Cocktail fuer einen Vampir
Bill,ohnehin ein ernsthafter Mann, klang äußerst ernst, als er das sagte.
»Das habe ich auch nicht vor. Dermot bringt ihn nach Monroe zurück, entweder heute Abend noch oder morgen früh. Hat Eric dich heute Abend angerufen?«
»Ja. Ich fahre in einer Stunde nach Shreveport und treffe mich dort mit Heidi.« Er zögerte einen Moment. »Soweit ich weiß, hat sie immer noch einen lebenden Verwandten.«
»Ihren Sohn in Nevada. Er ist drogenabhängig, glaub ich.«
»Fleisch von ihrem Fleisch. Es muss ein seltsames Gefühl sein, mit einem so engen Verwandten reden zu können. Dieses Vampirzeitalter unterscheidet sich so sehr von dem, in dem ich zum Vampir wurde. Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt meine Urururenkel kenne.«
Bills Schöpferin hatte ihm befohlen, Bon Temps und sogar Louisiana für lange Zeit zu verlassen, damit er nicht von seiner Frau und den Kindern oder von seinen Bekannten im Ort erkannt wurde. So war man früher vorgegangen.
Ich hörte die Wehmut in seiner Stimme. »Ich glaub, es hat Heidi nicht allzu gutgetan, mit ihrem Sohn in Kontakt zu bleiben«, sagte ich. »Sie ist inzwischen jünger als er jetzt und …« Doch dann verstummte ich. Den Rest der traurigen Geschichte sollte Heidi ihm besser selbst erzählen.
»Vor einigen Tagen kam Danny Prideaux zu mir und fragte, ob er mein Mann für tagsüber werden könnte«, sagte Bill auf einmal, und erst im nächsten Augenblick begriff ich, dass Bill über menschliche Verbindungen nachdachte.
Das war also Dannys großes Geheimnis. »Hm. Er hat doch schon einen Teilzeitjob im Baumarkt.«
»Mit zwei Jobs, so hofft er, kann er seiner jungen Dame einen Heiratsantrag machen.«
»Oh, wow! Danny will Kennedy bitten, ihn zu heiraten? Wie wunderbar. Weißt du, mit wem er zusammen ist? Kennedy, das ist die, die im Merlotte’s hinterm Tresen arbeitet.«
»Die, die ihren Freund umgebracht hat.« Bill schien gar nicht begeistert zu sein über diese kleine Information.
»Bill, der Kerl hat sie geschlagen. Und sie hat ihre Zeit im Gefängnis abgesessen. Nicht, dass es dich etwas angehen würde. Hast du ihn eingestellt?«
Bill wirkte etwas beschämt. »Erst mal nur zur Probe. Ich habe nicht genug Arbeit für jemanden in Vollzeit, aber es wäre sehr schön, eine Teilzeithilfe zu haben. Dann müsste ich nicht immer dich um Hilfe bitten, was dir sicher auch ziemlich lästig ist.«
»Es hat mir nie was ausgemacht, gelegentlich einen Anruf für dich zu machen«, erwiderte ich. »Aber ich weiß, dass du gern jemanden hättest, dem du nicht ständig danken musst. Ach, wenn Danny doch Kennedy nur erzählen würde, was er macht. Sie malt sich schon die schlimmsten Geschichten über ihn aus, weil sie es nicht weiß.«
»Wenn sie eine echte Beziehung haben wollen, muss sie lernen, ihm zu vertrauen.« Bill warf mir einen rätselhaften Blick zu und verschwand wieder zwischen den Bäumen.
»Ich vertraue Leuten, wenn sie bewiesen haben, dass sie mein Vertrauen verdienen«, murmelte ich vor mich hin und ging wieder zurück ins Haus. Die Küche war leer. Bellenos und Dermot waren hinaufgegangen und sahen fern; leises Gelächter war zu hören. Ich stieg die Treppe halbhinauf, da ich Bellenos sagen wollte, dass er seine Sachen selbst aus der Waschmaschine in den Trockner tun sollte, hielt aber inne, als ich sie in der Werbepause miteinander reden hörte.
»Die Serie heißt ›Two and a Half Men‹«, erklärte Dermot seinem Gast.
»Ich verstehe«, sagte Bellenos. »Weil die beiden Brüder erwachsen sind und der Sohn noch nicht.«
»Ich glaube, ja«, erwiderte Dermot. »Findest du den Sohn nicht auch überflüssig?«
»Den ›Half Man‹? Ja. Zu Hause würden wir ihn auffressen«, erwiderte Bellenos.
Ich machte auf dem Absatz kehrt, absolut überzeugt davon, dass ich die Sachen auch genauso gut selbst in den Trockner tun konnte.
»Sookie, brauchst du unsere Hilfe?«, rief Dermot. Ich hätte mir denken können, dass er mich gehört hatte.
»Sag Bellenos, dass ich seine Sachen in den Trockner tu, aber er soll sie dann bitte selbst rausholen. Trocken sind sie in …« Hastig überschlug ich die Zeit. »… ungefähr einer Dreiviertelstunde. Ich geh jetzt ins Bett.« Obwohl ich mich zwischendurch hingelegt hatte, wurde ich langsam müde.
Ich wartete kaum noch ab, bis Dermot »Er holt sie dann heraus« rief, ehe ich zurück auf die hintere Veranda eilte und die nassen Sachen in den Trockner warf. Dann verschwand ich in mein Schlafzimmer, machte die Tür hinter mir zu
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