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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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große Badezimmer in der Diele und legte ihm ein Handtuch raus.
    Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, warf ich Dermot einen Blick zu.
    »Du hast Grund, wütend zu sein, Sookie, ich weiß«, begann er. Dann kam er näher und senkte die Stimme. »Aber Bellenos ist der Gefährlichste. Wenn er richtig nervös wird und sich langweilt, können schlimme Dinge passieren. Es schien das Klügste zu sein, ihm ein Sicherheitsventil zu verschaffen. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich ihn auf dein Land gelassen habe – wir sind doch Verwandte.« Dermot sah mich mit seinen großen blauen Augen, die denen meines Bruders so sehr glichen, flehentlich an.
    Ich war nicht gerade erfreut darüber, aber Dermots Begründung klang in jeder Hinsicht vernünftig. Das Bild eines frustrierten Kobolds, der sich wie ein Rasender auf die Leute von Monroe stürzte, wollte ich mir nicht einmal vorstellen. »Ich verstehe, was du meinst«, sagte ich. »Aber wenn du irgendwann noch mal jemanden hier auf meinem Land herumlaufen lassen willst, frag mich erst.« Und bei diesen Worten sah ich ihn sehr nachdrücklich an, damit er begriff, dass ich es ernst meinte.
    »Das tue ich«, versprach er. Aber es überzeugte mich nicht. Dermot hatte eine Menge guter Eigenschaften, aber als den starken oder entschlossenen Anführer einer Gruppe konnte ich ihn mir nicht vorstellen. »Sie haben dasWarten satt«, fügte er verzweifelt hinzu. »Und ich auch, fürchte ich.«
    »Würdest du in die Elfenwelt zurückkehren?«, fragte ich und versuchte zu lächeln. »Kannst du denn leben ohne deine Heimwerkersendungen und deine Cheetos?« Ich hätte meinen Großonkel liebend gern gefragt, ob er ohne mich leben könnte, doch das wäre zu mitleidheischend gewesen. Wir waren beide die längste Zeit unseres Lebens sehr gut ohne einander klargekommen – aber es war nicht zu bestreiten, dass ich ihn mochte.
    »Ich hab dich lieb«, sagte er da auf einmal. »Ich war schon seit Jahren nicht mehr so glücklich wie in der Zeit, in der ich hier bei dir in diesem Haus gewohnt habe. Es ist so friedlich.«
    Das war das zweite Mal innerhalb weniger Minuten, dass jemand aus dem Elfenvolk mein Haus friedlich nannte. Ein Gedanke regte sich in mir. Ich hatte die starke Vermutung, dass weder ich noch mein Haus es waren, was die Geschöpfe mit Elfenblut derart anzog; es war die hier versteckte Liebesgabe, das Cluviel Dor.
    Bellenos kam mit einem Handtuch um die Hüften wieder aus dem Badezimmer heraus und hielt mir seine blutverschmierten Kleider hin. Seine Blässe – mitsamt Sommersprossen – überzog seinen ganzen Körper. »Schwester, könnten Sie das bitte in Ihrer Maschine waschen? Eigentlich wollte ich mir nur Gesicht, Arme und Hände waschen, doch dann dachte ich, wie herrlich es sich anfühlen würde, ganz sauber zu sein.«
    Ich trug die schmutzigen Sachen zur Waschmaschine auf der hinteren Veranda und war heilfroh, dass ich Mr Cataliades’ Warnung beherzigt hatte. Wenn das Cluviel Dor schon einen solchen Einfluss hatte, obwohl sie esnicht sehen konnten, ja nicht mal wussten, dass überhaupt eins im Haus war, wie sehr würden sie dann erst danach verlangen, es zu berühren, wenn sie die Möglichkeit hätten? Und was würden sie tun, wenn ich es nicht hergeben wollte?
    Als Bellenos’ Kleider im Kaltwaschgang rotierten, blieb ich noch einen Moment auf der hinteren Veranda stehen und blickte durch die Fliegengittertür in die Nacht hinaus. Die Insekten waren in vollem Symphonie-Modus. Es war fast schon so laut, dass es nervte. Und wieder einmal war ich einfach nur froh über die segensreiche Erfindung der Klimaanlage, selbst wenn mein Haus von Fensterkühlaggregaten temperiert wurde statt von einer zentralen Heiz- und Belüftungsanlage. Ich konnte meine Fenster nachts schließen und verriegeln und mir das Summen der Insekten vom Leib halten … und mich so geschützt fühlen vor allen möglichen auftauchenden Supras. Einer dieser Supras trat in ebendiesem Augenblick zwischen den Bäumen hervor.
    »Hey, Bill«, sagte ich leise.
    »Sookie.« Er kam näher. Obwohl ich wusste, dass er da war, konnte ich seine Schritte nicht hören. Vampire können enorm leise sein.
    »Du hast vermutlich meinen Besucher gehört?«, sagte ich.
    »Ja, ich habe die Überreste des Rehs gefunden. Ein Kobold?«
    »Bellenos. Du bist ihm schon mal begegnet.«
    »Der Kerl, der die Köpfe brachte? Ah, ja. Ist Dermot zu Hause?«
    »Ja, er ist da.«
    »Mit Bellenos solltest du wirklich nicht allein sein.«

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