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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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murmelte D’arl.
    »Kein Mensch kann auf alles achten«, meinte H’orme achselzuckend. »Außerdem kommt hier ein wichtiger psychologischer Effekt zum Tragen. Der größte Teil des Imperiums sieht Militär und Regierung im Wesentlichen als zwei Teile einer einzigen monolithischen Struktur, und ob man es dort zugibt oder nicht, das Komitee trägt noch einen Rest dieser Annahme in seinem kollektiven Unterbewusstsein mit sich herum. Sie und ich, die wir auf Asgard aufgewachsen sind, haben eine, wie ich denke, realistischere Sicht davon, wo und in welchem Ausmaß sich die militärischen Ziele von den unseren unterscheiden. Die Cobras wurden zu dem einzigen Zweck erdacht, einen Krieg zu gewinnen, und ihre gesamte Ausbildung und Ausrüstung – die Konstruktion ihrer Nanocomputer eingeschlossen – ergab nur innerhalb dieser begrenzten Vorgaben einen Sinn. Was das Komitee hätte tun sollen, aber nicht getan hat: Es hätte daran denken müssen, dass jeder Krieg irgendwann einmal endet. Stattdessen sind wir davon ausgegangen, dass die Armee uns dieses Nachdenken bereits abgenommen hatte.«
    D’arl trommelte mit zwei Fingern auf die Lehne seines Sessels. »Vielleicht ist man dort nächstes Mal klüger.«
    »Möglich. Aber das bezweifle ich.« H’orme lehnte sich mit einem müden Seufzer in seinem Sessel zurück. »Das ist jedenfalls die Situation, mit der wir leben müssen. Was schlagen Sie als nächsten Zug von unserer Seite vor?«
    D’arl schürzte die Lippen. H’orme hatte ihn in letzter Zeit häufig um Rat gefragt, und ob der Grund dafür seine eigene geistige Erschöpfung war oder der bewusste Versuch, die Führungsfähigkeiten
des jungen Mannes zu schärfen, es war ein schlechtes Zeichen. Schon sehr bald, das wusste D’arl, würde H’ormes Schleudersitz an ihn übergehen. »Wir sollten uns eine Liste aller heimkehrenden Cobras und ihrer Zielorte verschaffen«, meinte er zu H’orme. »Anschließend sollten wir lokale und regionale Infoweichen einrichten, um sämtliche für die Regierung zugänglichen Informationen, die die Heimkehrer betreffen, direkt an Sie weiterzuleiten – mit gesonderten Kennzeichnungen bei kriminellem oder anderweitig abweichendem Verhalten.«
    H’orme nickte. »Einverstanden. Lassen Sie irgendjemanden – vielleicht Joromo – gleich damit anfangen.«
    »Jawohl, Sir.« D’arl erhob sich. »Ich denke allerdings, ich werde das persönlich übernehmen. Ich möchte sichergehen, dass es vernünftig gemacht wird.«
    Die Andeutung eines Lächelns huschte über H’ormes Lippen. »Sie lassen einem alten Mann seine Besessenheiten, D’arl, und ich weiß das zu schätzen. Aber ich bin überzeugt, Sie – ebenso wie der Rest des Komitees – werden noch herausfinden, dass die Cobras einen weit größeren Einfluss auf das Imperium haben werden, als sogar ich befürchte.« Er drehte seinen Sessel so, dass er aus dem Fenster auf die darunterliegende Stadt blicken konnte. »Ich wüsste nur gerne«, fügte er leise hinzu, »welche Form dieser Einfluss annehmen wird.«

3
    Veteran: 2407
    Die späte Nachmittagssonne glitzerte weißlich auf den fernen Bergen, als das Shuttle mit einem leichten Ruck zum Stand kam. Den Armeesack über die Schulter geschlungen, trat Jonny hinaus auf die Ladefläche und sah sich nach allen Seiten um. Horizon City war ihm nie sonderlich vertraut gewesen, doch jetzt fiel selbst ihm auf, wie sehr sich die Stadt verändert hatte. Vom Flughafen aus war ein halbes Dutzend neuer Gebäude zu erkennen, und ein oder zwei alte waren verschwunden. Die Landschaft rings um das Gelände hatte man mit Hilfe importierter Pflanzenarten neu gestaltet, so als unternähme die Stadt eine gemeinschaftliche Anstrengung, ihren Status als Welt im Siedlungsgrenzgebiet loszuwerden. Doch der Wind blies von Norden her, über die Ebenen und Wälder hinweg, die bislang von Menschenhand noch unberührt waren, und mit ihm kam jener süß-säuerliche Duft, den alles Trachten nach Kultur nicht überdecken konnte. Vor drei Jahren noch wäre Jonny der Geruch kaum aufgefallen, doch jetzt schien es fast, als hätte Horizon selbst ihn bestellt, um ihn zu Hause willkommen zu heißen.
    Er sog den Duft in einem tiefen Zug ein, verließ die Landefläche und ging die hundert Meter hinüber zu einem langen, eingeschossigen Gebäude mit der Aufschrift »Horizon Zoll: Eingang«. Er öffnete die Außentür und trat ein.
    Ein lächelnder Mann erwartete ihn an einer hüfthohen Theke. »Hallo, Mr. Moreau. Willkommen daheim auf

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