Cobra
die Computerstimme der Vermittlung.
»Chin Reston, bitte«, verlangte Jonny. Einen Augenblick später war die Stimme des Farmers zu hören. »Ja, Reston.«
»Jonny Moreau, Chin. Ich habe Ihren Stachelleoparden. Hoffentlich wollten Sie ihn nicht ausstopfen lassen – ich musste ihm den Kopf runterbrennen.«
»Zum Teufel mit dem Kopf. Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
Jonny musste lächeln. »Sie sorgen sich zu sehr – wissen Sie das? Mir geht’s gut, er hat mir kein Härchen gekrümmt. Wenn Sie möchten, befestige ich einen Sender an dem Kadaver, dann können Sie sich das Fell holen, wann immer Sie wollen.«
»Hört sich gut an. Danke, Jonny – ich weiß das wirklich zu schätzen.«
»Nichts zu danken. Wir unterhalten uns später.« Er unterbrach die Verbindung und gab erneut die Nummer der Vermittlung ein. »Kennet MacDonald«, bat er den Computer.
Einen Augenblick lang war es still. »Keine Antwort«, klärte ihn die Vermittlung auf.
Jonny runzelte die Stirn. Wie alle Cobras auf Aventine war MacDonald gehalten, sein Fon jederzeit bei sich zu tragen. Wahrscheinlich befand er sich draußen im Wald oder an einem ähnlich gefährlichen Ort und wollte nicht gestört werden. »Zeichnen Sie eine Nachricht auf.«
»Aufzeichnung läuft.«
»Ken, hier ist Jonny Moreau. Ruf mich an, sobald du kannst – am besten noch vor heute Abend.«
Jonny schaltete aus, befestigte das Fon wieder an seinem Gürtel und löste zwei winzige Antwortsender von der Unterseite seiner Notfalltasche. Bei einem tippte er leicht auf den Kipphebel und schaltete ihn so auf »Betrieb«. Er stieg über den toten Stachelleoparden hinweg und ließ das Gerät auf seine Flanke fallen. Einen Augenblick lang blickte er, angezogen von den Stacheln an den Vorderbeinen, auf das Geschöpf hinab. Die Biologen auf Aventine waren einstimmig der Ansicht, dass die Anordnung und die Reichweite der Stacheln eher auf Defensiv- als auf Offensivwaffen schließen ließ. Das einzige Problem war nur, dass niemand bisher auf dem Planeten ein Geschöpf gefunden hatte, das zu besiegen für den Stachelleoparden derartige Waffen notwendig gemacht hätte. Jonny war nicht besonders scharf darauf, dabei zu sein, wenn das erste Exemplar dieser unbekannten Spezies entdeckt wurde.
Er reaktivierte seine Sinnesverstärker und ging daran, sich seinen Weg aus dem Wald hinaus zu bahnen.
MacDonalds Anruf kam am Spätnachmittag, als Jonny gerade seine Speisekammer sichtete und zu entscheiden versuchte, was es zum Abendessen geben sollte.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, entschuldigte sich MacDonald, nachdem er sich identifiziert hatte. »Ich war fast den ganzen Tag draußen im Wald am Fluss und hatte mein Fon abgeschaltet.«
»Kein Problem«, versicherte Jonny ihm. »Auf Stachelleopardenjagd?«
»Ja. Hab sogar einen erwischt.«
»Ich auch. Muss sich um eine neue Wanderung handeln. Normalerweise finden sie nicht so schnell in die Gebiete zurück, die wir gesäubert haben. Wir werden wahrscheinlich eine Weile zu tun haben.«
»Na ja, es wurde sowieso langsam öde. Wo drückt der Schuh?«
Jonny zögerte. Vielleicht gab es einen triftigen Grund, weshalb Challinor nicht wollte, dass sein Treffen heute Abend über den Äther besprochen wurde. »Hast du irgendwelche ungewöhnlichen Nachrichten erhalten?«, fragte er indirekt.
»Um die Wahrheit zu sagen, ja. Sollen wir uns treffen und darüber reden? Sekunde mal – Chrys will etwas von mir.« Im Hintergrund war eine unverständliche Stimme zu hören. »Chrys meint, du sollst mit uns zu Abend essen – in ungefähr einer halben Stunde, bei ihr.«
»Tut mir leid, aber ich habe schon angefangen, mir selbst etwas zu machen«, log Jonny. »Ich kann doch rüberkommen, wenn ich mit dem Essen fertig bin?«
»Gut«, sagte MacDonald. »Sagen wir gegen sieben? Anschließend können wir vielleicht zusammen eine kleine Tour machen.«
Challinors Treffen war für sieben Uhr dreißig angesetzt. »Hört sich in Ordnung an«, stimmte Jonny ihm zu. »Wir sehen uns um sieben.«
Jonny steckte sein Fon zurück, griff sich irgendeine Packung aus der Speisekammer und trug sie hinüber zur MicWave. Er hätte gern mit ihnen zusammen zu Abend gegessen – MacDonald und Chrys Eldjarn waren zwei seiner besten Freunde -, und wäre Chrys’ Vater nicht wegen einer Notoperation außerhalb gewesen, hätte er die Einladung sofort angenommen. Aber Chrys und MacDonald waren ziemlich fest liiert und hatten ohnehin schon wenig genug Zeit
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