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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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versteifte, und beeilte sich, als Erster etwas zu erwidern. »Hallo L’est«, sagte er und deutete auf dessen Aufzug. »Ich wusste nicht, dass es sich um einen Kostümball handelt.«
    Simmon L’est lächelte bloß dünn, eine Angewohnheit, deren sorgsam bemessene Herablassung Jonny schon immer genervt hatte. Aber dem Blick des Mannes war anzumerken, dass die Stichelei ins Schwarze getroffen hatte. Offenbar hatte MacDonald es ebenfalls bemerkt, und er drückte sich schweigend an L’est vorbei, ohne den deftigeren Spruch loszuwerden, der ihm offensichtlich auf der Zunge gelegen hatte, als Jonny sich eingemischt hatte. Jonny atmete tief durch und folgte seinem Freund ins Haus, während L’est die Tür hinter ihnen schloss.
    Das bescheidene Wohnzimmer war recht gut gefüllt. Ganz hinten, auf einem einfachen Stuhl, saß Tors Challinor in der ganzen Pracht seines großen Dienstanzugs. Zu seiner Rechten und fast ärmlich aussehend in ihren Arbeitsklamotten saßen Sandy Taber und Barl DesLone, die beiden in Greensward stationierten Cobras. Neben ihnen, ebenfalls im Dienstanzug, saßen Hazel Szintra aus Oasis und Franck Patrusky aus Thanksgiving.
    »Ah – MacDonald und Moreau«, rief Challinor zur Begrüßung. »Kommt rein, eure Plätze sind gleich hier.« Er deutete auf die beiden leeren Stühle links neben ihm.
    »Ich hoffe, die Sache ist wirklich wichtig, Challinor«, knurrte MacDonald, während die beiden den Raum durchquerten und sich setzten. »Ich weiß nicht, wie es in Thanksgiving aussieht,
aber in Ariel haben wir nicht viel Zeit, Soldat zu spielen.« Dabei warf er einen vielsagenden Blick auf die Uniformen.
    »Zufällig ist der Mangel an Freizeit eines der Themen, die wir hier besprechen wollen«, sagte Challinor unbeeindruckt. »Verratet mir eins, hat Ariel so viele Cobras, wie es verdient? Oder Greensward, was das anbetrifft?« fügte er mit Blick auf Taber und DesLone hinzu.
    »Was soll das heißen: ›verdient‹?«, fragte Taber.
    »Bei der letzten Zählung lebten ungefähr zehntausend Menschen im Caravel-Distrikt und exakt zweiundsiebzig Cobras«, sagte Challinor. »Das ergibt einen Cobra auf einhundertvierzig Menschen. Dreht das, wie ihr wollt, einer Ortschaft von der Größe Greenswards müssten drei Cobras zugeteilt sein, nicht zwei. Und das gilt erst recht für Ariel.«
    »Im Augenblick scheint in Ariel alles einigermaßen ruhig zu sein«, berichtete MacDonald. »Wir brauchen wirklich nicht mehr Feuerkraft, als wir bereits haben.« Er sah Taber an. »Wie sieht es in Greensward aus?«
    »Um Feuerkraft geht es nicht«, warf Szintra ein, bevor Taber antworten konnte. »Entscheidend ist, dass man erheblich mehr von uns verlangt, als unsere Dörfer vor Stachelleoparden und Falx zu schützen. Wir müssen Weizenschlangen jagen, bei häuslichen Streitereien den Polizisten spielen – und wenn wir dann noch Zeit übrig haben, sollen wir beim Fällen der Bäume und beim Entladen der Nachschublaster helfen. Und als Gegenleistung bekommen wir – nichts! «
    Jonny betrachtete Szintras gerötetes Gesicht, dann sah er sich die übrigen drei uniformierten Männer an. Ein kalter Knoten begann sich oberhalb seines Abendessens zu bilden. »Ken, vielleicht sollten wir nach Ariel zurückfahren«, meinte er ruhig zu MacDonald.
    »Nein – bleibt noch«, machte sich Challinor hastig bemerkbar. »C-3 Szintra hat vielleicht ein wenig heftiger reagiert als nötig, aber er sitzt allein da draußen in Oasis fest und sieht die Dinge vielleicht ein wenig klarer als einige der anderen von uns.«

    »Nehmen wir fürs Erste einmal an, er hätte Recht und man zollt uns tatsächlich nicht den gebührenden Respekt«, sagte MacDonald. »Was könnte man denn eurer Meinung nach dagegen tun?«
    »Es geht nicht bloß um einen Mangel an Respekt oder darum, dass man unsere Leistungen als selbstverständlich betrachtet«, sagte Challinor ernst. »Es geht auch darum, dass das Büro des Senats ewig braucht, um die einfachsten Anfragen nach Gerät und Nachschub zu bearbeiten – obwohl sie schnell genug sind, wenn es darum geht, den überschüssigen Weizen oder Klebefeuextrakt abzuholen. Man scheint dort vergessen zu haben, dass nicht der gesamte Planet so komfortabel ist wie Rankin oder Capitalia und dass ein Grenzort, wenn dort etwas gebraucht wird, dies s ofort braucht. Dazu noch die fixe Idee, ständig neue winzige Ortschaften im Siedlungsgrenzgebiet einzurichten, statt die Zonen zu sichern, die wir schon besiedelt haben – weshalb wir so

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