Code Delta
Präsentierteller. Knight als der Agilste setzte sich an die Spitze und kroch bäuchlings vorwärts. Da er den Boden sorgfältig nach Anzeichen von weggewischter Kreide untersuchen musste, brauchte er ein paar Minuten, doch seine Geduld zahlte sich aus.
Der Tunnel endete in einer großen, kreisförmigen Kammer von fünfzehn Metern Durchmesser. Sie wurde von einem gleißenden Flutlichtstrahler erleuchtet, der auf einem flachen Steinaltar stand. Oberhalb eines Kreises kleiner Löcher, in denen sich wohl Fackeln befunden hatten, waren die Wände von senkrechten Rußstreifen geschwärzt. Eine Treppe, verziert mit den in Stein gemeißelten Gesichtern der Verdammten, führte zu einer Steinplatte hinab, in deren Mitte ein tiefes Loch im Zentrum der Kammer klaffte. Der hellgraue Stein der vier Rinnen, die das Loch umrundeten und schließlich darin mündeten, war dunkelbraun verfärbt, wo vor Urzeiten ein Blutstrom in den gähnenden Schlund geflossen war.
Auch hier verzierten Reliefs die Wände, doch zwischen den bildhaften Szenen befand sich noch etwas anderes, das wie eine Schrift aussah. In gewisser Weise ähnelte sie der sumerischen Keilschrift, war aber stilisierter.
Da er in der Kammer niemanden entdecken konnte, winkte Knight die anderen zu sich heran. Er deutete auf die einzige Stelle, wo ihre Beute entkommen sein konnte – ein Seil, das an dem anderthalb Meter großen Altar festgebunden war und über den Rand in der dunklen Öffnung verschwand. Von tief unten drangen der schwache Schimmer einer zweiten Lichtquelle und eine Stimme herauf.
Die Worte waren schwer zu verstehen, aber sie erkannten die tiefe, unverwechselbare Stimme. Richard Ridley befand sich am Grund dieses Lochs.
Queen grinste. Sie hatten ihn genau da, wo sie ihn haben wollten. In der Falle, hilflos ihrer Gnade ausgeliefert. Ein Schnitt durch das Seil ließ ihn für alle Ewigkeit gestrandet zurück, genau wie damals die Hydra, der er seine regenerativen Fähigkeiten verdankte.
Sie stiegen die Stufen zur Plattform hinunter und spähten über den Rand des bodenlos erscheinenden Schachts. Das Licht von oben reichte nicht weit, doch der Schein der Lampe, die Ridley am Grund installiert hatte, ließ erkennen, dass die Grube etwa sechzig Meter tief war. Ridley stand fast hüfttief in einem Meer von Knochen. Er wühlte darin herum, wie ein Kind in einer übervollen Spielzeugkiste. In der Hand hielt er ein kleines, digitales Aufzeichnungsgerät.
Sie sahen, wie er eine kleine Tafel aufhob und die Worte darauf ablas, seltsam fremdartig und doch irgendwie vertraut. Als er fertig war, zerschmetterte er die Tafel an der Felswand.
Knight erinnerte sich daran, dass die Mayas neben Menschen und Tieren den Göttern auch ihre wertvollsten Besitztümer geopfert hatten, darunter Gold, Silber, Juwelen und Codices. Er sammelt die alte Sprache, die auf den Codices geschrieben steht, und zerstört sie dann , dachte Knight. Er zog sein Messer, legte es an das Seil und nickte den anderen zu.
»Ridley!«, schrie Queen, und trat an den Rand der Grube.
Der Mann legte überrascht den Kopf in den Nacken. Dann stahl sich ein spöttisches Grinsen auf sein Gesicht. »Sieh an, das Schachteam. Ich muss zugeben, ich bin überrascht, euch hier zu sehen. Wie habt ihr mich gefunden?«
»Sie haben dreißig Sekunden, um uns zu sagen, wo Fiona ist, bevor wir das Seil kappen und Sie da unten verrotten lassen«, sagte Queen.
»Fehlt da nicht einer?«, gab Ridley zurück. »Ich weiß, dass King in Rom ist, aber wo bleibt denn Rook? Ihm wird doch nicht etwas zugestoßen sein?« Sein Grinsen wurde breiter.
Queens UMP schnellte hoch. Sie legte an und feuerte eine Dreiersalve ab. Zwei der Kugeln gingen daneben und zerschmetterten ein paar alte Knochen, aber eine traf Ridley mitten in die Stirn. Er zuckte zurück und senkte den kahlen Schädel. Als er wieder nach oben sah, war keine Verletzung mehr zu sehen, nur sein ewiges Grinsen. Nicht einmal ein Blutspritzer war zurückgeblieben.
»Sie machen mir aber Angst«, spottete er.
»Er wird nicht reden«, flüsterte Bishop.
Queen sah zu Knight. »Tu es. Er mag unsterblich sein, aber mal sehen, ob ihn ein paar Wochen Hunger nicht kooperativer machen.«
Knight schnitt das Seil durch und ließ es in die Grube fallen.
Wenn sie wütende Proteste erwartet hatten, wurden sie enttäuscht. Stattdessen begann Ridley zu lachen. Das Team zuckte zusammen.
»Immerhin haben Sie mir eine kleine Armee gelassen«, sagte Ridley. Dann sprach er gedämpfte
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