Cobra
einmal an Bord der Schiffe gegangen, die den Korridor durchquert haben, um nach militärischer Ausrüstung zu suchen.«
»Hm. Entgegen meinen Erwartungen. Trotzdem, bis jetzt hatten alle Schiffe sowohl Cobras als auch Siedler an Bord. Vielleicht wollten sie sich nicht noch einmal mit den Cobras einlassen. Aber das wird nicht so bleiben.« H’orme ging einen Augenblick lang schweigend weiter. »Irgendwann im Lauf der Zeit werden die Trofts erkennen, dass Aventine eine potenzielle Bedrohung für sie darstellt. Wenn das geschieht … muss die Kolonie stark genug sein, um sich verteidigen zu können.«
»Oder sie muss sich so ausgedehnt haben, dass sie nicht mehr mit einem Schlag eingenommen werden kann«, schlug D’arl vor.
H’orme seufzte. »Die Situation wäre weniger akzeptabel, aber realistischer. Jedenfalls auf kurze Sicht.«
Sie hatten den Garten jetzt einmal umrundet. H’orme blieb an der Tür zum Büro stehen und sah ein letztes Mal zurück. »Wenn Sie mir noch einen allerletzten Rat verzeihen, D’arl«, sagte er langsam, »dann möchte ich Ihnen empfehlen, sich für Ihren Mitarbeiterstab einen Mann zu suchen, der die Cobras grundlegend versteht. Nicht in erster Linie ihre Waffensysteme, sondern die Cobras selbst.«
D’arl musste lächeln. »Ich denke, dafür habe ich schon die geeignetste Lösung gefunden, Sir. Ich habe mich bereits mit dem jungen Mann in Verbindung gesetzt, der die Kolonie auf Aventine überhaupt erst angeregt hat. Zufällig ist sein Bruder einer der Cobras dort draußen.«
H’orme erwiderte das Lächeln. »Na, wie es aussieht, habe ich Sie besser ausgebildet, als ich dachte. Ich bin stolz darauf, Sie als Nachfolger zu haben … Komitee-Mitglied D’arl.«
»Vielen Dank, Sir«, brachte der jüngere Mann hervor. »Hoffen wir, dass Sie immer so stolz auf mich sein können.«
Gemeinsam verließen sie den Garten, den H’orme nie wieder betreten sollte.
4
Loyalist: 2414
Die Grenze zwischen Feld und Wald war so scharf wie ein Laserstrahl. Die riesigen blaugrünen Zyprenen reichten bis an die einen halben Meter breite orangefarbene Vegetationsbarriere heran, die die zarten Weizenschösslinge von dem Übergriff durch die eingeborenen Pflanzen schützte. In seinen besinnlicheren Momenten sah Jonny in dieser Anordnung ein vielschichtiges Yin-Yang: groß gegenüber klein, alt gegenüber jung, Natürliches gegenüber von Menschenhand Geschaffenem. Im Augenblick jedoch war seine Stimmung alles andere als besinnlich.
Er blickte von der Notiz auf und sah, dass der Junge, der sie überbracht hatte, in einer steifen Imitation militärischer Habachtstellung erstarrt war. »Und was genau soll das heißen?«, fragte er, wobei er den Zettel mit der Nachricht sachte schwenkte.
»Die Nachricht spricht für sich selbst, Sir, un…«, setzte der Junge an.
»Ja, lesen kann ich«, unterbrach Jonny ihn. »Und wenn ich noch ein einziges ›Sir‹ von dir höre, Almo, verrate ich das deinem Vater. Was ich meinte, war, wieso hat Challinor dich den weiten Weg hier heraus geschickt, nur um mich zu einem Treffen einzuladen? Dafür sind eigentlich diese Dinger da.« Er tippte auf das KomFon, das an seiner Hüfte hing.
»C-2 Challinor wollte nicht riskieren, dass etwas darüber nach draußen dringt, Sir – Jonny«, verbesserte sich Almo hastig. »Es ist ein privates Treffen, nur für Cobras.«
Jonny betrachtete einen Augenblick lang das Gesicht seines Gegenübers, dann faltete er das Papier zusammen und steckte es in die Tasche. Was immer Challinor beabsichtigte, seinen Botenjungen einzuschüchtern brachte nichts. »Du kannst Challinor ein entschiedenes ›Vielleicht‹ überbringen«, meinte er zu Almo. »In letzter Zeit treibt sich ein Stachelleopard am Waldrand herum.
Wenn ich ihn tagsüber nicht erwische, werde ich heute Abend mit Chins Pflanzer Wache fahren müssen.«
»C-2 Challinor hat gesagt, ich soll ausdrücklich darauf hinweisen, wie wichtig das Treffen ist.«
»Mein Wort auch – ich habe Chin versprochen, dass er heute Abend mit der zweiten Aussaat beginnen kann.« Jonny griff nach dem Fon. »Wenn du willst, sage ich es Challinor persönlich«, bot er an.
»Nein – schon gut«, beeilte sich Almo zu erwidern. »Ich werd’s ihm selber sagen. Danke für Ihre Zeit.« Damit schoss er quer über das Feld davon zu der Stelle, wo sein Wagen wartete.
Jonny spürte, wie ein Lächeln über seine Lippen huschte, doch seine Amüsiertheit verflüchtigte sich rasch. In diesem Teil von Aventine gab
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