Cocktail fuer einen Vampir
sollte. Wenn ich über irgendetwas davon mit ihm reden wollte, würde ich’s tun. Aber ich weiß so manches, das andere Leute betrifft, und diese Dinge erzähle ich ihm nicht immer, weil er so einen anderen Blickwinkel hat.«
»Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wann immer du etwas loswerden willst. Ich werde dir zuhören und es für mich behalten.«
»Das weiß ich, Sam. Du bist der beste Freund, den ich habe. Und du weißt hoffentlich auch, dass ich dir jederzeit zuhören werde, wenn du über etwas reden willst. Zwischen Eric und mir wird sich bestimmt alles wieder normalisieren,wenn Felipe erst abgereist ist … wenn die ganze Unruhe sich wieder legt.«
»Ja, vielleicht«, sagte er. »Aber du weißt, falls dir da draußen allein mulmig wird, ich habe hier ein Schlafzimmer frei.«
»Jannalynn würde mich umbringen«, erwiderte ich. Ich hatte gleich den ersten Gedanken, der mir durch den Kopf geschossen war, ausgesprochen, und hätte mich ohrfeigen können dafür. Okay, es war nichts als die Wahrheit – aber ich sprach immerhin von Sams Freundin. »Tut mir leid, Sam! Ich fürchte, Jannalynn glaubt, wir beide hätten … früher mal was miteinander gehabt. Sie ist heute Abend wohl nicht da?«
»Nein, sie arbeitet heute Abend im Hair of the Dog. Sie kümmert sich ums Telefon und die Abläufe in der Bar, weil Alcide im Hinterzimmer eine Besprechung hat. Du hast recht, sie ist etwas besitzergreifend«, gab Sam zu. »Anfangs war das schmeichelhaft, weißt du? Aber dann begann ich mich zu fragen, ob sie kein Vertrauen in meine Aufrichtigkeit hat.«
»Sam, wenn sie auch nur einen Funken Verstand besitzt, kann sie dir unmöglich misstrauen.« (Ich war mir ziemlich sicher, dass Jannalynn sowieso mir die Schuld an allem gab.) »Du bist ein anständiger Kerl.«
»Danke«, erwiderte er etwas schroff. »Nun … jetzt hab ich dich aber lange genug aufgehalten. Ruf mich an, wenn du mich brauchst. Übrigens, weil wir schon von Beziehungskram reden – weißt du eigentlich, warum Kennedy auf Danny sauer ist? Sie hat so miese Laune, dass sie uns alle nur noch anschnauzt.«
»Danny hält irgendwas vor ihr geheim, und sie hat Angst, es könnte um eine andere Frau gehen.«
»Und das stimmt nicht?« Sam wusste Bescheid über meine telepathische Fähigkeit.
»Nein. Ich weiß aber auch nicht, was es ist. Zumindest strippt er nicht im Hooligans.« Eine von uns hatte geplaudert, was wohl unvermeidlich gewesen war, und die Geschichte von JBs zweitem Job hatte zu allerhand Gerede geführt in Bon Temps.
»Ist sie nicht auf die Idee gekommen, Danny einfach mal zu fragen, was er macht?«
»Ich glaub nicht.«
»Kinder, Kinder«, sagte Sam, als wäre er Anfang sechzig und nicht erst knapp über dreißig.
Ich lachte. Meine Laune hatte sich erheblich gebessert, als wir schließlich auflegten.
Ungefähr eine halbe Stunde später kam Dermot nach Hause. Normalerweise strahlte mein Großonkel zumindest heitere Gelassenheit aus. Doch heute Abend versuchte er nicht mal, auch nur den Anschein zu erwecken, sondern wirkte ernsthaft besorgt.
»Was ist los?«
»Claudes Abwesenheit macht sie alle ruhelos.«
»Weil er sie mit seinem umwerfenden Charisma alle bei der Stange hält?« Claude hatte in etwa so viel Persönlichkeit wie eine Runkelrübe.
»Ja«, sagte Dermot nur. »Ich weiß, dass du Claude nicht als charmant empfindest. Aber wenn er unter seinen eigenen Leuten ist, können sie seine Kraft und Entschlossenheit erkennen.«
»Äh, wir reden hier von dem Typen, der lieber unter den Menschen bleiben wollte, als vor der Schließung der Portale in die Elfenwelt zurückzukehren.« Ich verstand es einfach nicht.
»Claude hat zwei Geschichten darüber erzählt.« Dermot ging an den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Milch ein. »Mir hat er gesagt, er wusste, dass die Elfenportale geschlossen werden, aber er hätte das Gefühl gehabt, dass er nicht gehen könne, ohne seine Geschäfte abzuschließen; und er hätte sich auch nie vorstellen können, dass Niall an seiner Entscheidung wirklich festhält. Insgesamt hat ihm das Wagnis, hierzubleiben, wohl besser gefallen. Aber den andern, all den verschiedenen Elfengeschöpfen im Hooligans, hat er erzählt, dass Niall sich geweigert hätte, ihn in die Elfenwelt zurückkehren zu lassen.«
Mir fiel auf, dass Dermot – wenn auch nicht ausdrücklich – zugab, dass er keine hohe Meinung von Claude hatte. »Warum hat er zwei Geschichten erzählt? Und welche glaubst du ihm?«
Dermot zuckte
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