Cobra
Panik ausbrechen. Jeder in der Stadt hat die idiotischen Screen-Berichte über unsere heroischen Streitkräfte gesehen – jeder weiß, wie übel die Cobras den Trofts auf Adirondack und Silvern mitgespielt haben.«
Stillman seufzte. »Hören Sie. Ich gebe zu, möglicherweise wird es einige Probleme mit Jonnys Wiedereingliederung in das zivile Leben geben. Um ganz offen zu sein, ich wäre glücklicher gewesen, wenn er bei den Streitkräften geblieben wäre. Ist er aber nicht. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Jonny ist wieder zu Hause, und das können wir entweder in aller Ruhe hinnehmen, oder wir laufen herum und verkünden lauthals den Weltuntergang. Er hat da draußen sein Leben riskiert. Das Mindeste, was wir tun können, ist, ihm eine Chance zu geben, den Krieg zu vergessen und sich wieder in die normale Bevölkerung einzureihen.«
»Na ja, schon möglich.« Fraser schüttelte langsam den Kopf. »Leicht wird das allerdings nicht werden. Hören Sie, da ich gerade hier bin – vielleicht könnten Sie und ich darüber eine Art öffentliche Erklärung an die Presse vorbereiten. Um Gerüchten zuvorzukommen.«
»Gute Idee. He, Kopf hoch, Sut – seit die Menschen damit angefangen haben, Kriege zu führen, sind Soldaten wieder heimgekehrt. Mittlerweile sollten wir doch wissen, wie das vor sich geht.«
»Ja«, knurrte Fraser. »Nur dass dies das erste Mal seit Erfindung des Schwertes ist, dass die Soldaten ihre Waffen nicht ablegen können.«
Stillman zuckte hilflos mit den Achseln. »Das liegt nicht in unserer Hand. Kommen Sie, machen wir uns an die Arbeit.«
Jonny hielt vor dem Haus der Moreaus, stellte den Motor des Wagens ab und seufzte erleichtert. Die Straßen zwischen Horizon City und Cedar Lake waren schlechter als in seiner Erinnerung, und mehr als einmal hatte er sich gewünscht, er hätte den höheren Betrag für ein Luftkissenfahrzeug bezahlt, obwohl die wöchentliche Miete fast doppelt so hoch war wie für Radfahrzeuge. Aber offensichtlich hatten seine Nieren nicht allzu sehr gelitten, und das allein zählte.
Er stieg aus dem Wagen und holte seine Taschen aus dem Kofferraum, und als er sie auf der Straße absetzte, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter. Er drehte sich um und blickte fünf Zentimeter höher in das lächelnde Gesicht seines Vaters. »Willkommen zu Hause, mein Junge«, sagte Pearce Moreau.
»Hi, Dad«, sagte Jonny, dessen Gesicht sich zu einem breiten Lächeln verzog, als er die ausgestreckte Hand des anderen Mannes ergriff. »Wie steht’s?«
Pearces Antwort wurde durch einen Jubelschrei von der Haustür her unterbrochen. Jonny drehte sich um und sah, wie die zehnjährige Gwen über den Rasen auf ihn zugerannt kam und dabei wild kreischte. Er ging in die Hocke und breitete die Arme aus, und als sie sich auf ihn stürzte, packte er sie um die Hüfte, richtete sich auf und warf sie einen halben Meter über seinem Kopf in die Luft. Ihr schrilles Lachen übertönte Pearces erschrockenes Luftholen. Jonny fing seine Schwester mühelos wieder auf und setzte sie auf dem Boden ab. »Mensch, du bist aber gewachsen«, meinte er zu ihr. »Bald bist du zu groß, um dich hochzuwerfen.«
»Gut«, sagte sie atemlos. »Dann kannst du mir zeigen, wie man ringt. Komm und sieh dir mein Zimmer an, ja, Jonny?«
»Ich komme gleich«, vertröstete er sie. »Zuerst will ich Mum ›Hallo‹ sagen. Ist sie in der Küche?«
»Ja«, sagte Pearce. »Warum läufst du nicht schon vor, Gwen? Ich möchte mich noch einen Augenblick mit Jonny unterhalten.«
»Na schön«, piepste sie. Sie drückte Jonnys Hand und hüpfte zurück zum Haus.
»Sie hat ihr Zimmer mit Artikeln und Bildern aus den letzten drei Jahren vollgeklebt«, erläuterte Pearce, als er und Jonny dessen Gepäck holen gingen. »Alles, wovon sie Ausdrucke kriegen konnte und das etwas mit den Cobras zu tun hatte.«
»Hast du was dagegen?«
»Wogegen – dass sie dich zu ihrem Idol macht? Du lieber Himmel, nein. Warum auch?«
»Du wirkst etwas nervös.«
»Ach. Wahrscheinlich habe ich mich nur ein wenig erschrocken, als du Gwen gerade in die Luft geworfen hast.«
»Ich benutze die Servos jetzt schon eine ganze Weile«, erinnerte ihn Jonny freundlich, als sie zum Haus zurückgingen. »Ich weiß, wie ich meine Kräfte gebrauchen muss.«
»Ich weiß, ich weiß. Verdammt, im Minthisti-Krieg habe ich selber eine Exoskelettausrüstung benutzt, als ich in deinem Alter war. Aber das Ding war ziemlich sperrig, und man hat nie vergessen, dass man sie
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