zucken huschte über sein Gesicht. »Mir ist ein bisschen schwindelig, aber das ist alles. Ich denke, ich komme zurecht, wenn ich nicht gerade kilometerweit rennen muss. Wo sind wir überhaupt?«
»Im Innern eines Troft-Schiffes.« Jin drehte sich zu Akim um und stellte erleichtert fest, dass er sein Gleichgewicht wiedergefunden zu haben schien. »Ich werde kurz die Lage draußen erkunden«, erklärte sie ihm. »Mal sehen, ob ich herausfinden kann, was hier vor sich geht.«
»Ich begleite Sie«, meinte ihr Gegenüber.
»Es wäre vielleicht besser, wenn Sie hier bei Dau…«
»Ich sagte, ich begleite Sie.«
Jin verzog das Gesicht und nickte. »Also schön. Daulo, Sie bleiben hier. Wir sind in ein paar Minuten wieder zurück.«
Gleich vor der Tür war der Gang menschenleer, wenn auch die Geräusche hektischen Treibens von allen Seiten darauf hindeuteten, dass sich das jeden Moment ändern würde. »Wohin?«,
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