Code Freebird
steckt mit ihnen unter einer Decke. Levy, was sagst du eigentlich dazu?«
Levy winkte ab. »Lasst mich mit diesem Unsinn in Ruhe.«
Naima und Falk reagierten gleichzeitig. »Unsinn?!«
»Mein Adoptivvater war ein deutscher Jude«, antwortete Levy. »Das ist alles, was mich mit eurem Land verbindet. Ich bin gebürtiger Holländer.«
»Also auch ein Kolonialist«, fauchte Naima.
Falk setzte noch einen drauf. »Und einer, der noch nicht mal zu seiner Familie steht.«
Das war ein wunder Punkt. »Halt deine … Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Betretene Stille trat ein, als sie sich die Ereignisse mit Levy und seinem Bruder Frank in Erinnerung riefen.
Luansi lenkte ein. »Auch wenn es kein Trost für dich ist, der Bruderkrieg hat in meinem Heimatland Angola einen hohen Blutzoll gefordert. Es ist das Schlimmste, was jemandem widerfahren kann.«
Alexej nahm das Feuer aus der Diskussion. »Hier ist der Scan. Besser hab ich’s nicht hingekriegt.«
Das Bild erschien auf einem Monitor an ihrer Seite. Es zeigte den fünfköpfigen Trupp um Sergeant Boyle vor einem Humvee mitten in einer flirrend heißen Wüstenlandschaft.
»Danke«, sagte Levy. »Diese Diskussion hat gezeigt, wie schnell wir uns in Streitigkeiten verlieren, wenn wir den Blick auf das Eigentliche verlieren. Ich gehe sogar so weit, dass dies durchaus so gewollt ist.«
»Von wem?«, fragte Michaelis.
»Ich kann die Person oder die Gruppe noch nicht eindeutig identifizieren. Aber kommt es euch nicht irgendwie seltsam vor, wie sich Sven seit Beginn des Falls verhält? Wir alle haben ihn kennen gelernt. Wir wissen, dass er ein integrer Mann ist. Und dennoch sträubte er sich zu Anfang mit Händen und Füßen gegen unsere Mitarbeit. Dann ein paar Tage später die Kehrtwende.«
»Du unterstellst ihm doppeltes Spiel«, mahnte Michaelis.
»Es ist offensichtlich. Oder wie würdest du seine plötzliche Hilfsbereitschaft bei dem Clearwater-Anschlag sonst deuten, nachdem er zuvor alles blockiert hat?«
»Du meinst«, fragte Luansi, »er will uns in eine falsche Richtung locken?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es die falsche ist. Aber vielleicht drängt er uns zu einem Nebenkriegsschauplatz, damit wir nicht weiter nach dem forschen, was in seinen Verantwortungsbereich fällt. Es ist wie mit dem faulen Apfel, der auf dem Tisch von einer Person zur anderen geschoben wird.«
»Gib uns ein Beispiel«, forderte Naima.
»Der BND-Mann Kevin Raab.«
»Was hat der BND mit dem BKA zu tun?«
»Nennen wir es Amtshilfe, damit sich der BND nicht selbst die Finger schmutzig macht. Mit der richtigen Argumentation war Raab ein nationales Sicherheitsrisiko. Alles, was aber zu Destabilisierung im Inland beiträgt, ist Sache des BKA, auch wenn Raab in Diensten des BND im Ausland tätig war.«
»Du meinst«, sagte Falk, »der eine muss auslöffeln, was der andere ihm eingebrockt hat?«
Levy nickte. »Und darf dabei kein Wort nach außen verlieren. Ansonsten brennt die Hütte.«
»Bleibt die Frage: Wieso musste Raab sterben?«
»Habt ihr noch etwas zu ihm in Erfahrung gebracht?«
Michaelis verneinte. »Wir halten uns an die Vorgabe, nicht weiterzuermitteln.«
»Genau das meine ich. Wieso ist Raab tabu?«
»Das fragen wir uns die ganze Zeit auch. Aber was sollen wir machen?«
»Ich habe vor kurzem eine interessante Theorie zu Raabs Wirken im Irak gehört.«
»Er war dort tätig?«
»Bisher ist es nur die Aussage einer Person. Ihrer Meinung nach hat Raab Zielkoordinaten an die alliierten Streitkräfte geliefert, als sie Bagdad zu Kriegsbeginn bombardierten.«
»Er hat was?!«, platzte es aus Michaelis heraus.
»Er war quasi die Zielleitstelle vor Ort.«
»Ein deutscher Staatsangehöriger im Dienst des BND hat also einen aktiven Kriegsbeitrag geleistet«, brachte es Falk auf den Punkt.
»Ist er einer der beiden verdächtigten BND-Leute, die vor den Untersuchungsausschuss zitiert werden?«, fragte Luansi.
Michaelis zuckte mit den Schultern. »Meiner Kenntnis nach nicht. Was aber nicht heißt, dass es bei den zweien bleibt. Weiß der Teufel, wie viele da noch mitgemischt haben.«
»Dann hätten wir schon mal ein Motiv«, stellte Naima fest. »Rache der Saddam-Getreuen.«
»Oder einer ganz anderen Gruppe, die bisher noch nicht in Erscheinung getreten ist«, warf Levy ein. »Eine Menge dieser vermeintlich hochpräzisen Raketen soll ihr Ziel nicht getroffen haben, sondern in zivilen Wohngebieten niedergegangen sein. Ihr erinnert euch vielleicht noch an die
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