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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Täter, die in London die Anschläge verübt hatten, waren im eigentlichen Sinne nicht mehr als Araber zu bezeichnen. Sie waren mehr oder minder in ihrem neuen Heimatland integriert. Die Madrider Gruppe hingegen hatte einen völlig anderen Hintergrund, gesellschaftlich wie politisch. Bei Istanbul verhielt es sich wieder anders.
    Wo waren die Gemeinsamkeiten?
    Konnte der Begriff al-Qaida hier eine Klammer bilden? Oder machte es sich der Westen mit dieser schnellen Kategorisierung zu leicht?
    Worin lag der Keim begründet, dass ein Mensch alle natürlichen und zivilisatorischen Schranken überwand, um andere in unsägliches Leid zu stürzen?
    Levy seufzte. Viele Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Er musste mehr über diese Menschen herausfinden. Er fragte sich, wer bisher am längsten unter Bombenterror zu leiden hatte?
    Die Antwort war schnell gefunden: Israel.
    Auch die Antwort auf die nächste Frage: Wer hatte Kontakt nach Israel?
    Levy suchte aus seinem elektronischen Telefonbuch Falks Nummer heraus.
    Es dauerte, bis abgenommen wurde. »Gudmann …«
    »Hier ist Levy.«
    »Levy … Sag mal, hast du ’ne Ahnung, wie spät es ist?«
    Hatte er nicht. »Tut mir leid, Falk. Ich brauch eine Information von dir.«
    Nachdem Levy ihm erzählt hatte, worum es ging, musste Falk nicht lange nachdenken. Bombenterror gehörte zu seinem Tagesgeschäft bei der Kripo in Tel Aviv. »Es gibt da eine Studie, allerdings stammt sie aus dem Jahr 2002 … Sie wurde von einem Professor an der Universität Tel Aviv durchgefühlt. Er hat fünfzig Täterprofile miteinander verglichen. Ich glaube, das könnte dir weiterhelfen.«
    »Sehr gut. Wie kann ich Kontakt zu diesem Professor aufnehmen?«
    »Er heißt Ezra Vogelsang. Ich habe seine Nummer noch irgendwo.«
    Levy wartete. »Kannst du sie mir geben?«, fragte Levy, als ihm klar wurde, dass Falk nicht gewillt war, sie in diesem Moment herauszusuchen.
    »Jetzt? Mein Gott, Levy, es ist …«
    »Ich weiß. Bitte.«
    Levy hörte ihn aufstehen und in seinen Unterlagen kramen. Schließlich: »Okay, ich hab sie. Aber lass mich ihn anrufen. Er kennt mich noch aus meiner Zeit in Tel Aviv. Ich werde ihn fragen, ob er dir die Studie zur Verfügung stellt.«
    »Perfekt. Ich hör dann von dir?«
    »Ja-ja.«
    Kaum war das Gespräch beendet, meldete der Computer einen eingehenden Anruf.
    »Levy.«
    »Balthasar Levy?«, fragte eine Männerstimme.
    »Ja.«
    »Sind Sie der leibliche Bruder von Frank de Meer?«
    Dieser Name erzeugte augenblicklich ein Unwohlsein bei Levy. »Wer sind Sie, und was wollen Sie um diese Uhrzeit?«
    »Mein Name ist Claus Felsenberg. Ich bin der behandelnde Arzt von Frank de Meer. Sein Zustand hat sich in den letzten vierundzwanzig Stunden erneut verschlechtert, und wir müssen uns auf Notfallmaßnahmen einstellen.«
    »Er liegt doch noch immer im Koma. Wie kann …«
    »Seine Nieren. Sie zeigen deutliche Anzeichen von Insuffizienz.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Wir sind unter Umständen auf einen Spender angewiesen.«
    Levy hielt die Luft an. »Sie wollen, dass ich eine meiner Nieren für diesen Mörder hergebe? Wissen Sie, wie viele Menschen er auf dem Gewissen hat?«
    »Ja, ich kenne seine Akte. Ich möchte Sie bitten, zu einem Gewebeabgleich in die Klinik zu kommen, damit …«
    »Einen Dreck werde ich …«
    »Er ist Ihr Bruder. Haben Sie kein …«
    »Herz, meinen Sie?« Levy platzte der Kragen. Zu viel Druck hatte sich angestaut, der jetzt ein Ventil fand. »Das letzte Mal, als ich ihn getroffen habe, war er gerade dabei, eins aus einer unschuldigen Frau herauszuschneiden. Zuvor hat er nach allen Regeln der Kunst rund zehn Menschen wie Vieh ausgenommen. Ihre Organe hat er als Schlachtabfälle in den Fluss gekippt. Was er mit den leeren Körperhüllen angestellt hat, erspare ich Ihnen.
    Und wenn Ihnen das noch immer nicht reicht, dann zeige ich Ihnen gern mal, was er mir angetan hat. Ein Viertel meiner Haut ist vom Kopf bis zur Hüfte verbrannt. Ich sehe aus wie ein Zombie.
    Mein seelischer Zustand ist alles andere als ausgeglichen, nachdem ich erfahren musste, dass er unsere gesamte Familie in einem Haus verbrannt hat und mich über dreißig Jahre in dem Glauben ließ, ich hätte es getan.
    Das war in Kürze mein geliebter Bruder, der nun eine Niere braucht, um zu überleben. Herr Felsenberg, antworten Sie mir: Wäre es Ihr Bruder, was würden Sie tun?«
    Felsenberg schwieg eine Weile. Dann: »Es tut mir leid. Für Sie … und Ihren Bruder. Ich habe nicht zu

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