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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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aus Queens Fenster zu sehen. Meilenweit erstreckte sich der Dschungel wie eine flache grüne Decke, doch unter ihnen ragten steile Zacken in den Himmel, als würden sich Berge mitten in der Ebene auftürmen. Aber es waren keine Berge. Es handelte sich um die Tempel und Pyramiden des alten Volks der Maya. Um den Gipfel der höchsten Erhebung herum war der Urwald so weit gerodet worden, dass man die schmutzig weißen Steine der Anlage darunter erkennen konnte. Auf die meisten Menschen wirkte der Ort unheildrohend und geheimnisumwittert.
    Das galt nicht für Queen, Bishop und Knight. Denn sie wussten: Fanden sie den Mann, den sie suchten, würde der Ort Gewalt und Tod erleben wie seit den Zeiten nicht mehr, als die alten Mayas den Urwaldboden mit dem Blut von Menschenopfern tränkten.
    45 Amesbury, England
    Grauer Dunst hing im spätnachmittäglichen Himmel und drohte, die Landschaft in Nebel zu hüllen. Ohne das Flickenmuster aus grünen und gelben Feldern zu beiden Seiten der Straße hätte das Wetter deprimierend gewirkt. Die Fahrt war glatt und angenehm verlaufen, dank eines eleganten schwarzen Mercedes, der King und Alexander am Flughafen Heathrow in London erwartet hatte.
    King fand sich wie üblich auf dem Beifahrersitz wieder. Alexander kannte den Weg, und er fuhr gerne schnell, was King normalerweise nicht störte. Allerdings passte ein unsterblicher Fahrer im Verkehr vielleicht nicht ganz so auf wie ein Normalsterblicher.
    Um sich von der halsbrecherischen Raserei abzulenken, klappte King sein Handy auf und tätigte einen Anruf, den er bisher vor sich hergeschoben hatte. Nicht, dass er nicht gerne mit seinen Eltern gesprochen hätte. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte.
    »Hi, Süßer!«, meldete sich seine Mutter nach dem zweiten Klingeln.
    »Hallo, Mom.«
    »Hast du sie schon gefunden? Die Hintermänner des Anschlags?«
    King grinste. Immer gleich zur Sache, seine Mutter. »Du weißt, dass ich darüber nicht reden darf.«
    An der nächsten Gabelung hielt Alexander sich rechts. Stonehenge lag vor ihnen. Die Megalithen wirkten seltsam fehl am Platz, als hätte es sie aus einer anderen Dimension hierher verschlagen. Alexanders Telefon klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und meldete sich mit gedämpfter Stimme.
    King versuchte, das Gespräch zu belauschen, aber die Stimme seines Vaters dröhnte ihm aus seinem eigenen Telefon ins Ohr. »Ist er im Irak? Das ist immer noch ein heißer Ofen für Leute wie ihn.«
    »Bist du im Irak, mein Lieber?«, fragte seine Mutter.
    King seufzte. Es konnte nicht schaden, ihnen zu sagen, dass er nicht im Irak war, dann machten sie sich weniger Sorgen. »Nein, im Irak bin ich nicht.«
    »Aber du bist dorthin unterwegs?«
    »Nein, Mom, der Irak steht nicht auf meiner Liste.«
    »Ah, gut. Gut.«
    Das Gespräch ging ihm auf die Nerven und verhinderte, dass er Alexanders Gespräch belauschen konnte. Schnell sagte er: »Hör zu, Mom, ich wollte nur wissen, ob es euch gutgeht.«
    »Oh, wir haben hier nichts zu befürchten«, sagte Lynn. »Wir sind in Sicherheit.«
    Alexander stellte den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Monument von Stonehenge ab. Ein großer, roter Doppeldecker-Ausflugsbus hielt ein Stück entfernt. Als King die Tür des Mercedes öffnete, schlug ihm von dort eine dröhnende Lautsprecherstimme entgegen.
    »Willkommen in Stonehenge, Ladies und Gentlemen, und vielen Dank, dass Sie London Hills Tours gewählt haben!«
    King schloss die Augen und seufzte. Vielleicht hatte seine Mutter es ja nicht gehört. Jedenfalls gab sie keinen Kommentar ab. »Mom, ich muss Schluss machen.«
    »Okay, Süßer. Du rufst aber wieder an, wenn du kannst?«, fragte sie. »Mach uns keine Sorgen.«
    »Nein. Ja. Muss auflegen. Hab euch lieb.« King trennte die Verbindung, während auch Alexander seinen Anruf beendete.
    »Nur wir beide«, hörte King ihn sagen. »In ein paar Tagen, und sorge dafür, dass es trocken ist. Gut.« Er legte auf, steckte das Handy ein und stieg aus.
    »Verabredung zum Abendessen?« King stieg ebenfalls aus.
    »Eine Art Reservierung, aber mit Essen hat sie nichts zu tun.« Alexander schlug die Tür zu. »Nichts, worüber Sie sich Gedanken machen müssten.«
    Aber King machte sich Gedanken. Alles, was Alexander sagte oder tat, warf neue Fragen auf, und mit jeder unbeantworteten Frage sank sein Vertrauen zu dem Mann aus der Antike. Mit wem hatte er gerade gesprochen? Und was sollte das für eine geheimnisvolle »Reservierung« sein? Da King sich nicht

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