Code Delta
denen niemand wusste. Es könnte sein, dass Manifold Genetics unterhalb des Radarschirms immer noch tätig ist.« Er rutschte unbehaglich hin und her. Trotz der plüschigen Polster fand er keine schmerzfreie Sitzposition. »Wie Sie sagten, alles ist möglich.«
Die Stewardess kehrte mit einem Tablett zurück. Zwei Gläser Wasser und ein dunkelbraunes kleines Fläschchen standen darauf. Sie stellte das Tablett auf dem herausklappbaren Tisch vor Alexander ab. »Sonst noch etwas, Sir?«
»Nein, danke. Wie lange noch bis zur Landung?«
»Fünfzehn Minuten.«
Er neigte dankend den Kopf, und sie entfernte sich, ohne zurückzublicken. Nachdem sich die Kabinentür hinter ihr geschlossen hatte, fuhr Alexander fort: »Wo ist der zweite Ridley?«
»Danta Pyramide in Guatemala.«
»Interessant.« Alexander rieb sich das Kinn.
»Sie kennen den Ort?«, fragte King und dachte gleichzeitig, natürlich tut er das .
»Es ist eine alte, vom Dschungel verschlungene Mayastadt, die sich über fünfundzwanzig Quadratkilometer erstreckt. Ich wollte sie mir immer mal ansehen, bin aber nie dazu gekommen.«
King fühlte leise Überraschung, dass der Mann aus der Antike doch noch nicht überall gewesen war.
»Interessanterweise gilt es immer noch als ein Rätsel, wie es den Mayas gelang, eine Pyramide dieser Größenordnung zu bauen. Ebenso wie bei den ägyptischen Pyramiden oder dem Turm von Babel. Wir beide wissen natürlich, dass in der Alten Welt Golems als Arbeitssklaven eingesetzt wurden. Und dass unterschiedliche Architekten mit derselben Methode Weltwunder überall auf der Welt errichteten.«
King sah, wohin das führte. Es gab eine Verbindung. »Einschließlich Stonehenge.«
Alexander schraubte das braune Fläschchen auf und zog einen Tropfenzähler heraus. Eine hellbraune Flüssigkeit, in der winzige Flocken tanzten, füllte die Pipette. Er zählte fünf Tropfen in jedes Glas ab. »Anscheinend besucht Ridley diese antiken Stätten aus einem bestimmten Grund, vielleicht auf der Suche nach Informationen oder Relikten, die sein Wissen über die Protosprache erweitern.«
Beide Männer schwiegen einen Moment lang. Alexander dachte darüber nach, wie sie nach der Landung am besten vorgingen. Kings Gedanken glitten zurück zu Fiona. Er sah Alexander an, den ältesten Menschen auf dem Planeten, und fragte: »Haben Sie Kinder?«
Die Frage traf Alexander unvorbereitet. Er erwiderte Kings Blick mit schiefem Grinsen. »Kinder?«
King wartete.
»Es gab eine Zeit, da wünschte ich mir Kinder. Bevor ich unsterblich wurde. Acca und ich versuchten es, aber sie war unfruchtbar. Ich bekam nie einen Erben. Wie sich schließlich herausstellte, brauche ich aber auch keinen. Außerdem bin ich seitdem keiner Frau mehr begegnet, die würdig gewesen wäre, meine Kinder zu bekommen.«
»Sie … Sie haben die ganze Zeit enthaltsam gelebt?«, fragte King.
Ein leises Auflachen drang wie ein Schniefen aus Alexanders Nase. »Fünfzehnhundert Jahre lang, ja.«
King konnte es kaum glauben. Alexander war über alle Maßen reich, er beherrschte zahlreiche Sprachen, konnte überall leben und alles tun, wonach ihm der Sinn stand. Und doch hatte er fünfzehnhundert Jahre lang ein einsames Leben im Untergrund gewählt? Das ergab keinen Sinn. Es schien … unmenschlich.
Alexander ahnte Kings Gedanken und beugte weiteren Fragen vor: »Ich habe alles nur Vorstellbare mit dem anderen Geschlecht angestellt. Nach einem Jahrtausend verlieren einige Dinge ihren Reiz, angefangen mit dem urtümlichen Trieb zur Fortpflanzung.«
»Sie sind wirklich ein alter Mann«, lächelte King.
Alexander grinste. »Sehr alt.« Er sah einen Moment lang aus dem Fenster, dann wandte er sich wieder zu King. »Ich bin vielleicht nicht der richtige Ansprechpartner für die Fragen eines frischgebackenen Vaters, aber eines kann ich Ihnen mit Gewissheit sagen: Für Männer wie uns ist nichts unmöglich.«
Kings Lächeln wurde breiter, aber es war nicht ganz aufrichtig. Es schmeichelte ihm zwar, dass der unsterbliche Herkules begann, ihn als ebenbürtig zu betrachten, doch an seinen Zweifeln bezüglich seiner neuen Vaterrolle änderte das nichts.
Alexander griff nach den beiden Gläsern und ließ den Inhalt kreisen, bis sich die Flüssigkeit im Wasser verteilt hatte, dann bot er eines davon King an.
»Was ist das?«, fragte der.
»Sie sehen müde aus.«
»Das beantwortet meine Frage nicht.«
Alexander lächelte. »Sie trauen mir immer noch nicht?«
»Ich glaube nicht, dass ich
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