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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Horizon. Entschuldigen Sie – muss ich Sie C-3 Moreau nennen?«
    »›Mister‹ genügt vollkommen.« Jonny lächelte. »Ich bin jetzt Zivilist.«
    »Natürlich, natürlich«, erwiderte der Mann. Er lächelte noch immer, doch hinter all der Freundlichkeit schien sich ein Hauch von Anspannung zu verbergen. »Und vermutlich sind Sie auch froh darüber. Ich bin Harti Bell, der neue Zollvorsteher hier. Ihr
Gepäck wird gerade vom Shuttle herübergebracht. Dürfte ich in der Zwischenzeit vielleicht einen kurzen Blick in Ihren Armeesack werfen? Eine reine Formalität.«
    »Sicher.« Jonny ließ den Sack von seiner Schulter gleiten und setzte ihn auf der Theke ab. Dabei drang leise das schwache Summen seiner Servos an sein Innenohr, ein Geräusch, das angesichts der sanft verschwommenen Jugenderinnerungen seltsam deplatziert klang. Bell griff nach dem Armeesack und wollte ihn zu sich herüberziehen. Das Gepäckstück bewegte sich vielleicht einen Zentimeter. Bell verlor fast das Gleichgewicht. Er warf Jonny einen seltsamen Blick zu, besann sich offenbar eines Besseren und öffnete den Sack dort, wo er stand.
    Als er fertig war, hatte man Jonnys zwei andere Taschen hereingebracht. Bell durchsuchte sie mit professioneller Zügigkeit, nahm ein paar Eintragungen auf seinem ComBoard vor und sah schließlich, noch immer lächelnd, wieder auf.
    »Alles erledigt, Mr. Moreau«, meinte er. »Sie können jetzt gehen.«
    »Danke.« Jonny hängte sich seinen Armeesack wieder über die Schulter und stellte die beiden anderen Taschen von der Theke auf den Fußboden. »Gibt es den Transcape-Fahrzeugverleih noch? Ich brauche einen Wagen, um nach Cedar Lake zu kommen.«
    »Aber ja. Sie sind allerdings drei Straßen weiter nach Osten gezogen. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    »Danke, ich gehe zu Fuß.« Jonny streckte ihm die rechte Hand entgegen.
    Einen winzigen Augenblick lang verrutschte das Lächeln. Dann ergriff Bell, fast misstrauisch, die angebotene Hand. Er ließ sie so schnell wie möglich los, ohne unhöflich zu wirken.
    Jonny nahm seine Taschen, nickte Bell zu und verließ das Gebäude.
     
    Bürgermeister Teague Stillman schüttelte müde den Kopf, als er sein ComBoard ausschaltete und zusah, wie Seite 200 des jüngsten
Landnutzungsplanes vom Bildschirm verschwand. Niemals würde er des Erstaunens darüber müde werden, wie viel Papierkram der Stadtrat von Cedar Lake produzierte – ungefähr eine Seite im Jahr für jeden der sechzehntausend Einwohner des Ortes. Entweder haben die offiziellen Magnetformulare gelernt, sich selbst zu vermehren, dachte er bei sich, während er sich kräftig die Augen rieb, oder jemand importiert sie. Wie auch immer, wahrscheinlich stecken die Trofts dahinter.
    An der offenen Tür klopfte es. Stillman hob den Kopf und sah, dass Stadtrat Sutton Fraser in der Tür stand. »Kommen Sie herein«, forderte er ihn auf.
    Fraser tat dies und schloss die Tür hinter sich. »Zieht es Ihnen zu sehr?«, erkundigte sich Stillman freundlich, als Fraser sich auf einem der Besuchersessel des Bürgermeisters niederließ.
    »Vor ein paar Minuten hat mich Harti Bell vom Flughafen angerufen«, begann Fraser ohne Vorrede. »Jonny Moreau ist wieder da.«
    Stillman starrte sein Gegenüber einen Augenblick lang an, dann zuckte er leicht mit den Achseln. »Irgendwann musste er ja kommen. Schließlich ist der Krieg fürs Erste vorbei. Die meisten Soldaten sind schon vor Wochen zurückgekehrt.«
    »Richtig, aber Jonny ist nicht gerade ein einfacher Soldat. Harti meinte, er habe einen Armeesack, der mindestens dreißig Kilo gewogen haben muss, mit einer Hand hochgehoben. Mühelos. Wahrscheinlich könnte der Junge ein Haus in Stücke reißen, wenn er durchdreht.«
    »Immer mit der Ruhe, Sut. Ich kenne die Moreaus. Jonny ist ein sehr ausgeglichener Junge.«
    » War, meinen Sie wohl«, sagte Fraser düster. »Er ist jetzt seit drei Jahren Cobra, hat Trofts gekillt und mit angesehen, wie sie seine Freunde umbrachten. Wer weiß, was das bei ihm ausgelöst hat.«
    »Wenn er ist wie die meisten Soldaten, hat es bei ihm wahrscheinlich eine tiefe Abneigung gegen den Krieg bewirkt. Davon abgesehen vermutlich nicht sehr viel.«

    »Das wissen Sie doch besser, Teague. Der Bursche ist gefährlich, das ist ganz einfach eine Tatsache. Die zu ignorieren wird Ihnen nicht viel nützen.«
    »Ihn als ›gefährlich‹ zu bezeichnen vielleicht? Was haben Sie vor, wollen Sie eine Panik auslösen?«
    »Ich glaube, hier wird auch ohne meine Hilfe bald

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