Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
es nicht viele Teenager – die ersten beiden Siedlerwellen hatten keine Kinder mitgebracht, und zwei darauffolgende Wellen mit Familien hatten diesen Mangel noch nicht ausgleichen können -, und die Einsamkeit, mit der Almo und seine Altersgenossen fertigwerden mussten, versetzte Jonny jedes Mal einen Stich. Offenkundig orientierten sich die Teenager sehr an den vier Cobras, die Almos Stadt Thanksgiving zugeteilt worden waren – zum Glück -, und Jonny war froh, dass Almo in Tors Challinor einen Freund gefunden hatte. Wenigstens war er einmal darüber froh gewesen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
    Almos Wagen verschwand mit einer winzigen Staubwolke, und Jonny richtete sowohl seinen Blick als auch seine Aufmerksamkeit wieder auf die hoch aufragenden Bäume. Später konnte er sich immer noch Gedanken um Challinors Spionagephantasien machen, im Augenblick hatte er einen Stachelleoparden zu erledigen. Er vergewisserte sich, dass seine Ausrüstung sicher an seinem Gürtel befestigt war, überquerte die Vegetationsbarriere und betrat den Wald. Selbst nach sieben Jahren auf Aventine verspürte Jonny noch so etwas wie Ehrfurcht, sobald er unter das uralte Laubdach aus seltsam geformten Blättern trat, die den Tag in ein diffuses Zwielicht verwandelten. Teils lag es am Alter dieses
Waldes, hatte er vor langem entschieden, aber teils war es auch die demütigende Erinnerung daran, wie wenig die Menschheit über diese Welt wusste, auf die sie erst seit so kurzer Zeit Besitzanspruch erhob. Der Wald quoll vor pflanzlichem und tierischem Leben über, von dem praktisch nichts wirklich erforscht war. Jonny klickte seine optischen und akustischen Verstärker an, drang weiter in den Wald ein und versuchte dabei, alle Richtungen gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Das laute Knacken eines Astes hinter ihm war die einzige Warnung, doch sie genügte. Sein Nanocomputer interpretierte das Geräusch richtig: Es war von einem Körper hervorgerufen worden, der sich hinter ihm in der Luft befand. Noch bevor Jonny das Geräusch bewusst erfasst hatte, traten seine Servos in Aktion und veranlassten ihn, sich zur Seite zu werfen. Einen Augenblick später schossen vier krallenbewehrte Tatzen auf die Stelle, die er soeben verlassen hatte. Jonny überschlug sich einmal – verfehlte knapp einen mit Klebefeu überwucherten Baum – und kam wieder hoch in die Hocke.
    Er sah den Stachelleoparden auf sich zuspringen, die rasiermesserscharfen Krallen fest an die Vorderbeine angelegt – und erneut übernahm der Computer das Kommando.
    Die einzigen Waffen, die Jonny zum Einsatz bringen konnte, waren seine Fingerspitzenlaser. Noch während sein Computer ihn erneut zur Seite warf, benutzte er sie mit todbringender Wirksamkeit. Die Zwillingsnadeln aus Licht schossen hervor und strichen über den Kopf des fremdartigen Geschöpfs hinweg.
    Der Stachelleopard brüllte, ein Laut, der in Jonnys Bauch weiterzuschwingen schien, und die Stacheln an seinen Beinen stellten sich reflexartig auf. Doch der instinktive Verteidigungsreflex war vergeblich. Jonny befand sich bereits außerhalb der Reichweite der Stachelspitzen. Er landete wieder auf dem Boden, doch diesmal rollte er sich nicht ab, um auf die Füße zu kommen. Er blickte über die Schulter und sah, wie der Stachelleopard – offenbar blind sowohl gegen die schwarzen Linien, die sein Gesicht im Zickzack überzogen, als auch gegen den darunterliegenden
Hirnschaden – sich abmühte, auf die Beine zu kommen. Eine solche Verletzung hätte einen Menschen auf der Stelle getötet, doch das fremde, weniger zentrale System war nicht so anfällig für örtliche Verletzungen. Das Geschöpf kam auf die Beine, die Stacheln noch immer voll aufgestellt.
    Der leuchtend helle Blitz des Antipanzerlasers erwischte den Stachelleoparden am Kopf … und diesmal war der angerichtete Schaden mehr als ausreichend.
    Jonny rappelte sich vorsichtig auf und zuckte wegen der Prellungen zusammen, die er sich bei diesem Kampf zugezogen hatte. Sein Knöchel fühlte sich wärmer an, als er nach einem einzigen Feuerstoß aus dem Antipanzerlaser sollte – eine Hitzeempfindlichkeit, die, wie er schon seit langem vermutete, größtenteils auf die Überbeanspruchung dieser Waffe bei seiner Flucht aus der Tyler-Villa zurückzuführen war.
    Es schien, als könnte er selbst auf Aventine den Folgen jenes Krieges nicht völlig entkommen.
    Er sah sich ein letztes Mal um, zog sein Fon heraus und gab die Nummer der Vermittlung ein. »Ariel«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher