Codename Azteke
wurde abgenommen.
»Tower.«
»Major Abad hier. Wer hat Dienst?«
»Murta, Sir. Guten Abend, Major.«
»Alles ruhig bei Ihnen?«
»Ja, Sir.«
»Erwarten Sie noch etwas?«
»Für sechs Uhr ist eine Chartermaschine aus Harare angekündigt und dann der planmäßige Flug aus Lagos um halb sieben, Sir.«
»Sie müssen mir einen Gefallen tun.« Es klang bei Abad mehr wie ein Befehl. »Rufen Sie Harare an und erkundigen Sie sich nach der Chartermaschine.«
»Sir.«
»Um was für ein Flugzeug handelt es sich?«
»727, Sir.«
»Passagiere?«
»Laut Flugplan 103.«
»Rufen Sie mich in Black Beach zurück«, befahl Abad und legte auf.
Im zweihundert Meilen entfernten Kamerun hatte der Stoßtrupp noch nichts von der Verhaftung der Hauptstreitmacht erfahren. Sie hoben planmäßig um Punkt drei Uhr morgens von der staubigen Startbahn ab, bis an die Zähne bewaffnet und mit geschwärzten Gesichtern, entschlossen, den Flughafen Santa Isabel einzunehmen und zu halten, bis ihre Kollegen eintrafen.
Um 03:47 Uhr landeten sie und fuhren direkt bis zum Fuß des Towers. Der Lotse vom Dienst, Murta, war bereits aufgebracht, drohte mit allen möglichen Sanktionen, weil dieser Flug nicht angekündigt gewesen war und er keine Spur von einem Flugplan finden konnte, und beschimpfte die Crew aus Kamerun, die kein Spanisch sprach und nur wenig Englisch – die offizielle Sprache im internationalen Luftverkehr –, in allen Tonarten.
Verärgert sah Murta, dass die Crew seine Anweisungen, gegenüber vom Terminalgebäude zu parken, nicht verstand oder ignorierte. Mit einem Megafon bewaffnet trat er auf den Balkon des Towers und belegte sie mit Schimpfnamen wie Huevones oder ähnlich wenig schmeichelhaften Wörtern, die vor Jahrhunderten von der Iberischen Halbinsel importiert worden waren.
Ein zwanzigjähriger Swasi mit blauen Augen und blonden Locken, der einem Erdferkel mit einem gewöhnlichen Jagdgewehr auf tausend Meter Entfernung den Schwanz
abschießen konnte, stieg als Erster aus der Antonov. Er legte das Fadenkreuz seines Zielfernrohrs über Murtas Gesicht und schoss ihm ein 9-mm-Hochgeschwindigkeitsgeschoss mit Messingmantel in den Kopf, ohne das Megafon auch nur anzukratzen.
Der Rest des Stoßtrupps stieg schnell aus und begann, das Gelände des fast verlassenen Flughafens zu sichern, das ihnen dank des Internets kaum mehr Überraschungen bot als ihr eigener Garten.
Um 04:30 Uhr war der Flugplatz in ihrer Hand. Ein Südafrikaner, der früher im Tower des Flughafens von Durban gearbeitet hatte, nahm den Platz des toten Lotsen ein und versuchte die Boeing 727 auf einer bestimmten Frequenz zu erreichen, doch da er keine Antwort bekam, nahm er an, dass sie noch außer Reichweite war.
Ein paar Söldner richteten an der Zufahrtsstraße zum Flughafen eine schwer bewaffnete Basis ein, zu der ein Raketenwerfer gehörte, der die ersten Gegner, die sich blicken ließen, zum Nachdenken veranlassen würde.
Die anderen konnten nicht viel mehr tun, als auf den ihnen zugewiesenen Posten abzuwarten und sich eventuell in den leeren Duty-Free-Läden nach einer schicken Ray-Ban-Brille oder einem neuen iPod umzusehen.
Ein paar Minuten später kam ein Polizist zum Terminalgebäude geradelt. Die Einheit an der Zufahrtsstraße ließ ihn durch. Eine alte Dame hatte berichtet, sie hätte aus der Richtung des Flughafens einen Schuss gehört. Der Polizist versuchte, ins Terminalgebäude zu gelangen, doch dessen Türen waren noch verschlossen. Eigentlich hätte das Reinigungspersonal am Werk sein sollen, im Tower hätte Licht brennen müssen, und ein Wagen sollte vor den ersten
frühen Landungen die Landebahn kontrollieren. Danach sah es nicht aus, aber wenn tatsächlich Schüsse gefallen waren, dann würde er sich nicht auch noch freiwillig abschießen lassen. Also pfiff er vor sich hin, um möglichst unbesorgt zu wirken, und hoffte, dass er ungehindert zur Polizeiwache zurückkam. Sollte sich doch die Armee darum kümmern.
Alles auch nur entfernt Ungewöhnliche, was am Flughafen oder in seiner Umgebung vor sich geht, wird mir augenblicklich gemeldet, hatte Abad befohlen, sonst wird der Verantwortliche mein Gast im Black Beach sein.
Kurz nachdem der Polizist davongeradelt war, erkundigte sich ein ankommender Flug aus Lagos beim Tower nach dem Wetter in Malabo. Der Südafrikaner erklärte, der Flughafen sei geschlossen, und riet ihnen, nach Port Harcourt auszuweichen. Dann wechselte er die Frequenz und versuchte erneut, Kontakt mit seinem
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