Cobra
könnten.«
Jin schloss kurz die Augen. »Ich würde mir lieber vorstellen, dass keine unserer Gesellschaften derartig starr ist. Nur weil wir nicht die besten Freunde sind, heißt das nicht, dass wir Feinde sein müssen.«
»Aber wir sind Feinde«, meinte Akim erbittert. »Unsere Herrscher haben es mit Worten bewiesen, und Ihre durch ihre Taten.« Er zögerte. »Weshalb es mir sehr schwerfällt zu begreifen, wieso Sie mir das Leben gerettet haben.«
Jin musterte ihn. »Weil Sie nicht die Shahni und ihre dreißig Jahre alten Worte sind, und ich bin nicht der aventinische Senat und seine dreißig Jahre alten Taten. Sie und ich, wir sind hier – genau in diesem Augenblick – und sehen uns einer Bedrohung Qasamas gegenüber, die wir beide aufhalten wollen. Wir sind keine Feinde. Warum sollte ich Ihnen also nicht das Leben retten?«
Akim schnaubte. »Sie argumentieren falsch. Wir sind die verlängerten Arme unserer Herrscher, nicht mehr, nicht weniger. Befinden sich unsere Herrscher im Krieg, dann auch wir.«
Jin biss sich auf die Lippe. »Also gut. Wenn ich eine solche Bedrohung für Qasama darstelle, wieso haben Sie dann nicht Obolo Nardins Leute gerufen, als ich fort war, um Daulo Sammon zu retten?«
Die Frage schien Akim zu überrumpeln. »Weil sie mich zusammen mit Ihnen getötet hätten, natürlich.«
»Ach ja? Ich denke, angeblich sind Sie bereit, für das Wohl Ihrer Welt zu sterben? Ich jedenfalls bin es.«
»Aber dann …« Akim hielt inne.
»Aber dann was?«, drängte Jin ihn. »Aber dann würde die Bedrohung, die Mangus darstellt, nicht aufgedeckt werden?«
Akims Lippe zuckte. »Sie sind raffinierter, als ich dachte«, befand er. »Sie bekämpfen mich mit meinen eigenen Worten.«
»Ich will Sie nicht bekämpfen.« Jin schüttelte erschöpft den Kopf. »Weder mit Worten noch auf irgendeine andere Weise. Ich will lediglich klarmachen, dass Sie genau das tun, was Sie tun sollen: Sie haben die möglichen Bedrohungen Qasamas erkannt, Sie haben überlegt, welche dieser Bedrohungen am unmittelbarsten ist, und Sie setzen jedes verfügbare Mittel dagegen ein.« Sie lächelte schief. »Und zurzeit bin ich eines dieser Mittel.«
Er lächelte ebenfalls, fast gegen seinen Willen. »Und ich eines der Ihren?«, konterte er.
Sie zuckte mit den Achseln. »Allein könnte ich Obolo Nardin kaum stoppen, selbst wenn ich wollte. Außerdem ist er einer Ihrer Leute. Ihm das Handwerk zu legen ist eigentlich Ihre Aufgabe.«
»Das ist wahr.« Akim ließ den Blick über die Metallwände wandern, die sie umgaben. »Es könnte allerdings schwierig werden, ihn von hier aus zu erledigen.«
»Keine Sorge, wir kommen hier wieder raus«, beruhigte Jin ihn. »Vergessen Sie nicht, Obolo Nardin scheint sehr auf bewusstseinserweiternde Drogen zu stehen, und das heißt, dass er mit Logik an die Sache herangehen wird. Wenn wir uns nicht in dieser Hälfte von Mangus befinden – was er sehr schnell herausbekommen wird -, muss er annehmen, wir sind irgendwie geflohen. Bis zurück nach Azras sind es fünfzig lange Kilometer, und wir sind zu Fuß – er weiß also, dass wir frühestens morgen Mittag dort sein können – ich meine heute Mittag. Dann müssten wir Kontakt zu den Shahni aufnehmen, entweder per Fon …«
»Wovon er sofort erfahren würde.«
»Genau. Und da er weiß, dass wir über sein angezapftes Fon-System informiert sind, kann er sich denken, dass wir etwas anderes versuchen werden.« Und jetzt kam die entscheidende
Frage. Jin wappnete sich und versuchte gleichgültig zu klingen. »Also. Sind auf Qasama irgendwelche Funksysteme in Betrieb? Große, meine ich, nicht die kleinen Nahbereichsdinger, wie sie die Familie Sammon in ihrer Mine verwendet.«
Sie hielt den Atem an, aber wenn ihm an ihrer Stimme oder ihrem Gesicht irgendetwas auffiel, so ließ er sich nichts anmerken. »Die SkyJo-Kampfhubschrauber haben Funkgeräte«, sagte er nachdenklich. »Aber die nächsten, an die wir rankämen, befinden sich in Sollas.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »In Milika gibt es keine?«, erkundigte sie sich vorsichtig. »Ich war davon ausgegangen, Ihre Leute seien mit Hubschraubern eingeflogen, nachdem sie von der Nachschubkapsel gehört hatten.«
»Sind wir auch, aber anschließend wurden die SkyJos in den Wald beordert, um das Wrack des Raumschiffs zu bewachen.«
Jin begann wieder aufzuatmen. »Verstehe. Und Obolo Nardin hat davon natürlich ebenfalls Kenntnis«, sagte sie, indem sie den Faden ihrer Argumentation wieder
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