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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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untersuchten jede Spalte und jeden dunklen Winkel, wo sich jemand verbergen konnte. Knight entdeckte eine Reihe von Felszeichnungen. Uralte Piktogramme, von denen einige Menschen und Tiere darstellten, während es sich bei anderen um konzentrische Kreise handelte, die, wie Knight wusste, Wasserstellen kennzeichneten. Sein Blick folgte einem Streifen dunkler Algen den Fels hinauf, wo einmal ein Wasserlauf herabgestürzt war. Auf halber Höhe wurde die schwarze Oberfläche feucht.
    Und rot.
    Ein kleines Rinnsal Blut floss die steinerne Rinne herab und tropfte ihm vor die Füße. »Bishop!« Knights Blick folgte der Blutspur und entdeckte einen dunkelhäutigen Arm, der unter einem riesigen Felsblock herausragte. Es sah so aus, als wäre der Brocken auf die Person herabgestürzt, aber es ragten keine Steilwände auf, von denen er stammen konnte.
    Bishop drang weiter in die Schlucht ein, während Knight den zerquetschten Arm inspizierte. »Bishop, dieser Felsen muss eine ganze Tonne wiegen. Wie …«
    »Knight.« Bishops Stimme klang kontrolliert, doch beklommen, ungewöhnlich für einen Mann, der weder verletzt noch getötet werden konnte, es sei denn, man enthauptete ihn. Dann schien er zu spüren, dass die Gefahr vorüber war, und senkte die Waffe.
    Er stand an einer Stelle, an der die Schlucht einen Knick machte. Als Knight zu ihm trat, öffnete sich vor ihm eine Art großes Atrium. Die Rückwand war bedeckt mit Petroglyphen und wölbte sich über ein großes Wasserloch, gesäumt von Farnen und Mulga und Blutholzbäumen. In einer kleinen Lichtung schwelte die Asche einer ausgetretenen Feuerstelle. Es war ein zauberhafter Ort, doch seine Schönheit wurde getrübt von dem Gemetzel, das hier stattgefunden hatte.
    Es war unmöglich, die Leichen zu zählen, weil viele in Stücke gerissen und die Gliedmaßen durcheinandergeworfen worden waren. Etliche waren plattgequetscht wie überfahrene Tiere – die Körper verrenkt, die Gesichter verzerrt. Eingeweide baumelten aus den Bäuchen. Manche Leichen lagen unter Felsklötzen, als wären diese geradewegs vom Himmel auf sie herabgestürzt. Ein Mann hing in sieben Metern Höhe mit mehrfach gebrochenen Beinen über einem Ast. Zwischen den Toten verstreut lagen mehrere Haufen von Sandsteinmehl, die die Brise, die vom Ayers Rock herabströmte, langsam auseinanderblies.
    Die Attacke hatte nur wenige Minuten gedauert, war aber von brutaler Effizienz gewesen. Nur ein einzelnes Felskänguru hatte als Zeuge überlebt.
    Bishop bückte sich zu einem abgetrennten Kopf und drehte ihn mit dem Lauf seiner UMP um. Er ignorierte den eingefrorenen Ausdruck des Entsetzens in den Augen des Mannes und studierte dessen Züge – er war ein Aborigine mit vorspringenden Augenwülsten, breiter Nase und dunkler Haut gewesen. »Das sind unsere Zielpersonen.«
    Knight kauerte neben einer Leiche, zu der vielleicht der Kopf gehörte, den Bishop gerade inspizierte. In einem an der Hüfte befestigten Beutel steckte eine Brieftasche. Er schlug sie auf und entdeckte einen Ausweis. Er war auf Balun Ammaroo ausgestellt. Aber der Mann auf dem Foto trug Anzug und Krawatte. »Das hier war eine Art Corroboree-Zeremonie. Ein Tribut an ihr kulturelles Erbe oder so was.« Knight schaltete sein Kehlkopfmikrofon ein. »Deep Blue, hier spricht Knight.«
    »Statusbericht.«
    »Wir sind zu spät gekommen. Hier sind alle tot. Gleicher Modus Operandi wie in der Siletz Reservation.«
    Die Leitung blieb einen Moment lang stumm, dann sagte Deep Blue: »Fotografiert alles. Nehmt alles mit, was euch wichtig erscheint. Wenn ihr fertig seid, erstatten wir anonym Anzeige, damit die Leichen eingesammelt werden.«
    »Verstanden«, sagte Knight. »Und Blue …«
    »Ja?«
    »Wir haben in den letzten Jahren ja ein paar verrückte Sachen erlebt …« Knight ließ den Blick über die Lichtung schweifen und überlegte, wie lange die Neandertaler oder selbst die Hydra gebraucht hätten, um so viele Opfer zu töten und anschließend spurlos zu verschwinden. Dann dachte er an die großen Schatten, die er in der Schlucht tanzen gesehen hatte, und schüttelte den Kopf. »Ich persönlich hatte gehofft, das läge jetzt hinter uns und es würde wieder eine Art Normalität in der Welt einkehren. Aber dieser Wunsch wird wohl in absehbarer Zukunft nicht in Erfüllung gehen. Wir stecken wieder bis über beide Ohren in der Scheiße.«
    13 Fort Bragg, North Carolina
    Mit Fiona über der Schulter und der Waffe in der Hand rannte Aleman die Treppe hinunter.

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