Codename Azteke
Brazzaville gab es eine komplette Botschaft. Es war eigentlich nicht vorteilhaft, Leute aus dem französischen Teil des Kongo zu schicken, um die Drecksarbeit in Belgisch-Kongo zu erledigen, aber Sierra hatte keine andere Wahl, und die Zeit wurde knapp.
Was zum Teufel heckten Florin und Hadley im Kongo aus? Wenn das Gold dort versteckt gewesen wäre, wäre es längst weg, überlegte Sierra. Es fiel ihm ein, dass er einmal gelesen hatte, dass in Sierra Leone – oder wo war das gewesen? – Menschen für ein paar Unzen davon umgebracht wurden. Und das waren nur Kinder gewesen.
Am Nachmittag nahm ein hastig informierter kongolesischer
Agent die Fähre von Brazzaville nach Kinshasa und begab sich sofort zum Flughafen N’djili.
Wie seine Kollegen in Brüssel machte er die Runde an den Ticketschaltern, Einreise- und Zollbehörden. In der Hand hielt er ein Bündel Banknoten, aus dem er eine oder zwei hervorzog, wenn er eine zufriedenstellende Antwort bekam oder auch nur den Hinweis, wen er fragen konnte.
Schließlich gelangte er an den Mann, der ihm alle Antworten geben konnte. Er wusste genau, dass Jack Hadley und Jesús Florin mit Air Brussels angekommen waren, dass Mr Bueno unter falschem Namen reiste, und dass sie von General Massama abgeholt worden waren und in seinem Haus in Kinshasa wohnten.
Er wusste das alles, weil ihn der General persönlich beauftragt hatte, die notwendigen Schritte einzuleiten, damit seine VIP-Gäste möglichst ungehindert durch den N’djili-Flughafen gehen konnten. Als der Besucher aus Brazzaville – der sich Gaston nannte – ihm also diese Fragen stellte, lächelte er, lud ihn in sein Büro ein, schloss die Tür ab und rief die Militärpolizei.
Gaston wurde in ein Armeelager in der Nähe des Flughafens gebracht, das den Anweisungen des Generals zufolge ein wenig komfortabler gemacht worden war, und dort in eine Zelle gesperrt. Als Massama schließlich erschien, hatten seine Untergebenen bereits festgestellt, dass Gaston aus der Republik Kongo kam, dort für die kubanische Botschaft arbeitete und versuchte herauszufinden, wo sich Florin und Hadley aufhielten.
Als Massama die Zelle betrat, lag Gaston auf dem nackten Betonboden. Er war zerschlagen und blutig, aber nicht ernsthaft verletzt. Massama bückte sich tief genug, um ihm
in die Augen sehen zu können, und stieß dem Gefangenen dann den Pistolenlauf in den Mund.
»Können Sie lesen und schreiben?«, herrschte er ihn an. Gaston nickte und fixierte mit hervortretenden Augen den Lauf der Waffe.
»Gut. Ich will, dass Sie ein Geständnis schreiben. Alles, was Sie wissen, alles, von dem Sie glauben, dass es für mich von Interesse sein könnte. Die Leute in der kubanischen Botschaft, ihre Namen, Kontakte, andere Aufgaben, die Sie erledigt haben, Aufgaben, die andere erledigt haben. Haben Sie das verstanden?«
Wieder nickte Gaston.
»Besonderen Wert lege ich auf alles, was mit General Florin zu tun hat. Wenn Sie weiterleben wollen, dann sollten Sie schreiben.«
Gaston gab einen unverständlichen Laut von sich. Massama zog die Waffe aus seinem Mund und richtete sich auf.
»Wenn er aufhört zu schreiben, erschießen Sie ihn«, befahl er seinen Männern laut, doch sobald er die Zelle verlassen hatte, widerrief er den letzten Befehl.
»Wir entscheiden später, was wir mit ihm machen. Wenn General Florin zurückkommt, möchte er vielleicht mit ihm sprechen.«
Aber Gastons Geständnis würde ein nettes kleines Dossier abgeben, das Jesús mit nach Kuba nehmen konnte. Vielleicht half es ihm dabei, denjenigen festzunageln, der es zu Hause auf ihn abgesehen hatte.
Zuerst klingelte das gelbe Telefon. Hadley lauschte Massamas kurzer Nachricht, wobei er das Telefon leicht
nach vorn drehte, um Abad zu zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte.
»Das war’s«, sagte er zu Abad, als er auflegte. »Sie wurden in Harare verhaftet. Das Flugzeug mit den Söldnern wird nicht kommen.«
»Soll ich dafür Ihr Wort nehmen?«
»Es wird in den Nachrichten kommen. Es ist eine große Geschichte«, erwiderte Hadley, der kurzfristig vergessen hatte, wo er sich befand. Der einzige Radiosender in Malabo gehörte Dorito. Das staatliche Fernsehen war nicht viel besser und sendete nachts nicht. Und Black Beach hatte keinen Internetzugang.
»Es muss doch einen Weg geben, mit der Außenwelt zu kommunizieren«, sagte Hadley.
Abad dachte kurz nach. Dann griff er zu seinem eigenen Telefon und rief am Flughafen Santa Isabel an. Nach ein paar Mal Läuten
Weitere Kostenlose Bücher