Cobra
einem verzweifelten Satz senkrecht nach oben. Sie bekam den Rand des Öffnung zu fassen, gerade noch rechtzeitig!
Dann verschlug ihr der Schmerz den Atem, als ihr der Lukenrand aus Rubberine krachend auf die Finger fiel.
Sekundenlang hing sie dort, ihr Verstand in der Erkenntnis erstarrt, dass sie völlig und absolut hilflos war. Die Abzüge ihrer Fingerspitzenlaser waren außer Reichweite, die Schallwaffe nutzlos, solange eine Luke aus Metall sie abschirmte, und ihre Antipanzerlaser ließen sich unmöglich auf ein Ziel richten … Mit einer Hand nach oben zu drücken brachte ihr nichts weiter als erneuten Schmerz ein, der durch ihre Finger zuckte wie ein Elektroschock …
Elektroschock!
Ihr Verstand schien wieder durchzustarten. Sie biss die Zähne zusammen und feuerte ihren Bogenwerfer ab.
Unmöglich zu sagen, ob der wahllos abgefeuerte Lichtblitz irgendetwas traf, doch der Donner hallte ihr noch immer in den Ohren, als der Druck auf ihren Händen plötzlich ein wenig nachließ. Wieder drückte sie sich nach oben, und diesmal klappte es. Die Armservos stemmten sich sirrend gegen den Widerstand, dann ging die Luke auf, gleichzeitig schleuderte Jin sich hoch und durch die Öffnung hindurch.
Dort wartete man bereits auf sie – zumindest warteten die auf sie, die sich nicht auf die Luke gestemmt hatten -, es war jedoch offenkundig, dass sie nicht so recht begriffen, womit sie es zu tun hatten. Noch während Jin wie ein Flaschenkorken aus der Luke geschossen kam, erstrahlte der Raum im Schein des Laserkreuzfeuers, das die Luft unter ihr zerteilte.
Sie waren, alles in allem, zu fünft, und sie fanden nicht einmal Gelegenheit, ihr Ziel zu erfassen. Jin erreichte den Scheitelpunkt ihrer Flugbahn, wobei sie mit dem Kopf der Decke gefährlich nahe kam, und ihr linkes Bein schwenkte in einem engen Halbkreis über die geduckten Trofts hinweg, während ihr Antipanzerlaser mit tödlicher Genauigkeit feuerte.
Als sie stolpernd auf dem Deck landete, war alles schon vorbei.
Einen Augenblick lang stand sie einfach zusammengesunken da und kämpfte die pochenden Schmerzen in ihren Fingern nieder. Die keramikbeschichteten Knochen waren praktisch nicht zu brechen, doch die Haut darüber verfügte über keinen solchen Schutz und verfärbte sich wegen der starken Blutergüsse bereits grün und blau.
»Ist die Luft rein?«, rief zögernd eine gedämpfte Stimme hinter ihr.
Sie drehte sich um und sah, wie Akim vorsichtig den Kopf durch die Luke steckte. »Ja«, brummte sie. »Kommen Sie, beeilen Sie sich. Wir müssen uns hier einschließen!«
Akim kam ganz zum Vorschein, dicht gefolgt von Daulo. »Was ist mit Ihren Händen passiert?«, erkundigte sich Daulo aufgeregt, trat vor und ergriff eine von ihnen.
»Sie haben versucht, uns die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Vergessen Sie’s. Sie beide sorgen dafür, dass die Luke verschlossen und verriegelt wird, klar?«
Sofort machten sie sich pflichtschuldig an die Arbeit, während Jin sich um die Reihe schwelender Troftleichen herummanövrierte, um die Steuertafeln einer raschen Überprüfung zu unterziehen. Ein dumpfer Schlag signalisierte ihr das Schließen der Luke, und einen Augenblick später stand Akim neben ihr. »Ich höre nichts, was sich wie ein Alarm anhört«, meinte er flüsternd. »Kann es sein, dass sie keine Zeit hatten, Hilfe zu rufen, bevor sie starben?«
Jin betrachtete stirnrunzelnd eines der Monitorbilder, auf dem nach wie vor dieselbe Außenszene zu erkennen war, die sie und
Akim von der Überwachungsstation des Backbordtriebwerkes beobachtet hatten. Das hätte sie nicht für möglich gehalten … andererseits jedoch war dieses Fahrzeug eher als kleiner Frachter denn als Kriegsschiff ausgelegt. Wenn in den Gängen keine Laseralarmgeräte eingebaut waren, vielleicht gab es dann auch auf der Brücke keine. »Sieht ganz so aus«, gab sie ihm Recht und zeigte auf das Monitorbild. »Die Jungs draußen sehen jedenfalls nicht so aus, als würden sie gleich in Panik verfallen.«
»Was bedeutet, dass wir ein wenig Zeit haben«, meinte Akim. »Das ist doch wenigstens etwas.«
»Nur wenn wir schnell handeln«, meinte Jin entschlossen. »Ich bezweifle, dass die Luke sie lange aufhalten wird, wenn sie erst einmal dahintergekommen sind, was passiert ist.« Ein vager Plan nahm in ihrem Kopf Gestalt an … Leider hatte sie keine Zeit, alle Einzelheiten im Voraus zu durchdenken. »Sie beide bleiben hier. Ich komme zurück, sobald ich kann.«
»Wo wollen Sie hin?«, fragte
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