Code Delta

sein Tempel entweiht worden war. Bishop war es egal. Chaac würde ihm nicht helfen, Richard Ridley zu erwischen, gleichgültig, wie viele Leben ihm geopfert wurden.
    »Hier ist niemand«, sagte er.
    »Packen wir es an«, meinte Queen und zog ihre UMP -Maschinenpistole unter dem Poncho hervor.
    Sie bewegten sich wie ein Mann und überquerten rasch die Lichtung zwischen Urwald und Pyramide. Wachsam kletterten sie den steilen Anstieg zu dem uralten Tempel empor. Sie erreichten die oberste Plattform ohne Zwischenfall. Von hier aus hatten sie freie Sicht auf die ganze Pracht der guatemaltekischen Landschaft. Windböen fuhren in Wellen durch die Wipfel der Bäume. Blitze zuckten in Fraktalen über den Himmel. Es war eine ungezähmte Wildnis.
    Eine grüne Plane, halb losgerissen von den starken Böen, flatterte wild von einem Baum. Darunter verbarg sich eine rechteckige Öffnung. Eine regennasse, steinerne Treppe senkte sich ins Innere der Pyramide.
    Nachdem sie ihre Nachtsichtbrillen aufgesetzt hatten, führte Queen das Team hinein. Der Tunnel erschien im grünen Licht zunächst wenig bemerkenswert. Außer einer gelegentlichen Spinne sahen sie nichts Ungewöhnliches. Die Treppe wand sich in 180 -Grad-Kehren wie ein Serpentinenpfad nach unten. Ab der nächsten Ebene waren die Wände mit riesigen Steinfriesen verziert. Szenen von Menschenopfern, Scharfrichtern und zornigen Göttern begleiteten den Weg in die Tiefe. Je weiter sie nach unten kamen, desto gewalttätiger wurden die Szenen und führten den Betrachter durch die gesamte Opferzeremonie, von der rituellen Vorbereitung über das blutige Abschlachten bis zum Tod. Mehrere Todesarten waren dokumentiert – Enthauptung, Herausschneiden des Herzens, Verbrennen.
    Queens Nerven spannten sich, als ihr klar wurde, dass die Opfer, die hier herabgeführt worden waren, in den Szenen eine Vorschau auf ihr eigenes, entsetzliches Schicksal bekommen hatten. Sie mussten starr gewesen sein vor Angst. Queen reagierte anders. Zorn pulste durch ihre Adern, Adrenalinschübe durchströmten sie und schärften ihre Sinne.
    Die Treppe mündete in einen sanft geneigten, gewundenen Gang, von dem Queen annahm, dass er etwa in der Höhe der Basis der Pyramide lag. Von hier an ging es unter der Erdoberfläche weiter.
    Als sie den ersten Schritt in den Tunnel hinein tat, fühlte sie, wie ein Stein unter ihrem Fuß beinahe unmerklich nachgab. Sie erstarrte.
    Sie hob die Hand, um die anderen zu warnen. Sie zeigte auf ihren Fuß, und sie verstanden sofort.
    Eine Falle.
    Sie lauschte auf die verräterischen Geräusche eines Mechanismus, den sie in Gang gesetzt hatte, knirschende Gewichte, mahlende Zahnräder, hörte aber nichts. Sie riskierte ein Flüstern: »Vielleicht ist das Ding zu alt? Kaputt?«
    Ein Klacken über ihr strafte sie Lügen.
    Queen blickte gerade noch rechtzeitig zur Decke, um den Schauer von scharfen Pfeilen zu sehen, der auf sie herabregnete wie hundert Miniaturspeere.
    50 Wiltshire, England
    Die kleinen Taschenlampen, die sie bei sich trugen, waren zu schwach für den breiten, zerklüfteten Tunnel. Trotzdem kamen King und Alexander flott voran. Wenn Richard Ridley sich am anderen Ende des Tunnels befand, mussten sie ihn überraschen. Sonst bestand die Gefahr, dass er wieder einen seiner Golems oder einen überdimensionalen Sandfisch auf sie losließ.
    Oder mehrere.
    Sie hatten nur dann eine Chance, wenn sie Ridley bewusstlos schlagen und knebeln konnten, bevor er sie bemerkte. King war beunruhigt, aber immerhin hatten sie Ridley schon einmal besiegt, und der Mann neben ihm hatte im Alleingang die legendäre Hydra erledigt. Er hielt seine Waffe bereit. Das beruhigte seine Nerven. Auch wenn Ridley unsterblich war, würde ein Schuss in den Kopf ihnen genug Zeit verschaffen, ihm den Mund zu verstopfen.
    Zu Beginn des Tunnels war die lose Erde grob abgegraben und durch den Eingang hinausbefördert worden. Zertrümmerte Steine lagen herum. Es sah aus wie ein riesiger Fuchsbau. Nach fünfzehn Metern änderte sich das Bild. Ab hier war der Tunnel rechteckig und grau. Von Menschenhand gebaut. Alt.
    »Merlin war ein vielbeschäftigter Mann«, meinte Alexander.
    »Sie glauben die Geschichte?«, fragte King.
    Alexander warf King ein schiefes Lächeln zu, das besagte: Denken Sie daran, mit wem Sie sprechen .
    »Okay«, sagte King. »Gehen wir einmal davon aus, dass Stonehenge von Merlin erbaut wurde – was könnte er darunter versteckt haben?«
    »Wenn man Ridleys Interesse bedenkt, würde ich