Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson

Vom Netzwerk:

Stirn. Und King musste sich um eine Pflegetochter kümmern. »Aber von den Jungs sieht natürlich keiner im Kampfanzug auch nur halb so gut aus«, murmelte er vor sich hin.
    Durch ein Meer von grün leuchtenden Knochen watete er tiefer in die Totenstadt hinein. Gelegentlich blieb er stehen, um zu lauschen, da jeder Schritt eine Kakophonie von Geräuschen auslöste. Er war unüberhörbar. Falls jemand sich dafür interessierte.
    Nachdem er in der zerstörten Stadt verteilt fünfzehn weitere Tote entdeckt hatte, kam er zu dem Schluss, dass die Neandertaler allesamt tot oder geflohen waren. Jedoch hatte er noch immer keinen Hinweis darauf gefunden, was hier passiert war. Die Leichen waren zerschmettert, man hatte ihnen Gliedmaßen ausgerissen oder sie mit Knochen gepfählt, und es sah so aus, als wären sie alle mit einem gewaltigen stumpfen Gegenstand getötet worden.
    Ein Klappern von Knochen auf Knochen ließ ihn herumfahren, und er riss das M 4 an die Schulter. »Bist du das, Queen?«
    Keine Antwort.
    Er wartete einen Moment, dann sah er einen losen Knochen von einer der halb eingefallenen Mauern rutschen und zu Boden fallen. Er entspannte sich, aber gleich darauf ließ ihn ein erneutes Klappern herumwirbeln.
    Irgendetwas versetzte die losen Knochen in Bewegung. Dann spürte er es. Vibrationen.
    Etwas Großes kam näher.
    Wieder klapperten Knochen, doch diesmal achtete Rook nicht darauf. Er konzentrierte sich ganz auf das Beben unter seinen Füßen und versuchte, dessen Ursprung auszumachen. Erst als das Poltern der Knochen in ein Knirschen überging, wandte er sich um. Der Kopf fiel ihm in den Nacken, und der Mund blieb ihm offen stehen.
    »Heiliger Bimbam … Quee …!«
    Rooks Aufschrei wurde abrupt abgeschnitten, als ihn etwas wie eine riesige Faust in die Seite traf und durch die Wand einer der Knochenhütten katapultierte.
    12 Uluru, Australien
    Als Knight und Bishop den Eingang der Schlucht erreichten, blinzelte die Sonne gerade über den Horizont. Die Sandsteinoberfläche des Ayers Rock war berühmt für ihre Fähigkeit – für manche eine übernatürliche Fähigkeit –, unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen die Farbe zu wechseln, meistens bei Sonnenauf- und -untergang. Sie setzten ihre Nachtsichtgeräte ab und sahen, wie der Stein rot erglühte.
    Sie blieben stehen und lauschten, hofften auf einen Anhaltspunkt, in was sie da hineingerieten. Aber inzwischen, nur Minuten nach dem Beginn des Angriffs, war es in der Schlucht still geworden. Bishop schnupperte. »Ich rieche Feuer.«
    Knight deutete auf eine dünne Rauchfahne, die über dem roten Felsen aufstieg. »Ich denke, es ist gelöscht worden.«
    Eine plötzliche Bewegung ließ sie ihre Waffen hochreißen. Beide hatten sich für kleine, leichte UMP -Maschinenpistolen entschieden statt ihrer üblichen Spezialwaffen. Auf sich allein gestellt, waren Knights Scharfschützengewehr und Bishops schweres Maschinengewehr eine ungeeignete Kombination. Die Finger der beiden Männer krümmten sich um den Abzug, und fast hätten sie ein kleines Schwarzfuß-Felskänguru erschossen, das mit angstgeweiteten Augen aus der Schlucht gehüpft kam. Das kleine Beuteltier ignorierte die Menschen, vor denen es normalerweise die Flucht ergriffen hätte, und hopste zwischen ihnen hindurch in die Wüste hinein.
    Knight tat einen Schritt vorwärts, aber Deep Blues Stimme ließ ihn innehalten. »Knight, Bishop, hören Sie mich?«
    »Sprechen Sie«, sagte Knight.
    »Ich stelle Queen durch.«
    »Knight, Bish…« Queen war außer Atem, was ungewöhnlich für sie war. »Wir sind zu spät gekommen. Die Zielpersonen sind erledigt.«
    Knight und Bishop erinnerten sich noch lebhaft an Kraft und Wildheit der Neandertaler-Hybriden und ihrer Mütter. »Im Ernst?«, fragte Knight, die Augen auf die vor ihnen liegende Schlucht gerichtet.
    »Sie hatten anscheinend keine Chance. Hört mal, da …« Ein gedämpfter Knall drang durch das Headset, und sie rief Rooks Namen. Dann brach die Verbindung ab.
    »Ich versuche, sie wieder in die Leitung zu kriegen«, sagte Deep Blue. »Die Schlucht vor Ihnen liegt jetzt im Schatten der aufgehenden Sonne, daher können wir mit einem optischen Scan nichts erkennen.«
    »Infrarot?«, fragte Bishop.
    »Da liegt das Problem«, sagte Deep Blue. »Ich sehe nichts außer der Glut des Feuers. Entweder, sie sind alle verschwunden, oder …«
    »Tot«, vervollständigte Knight den Satz. »Wir sehen nach.«
    Sie schlichen sich mit erhobenen Waffen in das Tal und